Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville

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kurzen Schlaf, wenngleich meistens das Unterrichten für mich Vorrang hatte.
    Ihr seid wie das Mädchen, ihr seid das Mädchen.
    »Ach du süßer Jesus!«, entfuhr es mir. »Verflucht, sagt es doch einfach.« Die Dringlichkeit, mit der sie sich abmühten, war mindestens so groß wie meine, da bin ich mir so sicher, wie ich es nur sein kann. »YlSib, frag sie das: Wissen sie, wer ich bin?«
    Sprache . Die Ariekei murmelten. Sie ist das Mädchen, dem in …
    Ich unterbrach sie. »Ob sie es wirklich wissen, das meine ich. Wissen sie, was ein Mädchen ist? Sie wissen, dass ich ein Simile bin, doch wissen sie, dass ich das Mädchen bin? Was glauben sie, was ihr seid, YlSib? Wie viele seid ihr?«
    »Ihr wisst, wonach sie gefragt hat«, warf Bren ein. »Das Geheimnis der Zählung.« Hielten die Ariekei eine Botschafterin für eine Person oder zwei? Das Botschaftspersonal hatte uns immer gesagt, es wäre eine sinnlose, nicht übersetzbare und unhöfliche Frage.
    »Es tut mir leid«, fuhr ich fort, »doch sie müssen verstehen, dass ihr zwei Personen seid, weil sie begreifen müssen, dass ich eine bin. Dass dieses verdammte Quäken, das ich von mir gebe, eine Sprache ist. Dass ich zu ihnen rede.« Die Ariekei beobachteten, wie eine fleischliche Präsenz Geräusche zu anderen schneller und lauter ausstieß als gewöhnlich.
    Schweigen trat ein. Schließlich meinte Bren: »Das ist nie etwas gewesen, auf dessen Klärung Botschafter unbedingt scharf gewesen sind.«
    »Dann klärt es«, forderte ich ihn auf. »Botschafter werden nicht mehr länger die einzigen wirklichen Personen sein.«
    Ich glaube nicht, dass wir Generationen ariekenischen Denkens hätten umstürzen können, auch nicht mit einer so avantgardistischen Gruppe wie dieser, wäre ihnen nicht irgendwo bis zu einem gewissen Grad bewusst gewesen, dass jeder von uns ein denkendes Wesen war. Spanischer Tänzer und seine Kameraden reagierten so, als ob sie »Natürlich, was soll das?« sagen wollten. Als YlSib viele Male auf diesen Punkt beharrten, reagierten sie langsam mit wachsender Faszination, mit Verwirrung oder einer Empfindung, die möglicherweise Ärger oder Furcht war. Zum Schluss sah ich, wie ich hoffte, ein angemessenes Gefühl dafür, dass sich ihnen etwas offenbart hatte.
    Sie spricht gerade , sagten YlSib zu ihnen. Das Mädchen, das aß, was ihr gegeben wurde. Wie ich zu euch spreche.
    »Ja«, bekräftigte ich, als die Ariekei glotzten. »Ja.«
    Sprache war die Einheit, in der das Denken und die Wahrheit der Ariekei stattfanden. YlSib machten einen gewaltigen Anspruch geltend, indem sie in Sprache indirekt versicherten, dass ich über ein Empfindungsvermögen verfügte. Sie teilte ihnen mit, dass ich gerade gesprochen hatte, und infolgedessen beharrte Sprache darauf, dass es andere Arten von Sprache als Sprache geben musste.
    »Bringt sie dazu, es auszusprechen«, verlangte ich. »Dass das, was ich tue, Sprechen ist.«
    Spanischer Tänzer sagte es: Der Mensch in Blau spricht. Die anderen hörten zu. Sie bemühten sich, und einer nach dem anderen schaffte es, den Satz zu wiederholen.
    »Sie glauben es«, stellte ich fest.
    Das war der Punkt, wo sich etwas zu ändern begann.
    »Übersetzt«, bat ich YlSib und wandte mich dann an die Ariekei. »Ihr kennt mich. Ich bin das Mädchen, das aß … und so weiter. Ich bin wie ihr, und ihr seid wie ich, und ich bin wie ihr. Ich bin ihr.«
    Einer von ihnen rief etwas. Etwas passierte. Es verbreitete sich unter ihnen. Spanischer Tänzer starrte mich an.
    »Avice«, sagte Bren warnend.
    »Übersetzt für sie, was ich sage«, fuhr ich fort und schaute auf Spanischer Tänzer. Ich sah ihm in die Beinahe-Augen, mit einer Eindringlichkeit, als ob ich zu einem Menschen spräche. »Übersetzt es. Ich wartete darauf, dass sich die Dinge verbessern, Spanischer Tänzer, und somit bin ich wie du. Ich bin du. Ich nahm, was mir gegeben wurde, somit bin ich wie die anderen. Ich bin sie.« Ich stellte mich in den Lichtschein einer Fackel. »Ich leuchte in der Nacht, ich bin wie der Mond. Ich bin der Mond.« Ich legte mich zu Boden. »Sie wissen, wie wir schlafen, nicht wahr? Ich bin so müde, dass ich so still wieder Tod liege; ich bin wie der Tod. Ich bin so müde, dass ich tot bin. Seht ihr?«
    Die Ariekei taumelten. Ihre Fächerflügel fuhren auf, falteten und öffneten sich. Sie streckten ihre Präsentflügel nach mir aus, sodass Bren aufkeuchte, doch sie berührten mich nicht. Sie gaben Worte und Laute von sich.
    »Was geschieht