Stadt der Lüste
Verkäufen, und Ed hat viel Talent für Mietimmobilien. Das sind zwei ganz unterschiedliche Märkte. Bei den Vermietungen erwarten einige Kunden von uns ein Maximum an Flexibilität, und bis man ein Haus verkauft hat, kann es oft Monate dauern. Dafür braucht man viel Geduld und gute Nerven. Hat Catherine Ihnen schon einen kleinen Überblick verschafft?«
»Ja, das hat sie. Ich freue mich wirklich sehr darauf, hier zu arbeiten.«
»Warum möchten Sie bei einer Immobilienagentur anfangen?«
»Ich war fast zehn Jahre lang Bankangestellte. Als man mir eines Tages anbot, mich freizustellen, war die Abfindung einfach zu großzügig, als dass ich sie hätte ausschlagen wollen. Da ich aber keine Lust habe, sie zu verplempern oder gar nicht mehr das Haus zu verlassen, will ich so schnell wie möglich wieder arbeiten.«
»Das ist aber eine ganz schöne Veränderung«, wandte Malcolm ein.
»Ja, aber ich habe einfach genug von Banken und großen Firmen. Ich möchte in einer kleineren Firma arbeiten. Dieser Teil des Immobilienmarktes interessiert mich sehr, und zudem kannte ich Catherines Mann.«
»Und da haben Sie Ihre Beziehungen spielen lassen?«, fragte er zögernd, als begäbe er sich auf gefährliches Terrain.
»Ich sehe das nicht ganz so eng. Sie haben bestimmt Verwendung für eine helfende Hand, und ich bin bereit, mich ins Zeug zu legen, wann und wo es notwendig ist.«
Da steckte ein junger Mann den Kopf zur Tür hinein. »Entschuldige bitte die Störung, Malcolm, aber die Rayners sind hier.« Er trug ein elegantes blaues Oxford-Hemd, eine rote Krawatte und eine dunkelblaue Hose. Ian Cameron, zweiundzwanzig, Sonias Assistent, dachte Emma. Es war äußerst angenehm, schon so gut Bescheid zu wissen.
»Danke, Ian. Das ist übrigens Emma Fox. Sie arbeitet ab sofort für uns. Könntest du sie Jane und Sonia vorstellen?«
»Natürlich. Ich habe die Rayners in Raum zwei gebeten und bringe ihnen auch gleich Kaffee«, erwiderte Ian und begrüßte Emma gleichzeitig mit einem Nicken.
»Die Rayners möchten, dass wir eine Wohnung für ihren Sohn finden«, klärte Malcolm Emma in leicht gereiztem Tonfall auf. »Er hat vor zwei Jahren seinen Uni-Abschluss gemacht und beschlossen, dass es an der Zeit ist, das Elternhaus zu verlassen. Seine Eltern stellen sich für ihn eines dieser umgebauten Kutscherhäuschen in einem eleganten Viertel vor, er selbst will aber unbedingt einen modernen Loft wie in New York. Und ich sitze zwischen den Stühlen.«
Während sie sich unterhielten, hantierte Ian mit Tassen und Kaffeekanne und schien sie vollkommen vergessen zu haben. Er trug die Haare kurz, was seine hübsche Kopfform noch unterstrich. Sein Anblick rief angenehme Erinnerungen an englische Jungs in Emma wach.
»Ich nehme mal an, dass die Eltern die Miete bezahlen«, sagte sie zu Malcolm.
»Selbstverständlich.«
»Hat Lomax denn Wohnungen im Angebot, die aussehen wie ein New Yorker Loft?«
»Ja, wir haben tatsächlich zwei Lofts, was ungewöhnlich ist. Einer befindet sich am Stadtrand, der andere in Soho. Die Eltern wollen allerdings, dass ihr Söhnchen nicht weiter als bis nach Kensington zieht, undich bin geneigt, mich ihnen anzuschließen. Wir wissen einfach nicht genug über Lofts. Sie sind ein bisschen zu modern für uns.«
Ohne darüber nachzudenken, stürzte sich Emma mitten hinein in die Situation und begann, sie zu analysieren.
»Wie durchsetzungswillig sind die Eltern?«, fragte sie.
»Nicht besonders. Sie sind eher lästig als alles andere.«
»Sagen Sie mir, wenn ich Ihnen helfen kann. Ich will mich nicht aufdrängen, aber ich habe einmal für einige Monate in einem Loft in New York gewohnt. Ich könnte entweder die Eltern von der Idee überzeugen oder den Sohn davon abbringen.«
Während Malcolm über das Angebot nachdachte, schwelgte Emma in Erinnerungen an den Sommer, den sie in dem New Yorker Loft verbracht hatte.
»Das könnte wirklich hilfreich sein«, sagte Malcolm schließlich. »Ich schlage es den Rayners vor, und dann sehen wir, was sie davon halten.«
»Hat Lomax schon eine Wohnung im Sinn, in die der Sohn ziehen könnte?«, fragte sie.
»Nein, wir haben lediglich die Zufriedenheit unserer Kunden im Sinn. In diesem Fall sind die Kunden die Eltern, aber der Sohn könnte in Zukunft ebenfalls Kunde werden. In Bezug auf unsere Einnahmen ist es irrelevant, ob er in eine elegante Wohnung in Kensington oder in einen Loft zieht.«
»Ich bringe den Rayners nur schnell Kaffee und kümmere mich dann um
Weitere Kostenlose Bücher