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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Situationen zu bringen?
    Apropos Hochzeit. Ich nahm probeweise den Telefonhörer ab, bekam ein Freizeichen und rief die Nummer an, die Derek mir gegeben hatte.
    »Niederlassung Südost«, meldete sich eine Frauenstimme.
    Entweder hatte ich mich verwählt, oder mein Wunderknabe machte wirklich Karriere. »Ich hätte gerne mit Derek gesprochen.«
    Es klickte in der Leitung, und dann war Derek dran. »Ja?«
    »Hast du jetzt eine Sekretärin?«
    Er lachte. »Nein. Das ist bloß Mila. Sie überwacht die Anrufe. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich habe hier ein Päckchen für dich.«
    »Großartig!« Er riss sich zusammen und fuhr in gleichmütigerem Tonfall fort: »Wann kann ich es denn abholen?«
    »Ich bringe es dir morgen vorbei.«
    »Hast du ihm ordentlich die Fresse poliert?«
    Ha! Unter der Maske des coolen Business-Werwolfs steckte doch immer noch der alte Derek. »Na ja, so ähnlich. Du hattest übrigens recht: Er kann sich tatsächlich in Luft auflösen. Und während er verschwunden ist, kann er sich außerdem auch noch regenerieren.«
    Julie kam zurück in die Wohnung. Sie trug ein Halsband mit Münzen und kleinen Amuletten aus Metall. Sie blieb im Flur stehen und guckte prüfend. Als sie zu dem Schluss kam, dass ich nicht ausrasten würde, schlüpfte sie wieder auf ihren Stuhl und sah nach, was es noch zu essen gab. Es waren nur noch Kartoffeln übrig. Sie nahm sich eine Handvoll, aß und leckte sich die Finger.
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitte«, sagte ich ins Telefon und schob Julie die Butter und das Salz hin.
    »Ich werde tun, was ich kann«, erwiderte Derek.
    Julie beobachtete mich verstohlen, wahrscheinlich versuchte sie einzuschätzen, ob ihr ein Donnerwetter drohte.
    »Ich hätte gerne eine Audienz bei Ihrer Hoheit.« Ich kann nicht glauben, dass ich das sage .
    »Ich kann nicht glauben, dass du das sagst. Nicht nach dem Gezeter, das du veranstaltet hast, als ich dich zu unserem Frühjahrstreffen eingeladen habe. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Worte ›dieses arrogante Arschloch will ich nie wiedersehen‹ und ›nur über meine Leiche‹.«
    »Das Frühjahrstreffen war freiwillig.« Nachdem ich beim Red-Point-Fall mit dem Rudel zusammengearbeitet hatte, hatte man mir den Status eines Freundes des Rudels verliehen, und zu den Vergünstigungen, die dieser Status mit sich brachte, zählte offenbar auch, dass man zu solchen Feierlichkeiten eingeladen wurde. Aber sonst? Wenn ich auf ihr Territorium vorgedrungen wäre, hätten die Gestaltwandler vermutlich nur ein paar Sekunden lang gezögert, ehe sie mich zu Kate-Sushi verarbeitet hätten.
    »Myong?« Ein leicht missbilligender Ton schlich sich in Dereks Stimme.
    »Ja oder nein?«
    »Ja, natürlich, gern«, erwiderte er, mit einem Mal wieder ganz geschäftsmäßig. »Ich vereinbare einen Termin und gebe dir dann Bescheid.«
    Wir verabschiedeten uns und legten auf.
    »Wer war das?«, fragte Julie.
    »Mein Werwolf-Kumpel. Wir treffen uns morgen mit ihm.«
    »Du kennst welche vom Rudel?«
    »Ja. In der Waschtischschublade im Bad liegt übrigens eine nagelneue Zahnbürste, die du gern benutzen darfst.«
    Sie machte ein langes Gesicht. »Muss das sein?«
    »Und ob.«

Kapitel 9
    I ch überließ Julie mein Bett samt Decke und rollte für mich einen alten Armeeschlafsack auf dem Fußboden aus. Die Magie hatte die Stadt wieder fest im Griff. Ich hatte die Feenlampen bereits abgedreht, und die Wohnung wurde nun ausschließlich von draußen erhellt – vom silbernen Mondschein und dem schwachen Glimmen der Fenstergitter, die auf die Magie des Abwehrzaubers reagierten.
    In der Ferne heulte irgendwo ein Wolf. Ich konnte Wolfs- und Hundegeheul stets gut unterscheiden: Das Heulen der Wölfe jagte mir unweigerlich eine Gänsehaut über den Rücken. Ich dachte an Curran. Das Unheimliche war, dass ich geradezu gespannt darauf war, ihm am nächsten Tag zu begegnen.
    Was stimmte nicht mit mir? Das mussten die Hormone sein. Ein rein biologisches Problem. Ich litt an einem Hormonüberschuss, der mein ansonsten vernünftiges Denken überschattete und dazu führte, dass ich mit vollkommen abstrusen Vorstellungen an grauäugige, gemeingefährliche Wahnsinnige dacht e …
    »Ich kann auch auf dem Boden schlafen«, schlug Julie vor.
    Ich zuckte die Achseln. »Danke, das ist nett von dir, aber ich bin dran gewöhnt. Als ich ein kleines Mädchen war, hat mich mein Dad oft auf dem Boden schlafen lassen. Er wollte verhindern, dass ich Rückenprobleme kriege, so wie

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