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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Inspector Sears, ob ich über den ganzen Vorgang Beschwerde einlegen möchte, werde ich mir noch überlegen. Das wird sich zeigen. Zweifellos sind jedoch die Zustände, die momentan vor dem Haus der Familie Baker herrschen, absolut inakzeptabel. Wie können Sie so etwas dulden, Mann?«
    Der Inspector bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. »Bisher sah ich keine Veranlassung, etwas dagegen zu unternehmen. Die Öffentlichkeit hat schließlich ein Recht auf Information in diesem Fall. Das dient auch der Abschreckung.«
    Horace spürte, wie erneut heißer Zorn in ihm hochkochte. Am liebsten hätte er den Mann geohrfeigt. »Ein Recht auf Information nennen Sie das? Sind Sie verrückt? Es sind bereits Fenster eingeworfen worden. Die Bewohner des Hauses wagen sich seit Tagen nicht einmal mehr vor die Tür. Ich sah mich gezwungen, durch Kellerräume zu kriechen, um mit heiler Haut hierher zu gelangen. Es fehlt nicht mehr viel und der Mob zündet der bedauernswerten Mrs Baker das Haus über dem Kopf an.«
    »Meinen Sie nicht, dass Sie da etwas übertreiben, Sir?«
    Horace baute sich drohend vor dem Mann auf, der in provozierend lässiger Haltung vor ihm stand. »Nein, das meine ich in der Tat nicht! Und wenn Sie nicht sofort diesen Aufstand unterbinden, wird das ernste Folgen für Sie haben. Noch ist die Polizei dem Regierungsapparat unterstellt. Ich rate Ihnen also dringend, meinen Einfluss nicht zu unterschätzen, Mr Sears.«
    »Nun gut«, Sears zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Sergeant, nehmen Sie die Ihnen zugeteilten acht Mann und sorgen Sie für Ruhe vor dem Haus. Wenn nötig, beziehen Sie mit Ihren Leuten Wache dort, verstanden?«
    »Ja, Sir!« Der Sergeant beeilte sich, dem Befehl seines Vorgesetzten Folge zu leisten, augenscheinlich zutiefst erleichtert, dass die heikle Entscheidung darüber nicht ihm aufgebürdet wurde.
    Dann wandte sich der Inspector wieder dem aufgeregten, Beschwerdeführer zu. »Darf ich fragen, Sir, was Sie zu so später Stunde noch im Haus der Familie Baker zu tun hatten?«
    Horace starrte ihn wütend an. »Ich wüsste nicht, was das hier zur Sache tut.«
    »Oh«, der Inspector lächelte milde, »das tut allerdings etwas zur Sache. Schließlich ermitteln wir in der Sache Rupert Baker noch. Uns interessieren die Kontakte der Familie verständlicherweise ganz außerordentlich. Wussten Sie von Mr Bakers sittenwidrigen Umtrieben, Mr Havisham?«
    »Dergleichen interessiert mich nicht«, gab Horace unwirsch zurück. Verflucht, er hatte vor lauter Sorge um Meredith nicht daran gedacht, dass der Inspector ein Interesse daran haben könnte, ihn zu den Vorgängen zu verhören. »Wenn Sie es genau wissen wollen: Ich bin der Familie über den kürzlich verstorbenen Mr Joseph Baker verbunden. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, war dieser bis zu seiner schweren Erkrankung ein hochgeachtetes Mitglied der Whigs und Parlamentsabgeordneter. Ich übernahm seinen Platz im Parlament. Darüber hinaus bin ich geschäftlich mit dem Produktionsunternehmen der Bakers verbunden. Mr Rupert Baker ist seit dem Tode seines Vaters mein Teilhaber.«
    »Ich verstehe!«
    Wieder dieses falsche Grinsen. Horace hätte dem Mann gerne ins Gesicht gespuckt. Der Kerl hatte schließlich Meredith gequält. Trotzdem konnte er nicht einfach gehen. Er musste wissen, was dieser Inspector über den Fall zu wissen glaubte. »Darf ich fragen, wer diese Anschuldigungen gegenüber Mr Baker überhaupt vorgebracht hat?«
    »Fragen dürfen Sie das selbstverständlich, Mr Havisham, aber leider bin ich nicht befugt, Ihnen darüber Auskunft zu erteilen. Außerdem würde ich damit in laufende Ermittlungen zu einer ernsten Straftat eingreifen. Sie verstehen, dass mir da die Hände gebunden sind?«
    Horace knirschte mit den Zähnen, aber er sah ein, dass es aussichtslos war. Wer nur hatte Rupert Baker ans Messer geliefert? Vielleicht einer seiner eifersüchtigen Liebhaber, oder steckte gar Armindale, dieser Halunke, dahinter? Aber wenn ja, warum erst jetzt? »Dann sagen Sie mir wenigstens, wo man Rupert Baker eingesperrt hat. Ich fühle mich, schon aus Respekt vor dem verstorbenen Mr Baker senior, dazu verpflichtet, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit dessen Sohn von diesem ungeheuerlichen Verdacht befreit wird. Das verstehen Sie doch sicher.«
    »Gewiss, Sir!« Sears nickte bedächtig. »Wir haben ihn ins Clerkenwell gebracht. In Tothill Fields war kein Platz mehr im Untersuchungstrakt.«
    »Ins Clerkenwell?« Horace hielt schockiert

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