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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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etwas von der Stadt, wo das hübsche Notizbuch gemacht worden war, aber Lucien musste wohl nicht alles mitbekommen haben, denn es ergab keinen rechten Sinn. »… schwimmt auf dem Wasser. Du musst sie eines Tages besuchen, Lucien. Wenn du über die Lagune

    kommst und all die Gebäude vor dir hast, die über dem Wasser schweben, weißt du, das ist einfach wie im Himmel. Alles so golden…« Dads Stimme erstarb. Lucien überlegte, ob er es vielleicht als taktlos empfunden hatte, dass er den Himmel erwähnt hatte. Aber Dads Beschreibung der geheimnisvollen Stadt gefiel ihm
    – Venedig, so hieß sie wohl? Während seine Lider schwerer wurden und sein Geist im Nebel eines tiefen Schlafs versank, spürte er noch, wie Dad ihm das kleine Notizbuch in die Hand steckte.
    Und er fing an zu träumen – von einer Stadt, die auf dem Wasser schwamm, durchzogen von Kanälen und überragt von Kuppeln und Kirchtürmen…
    Arianna beobachtete die Prozession vom Boot ihrer Brüder aus. Sie hatten sich den Tag freigenommen, wie jedermann auf den Laguneninseln, mit Ausnahme der Köche. Keiner, der nicht unbedingt musste, arbeitete am Tag des Sposalizio, aber all die Feiernden mussten doch schließlich verköstigt werden.
    »Da ist sie ja!«, rief Tommaso plötzlich. »Dort ist die Barcone!«
    Arianna stand im Boot auf und brachte es wieder zum Schaukeln. Sie sah angestrengt zur Einmündung des Großen Kanals. Weit in der Ferne konnte sie eben das Scharlachrot und Silber der Barcone erkennen. Andere Leute hatten die Festtagsbarke auch entdeckt und alsbald ertönten Jubelrufe und Pfiffe über dem Wasser, während sich die Duchessa würdevoll und feierlich der Vermählung mit dem Meer näherte.
    Die Barke wurde von einer Mannschaft der besten Mandoliers der Stadt gerudert
    – von jenen gut aussehenden jungen Männern, die die Mandolas durch die Kanäle der Stadt stießen. An diesen jungen Männern war Arianna in erster Linie interessiert.
    Als die Barke der Duchessa auf der Höhe von Tommasos und Angelos Boot war, starrte Arianna auf die Muskelpakete der schwarzhaarigen, glutäugigen Mandoliers und seufzte. Aber nicht vor Sehnsucht.
    »Viva la Duchessa!«, riefen ihre Brüder und schwenkten ihre Hüte durch die Luft.
    Arianna riss ihren Blick von den Ruderern los und richtete ihn auf die Gestalt, die bewegungslos an Deck stand. Die Duchessa bot ein eindrucksvolles Bild. Sie war groß und hatte langes dunkles Haar, das auf ihrem Haupt zu einer kunstvollen Frisur mit eingeflochtenen weißen Blüten und wertvollen Juwelen und Edelsteinen aufgetürmt war. Ihr Gewand war aus feinem dunkelblauem Taft, der mit Grün und Silber durchwirkt war, sodass sie im Licht schimmerte wie eine Nixe.
    Von ihrem Gesicht war nur wenig zu sehen. Wie üblich trug sie eine Maske. Die heutige war aus Pfauenfedern gemacht, so glänzend und schillernd wie ihr Kleid.
    Hinter ihr standen ihre Zofen, alle in Masken, wenn auch einfacher gekleidet. Sie hielten Umhänge und Handtücher bereit.
    »Es ist ein Wunder«, sagte Angelo. »Nie sieht sie auch nur einen Tag älter aus.
    Fünfundzwanzig Jahre herrscht sie jetzt über uns und hat immer für unser Wohlergehen gesorgt, und immer noch hat sie die Figur eines Mädchens.«
    Arianna schnaubte verächtlich. »Du weißt doch gar nicht, wie sie vor fünfundzwanzig Jahren ausgesehen hat«, sagte sie. »So lange kommst du noch gar nicht zur Vermählung.«
    »Aber fast«, sagte Tommaso. »Das erste Mal haben mich unsere Eltern mitgenommen, als ich fünf war, und das war vor zwanzig Jahren. Und da hat sie genauso ausgesehen, kleine Schwester. Es ist ein Wunder.« Und er machte das Zeichen, das für die Lagunenbewohner Glück bedeutete – er berührte mit dem Daumen der rechten Hand den kleinen Finger und legte die mittleren Finger erst auf die Stirn und dann auf die Brust.
    »Und ich bin zwei Jahre später dazugekommen«, ergänzte Angelo und sah Arianna stirnrunzelnd an. Offenbar ärgerte ihn der rebellische Zug, den seine kleine Schwester an den Tag legte, wenn es um die Duchessa ging.
    Arianna seufzte erneut. Auch sie hatte die Vermählung das erste Mal mit fünf Jahren gesehen. Zehn Jahre zusehen und warten. Aber dieses Jahr war es anders. Sie würde morgen bekommen, was sie wollte, oder bei dem Versuch umkommen – und das war nicht nur so dahingesagt.
    Die Barke hatte das Ufer der Insel Sant’Andrea erreicht. Dort wartete der kirchliche Hohepriester, um die Duchessa an der Hand auf den roten Teppich hinauszugeleiten,

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