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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Abschnitt anlangte, bei dem ich die Vorgänge mit eigenen Worten schildern sollte, hätte ich Streichhölzer gebraucht, um meine Augen offen zu halten. Bei der Frage »Welche Absichten verfolgte der Verdächtige Ihrer Meinung nach?« schrieb ich: »Er wollte die Stadt niederbrennen. Er war nämlich vollkommen übergeschnappt.«
    Als ich endlich die schweren Stahltüren der Söldnergilde hinter mir ließ, zeigte sich am Himmel die erste Morgenröte. Wenigstens hatte ich den Armbrustbolzen aus Jeremys Rücken. Und dank des Vorschusses war ich nun dreihundert Dollar reicher. Das restliche Geld bekam ich erst, wenn die Polizei grünes Licht gab. An der nächsten Straßenecke hatte ich den Vorschuss im Geiste schon auf etliche offene Rechnungen aufgeteilt. Ich besaß das Geld noch – wenn ich die Hand in die Tasche schob, spürte ich das weiche Papier der gebrauchten Scheine, vier Fünfziger und fünf Zwanziger –, und dennoch war es längst schon wieder futsch.
    Eines der größten Rätsel des Universums.
    Zwei Stunden später betrat ich hundemüde die Niederlassung des Ordens in Atlanta. Ich hatte einen großen Becher Kaffee dabei und den geheimnisvollen Bolzen, in einer braunen Papiertüte verstaut, unter den Ellbogen geklemmt. Die Dienststelle empfing mich mit ihrer ganzen Farbenpracht – ein langer Flur mit grauem Teppichboden, grauen Wänden und grauen Deckenleuchten.
    In dem Moment, als ich das Gebäude betrat, kehrte die Magie zurück. Die gesamte Elektrik versagte den Dienst, stattdessen leuchteten bläulich die Röhren der Feenlampen auf.
    Das war jetzt die dritte Magiewoge innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Auf die Magie war in den vergangenen Tagen überhaupt kein Verlass mehr gewesen. Sie kam und ging, als wüsste sie nicht, was sie wollte.
    In dem leeren Korridor hallte leise das Tippen einer alten Schreibmaschine wider. Es kam aus dem kleinen Sekretariat vor dem Büro des Protektors. »Guten Morgen, Maxine.«
    » Guten Morgen, Kate «, antwortete Maxines Stimme in meinem Kopf. » Eine anstrengende Nacht ?«
    »Könnte man so sagen.«
    Ich schloss die Tür zu meinem Büro auf. Die hiesige Niederlassung des Ordens gab sich große Mühe, einen unscheinbaren Eindruck zu machen, aber mein Büro war selbst nach diesen Maßstäben winzig. Es bot gerade mal genug Platz für einen Schreibtisch, zwei Stühle, eine Reihe von Aktenschränken und einige Bücherregale. Die Wände waren in einem weiteren hinreißenden Grauton gestrichen.
    Ich blieb in der Tür stehen. Ich hatte dieses Büro von Greg übernommen. Seit seinem Tod waren nun schon fast vier Monate vergangen. Ich hätte längst darüber hinweg sein sollen, doch manchmal, so auch an diesem Morgen, fiel es mir schwer, das Büro zu betreten. Meine Erinnerung beharrte darauf, dass Greg dort sein würde, wenn ich hineinging, er würde mit einem Buch in der Hand dort stehen und mir auf seine übliche Art aus seinen dunklen Augen vorwurfsvoll, aber nie unfreundlich entgegenblicken. Er war stets bereit, mir aus jedem Schlamassel herauszuhelfen, den ich mir eingebrockt hatte. Doch nun war das alles vorbei. Greg war tot. Erst meine Mutter, dann mein Vater, dann Greg. Alle, die mir nahestanden, waren eines gewaltsamen Todes gestorben. Wenn ich noch länger darüber nachdachte, würde ich anfangen zu heulen wie ein Werwolf bei Vollmond.
    Ich schloss die Augen und versuchte die Erinnerungen an Greg in seinem Büro zu verdrängen. Fehler. Nun stand mir Greg umso eindringlicher vor Augen.
    Ich machte kehrt und ging den Korridor hinab zur Waffenkammer. Schön, war ich also ein Feigling. Na und?
    Andrea saß auf einer Bank und reinigte eine Handfeuerwaffe. Sie war eine kleine, aber kräftige Frau, deren Gesicht die Leute unwillkürlich dazu brachte, ihr in der Schlange vor der Supermarktkasse ihre Lebensgeschichten anzuvertrauen. Sie kannte sich bestens mit der Satzung des Ordens aus und konnte noch so entlegene Statuten auswendig herbeten. Ihre Funkgeräte verloren nie die Verbindung, ihre Magie-Scanner funktionierten stets einwandfrei, und wenn man ihr ein defektes Gerät brachte, bekam man es anderntags voll funktionsfähig und picobello geputzt zurück.
    Andrea hob den blonden Schopf und salutierte neckisch. Ich zuckte die Achseln und spürte dabei das beruhigende Gewicht meines Schwerts Slayer, das in seiner Scheide auf meinem Rücken ruhte. Dann erwiderte ich den Gruß mit einer Handbewegung. Ich hing sehr an diesem Stück Metall. Nach dem kleinen Abenteuer, das

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