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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wieder da«, sagte ich und kam mir ein wenig dumm dabei vor.
    Sie verzog das Gesicht. »Mist. Dann hat das wahrscheinlich keinen Zweck. Aber wer weiß. Manchmal kann man ja sogar dann noch irgendwelche Magie-Rückstände feststellen.«
    Wir sahen zu dem Glaswürfel hinüber. Wir wussten beide, dass es zwecklos war. Während einer Technikphase musste man schon etwas scannen, das mit Magie geradezu gesättigt war, um einen guten M-Scan zu bekommen. Ein Körperteil beispielsweise. Der M-Scanner analysierte die Magie-Rückstände, die jemand an einem Objekt hinterlassen hatte, und gab sie auf einem Ausdruck in verschiedenen Farben an: blau bei Menschen, grün bei Gestaltwandlern, violett bei Vampiren. Farbtöne und Leuchtkraft deuteten auf die einzelnen Formen der Magie hin, und so einen M-Scan korrekt zu interpretieren war eine Wissenschaft für sich. Die Magie-Spuren auf einem Armbrustbolzen, der wahrscheinlich nur ganz kurz festgehalten worden war, konnten allenfalls minimal sein. Ich kannte hier in der Stadt nur einen einzigen Mann, der über einen so guten M-Scanner verfügte, dass er auch während einer Technikphase derlei winzige Magie-Rückstände aufspüren konnte. Er hieß Saiman. Das Dumme war bloß, wenn ich zu ihm ging, würde mich das ein kleines Vermögen kosten.
    Der Drucker sprang an. Andrea zog den Ausdruck heraus und hielt ihn mir hin. Ihr Gesicht war noch eine Spur blasser geworden. Über das ganze Blatt zog sich ein silberblauer Streifen. Menschliche Magie . Das war für sich genommen noch nicht bemerkenswert. Jeder, der seine Macht von einem Gott oder einem Glauben bezog, stellte sich so dar: der Papst, Shaolin-Mönche, selbst Greg, ein Wahrsager des Ordens, hatte diese silberblaue Spur hervorgerufen. Seltsam war nur, dass wir, solange die Technikphase anhielt, eigentlich gar keinen M-Scan hätten bekommen dürfen.
    »Was bedeutet das? Sind die Magie-Rückstände an diesem Ding so unglaublich stark?«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Die Wogen der Magie haben sich in letzter Zeit ausgesprochen sprunghaft verhalten.«
    Wir sahen einander an. Wir wussten beide, worauf dieses hektische Hin und Her hindeutete: auf einen Flair. Und einen Flair brauchte ich ungefähr so dringend wie ein Loch im Kopf.
    » Da ist eine Bittstellerin, um die du dich kümmern solltest «, sagte Maxines Stimme in meinem Kopf.
    Ich nahm den M-Scan und ging in mein Büro.

Kapitel 2
    I ch ließ mich an meinem Schreibtisch nieder. Ein Flair war im Anzug. Wenn die normalen Gezeiten Wogen der Magie waren, dann war ein Flair ein Tsunami der Magie. Es begann mit einer Reihe schwacher Magie-Schwankungen, die schnell anstiegen und wieder abebbten. Während dieser kurzen Wellen verschwand die Magie nie ganz, sie kam vielmehr immer stärker und stärker zurück, bis sie uns schließlich mit einer Riesenwoge überschwemmte.
    Einer Theorie zufolge koexistierten die Magie und die Technik früher in einem Gleichgewicht. Es war wie beim Pendel einer alten Standuhr, das kaum merklich hin- und herschwang. Dann aber begann das Zeitalter des Menschen, und Menschen sind nun einmal aus Fortschritt gemacht. Sie überentwickelten die Magie und schoben das Pendel damit immer weiter auf die eine Seite hinaus, bis es hin- und herzuschwingen begann und die Wogen der Technik auslöste. Dann jedoch übersättigte die Technik die Welt, auch dies dank der ewig übereifrigen Menschen, und nun schwang das Pendel zur anderen Seite aus, zur Seite der Magie. Die Wende von der Magie zur Technik hatte zu Beginn der Eisenzeit stattgefunden. Die gegenwärtige Wende hatte, offiziellen Angaben nach, vor etwa dreißig Jahren ihren Anfang genommen. Alles hatte mit einem Flair begonnen, und mit jedem folgenden Flair waren weitere Teile der Welt der Magie erlegen.
    Während eines Flairs konnten die absurdesten Dinge geschehen. Die Flut der Magie hielt nur zwei oder drei Tage lang an, aber diese Tage waren die Hölle. Einen Moment lang wünschte ich, ich wäre immer noch nur eine einfache Söldnerin. Dann hätte ich nach Hause gehen und abwarten können, bis der ganze Wahnsinn vorüber war.
    Eine Frau erschien in meiner Tür – die angekündigte Bittstellerin. Sie war schlank und elegant und sah nicht einfach nur gut, sondern geradezu hinreißend aus: Mandelaugen, makelloser Teint, voller Mund und schimmerndes schwarzes Haar, das sich in einer glatten Welle über ihre Schultern ergoss. Sie trug ein schwarzes, eng anliegendes Kleid, und beim Anblick ihrer Schuhe taten mir die

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