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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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wurde. Trotzdem, es ließ sich nicht leugnen, genauso wie sein ehemaliger Freund hatte er, Chadwick, sich wie eine Fliege im Spinnennetz Trumbles verfangen. Und nun, nachdem dieser Weston aufgetaucht war, blieb ihm nichts, als sich und Ngina irgendwie in Sicherheit zu bringen, bevor seine Beteiligung an dem Mordkomplott gegen Daniel de Burgh aufflog.
    Er stützte sich auf und sah Ngina direkt in die Augen. »Wir werden weggehen von hier«, sagte er bestimmt.
    Sie verzog nicht mal eine Miene. »Guttt!«, sagte sie. Es war eigentlich nur ein gutturaler Laut. Er lächelte. Er liebte ihren Akzent, der ihr durchaus vorhandenes Englisch schwer bedrängte. Sie war ihn auch in den nunmehr zwei Jahren in seinem Hause nicht losgeworden und sie würde sich nun auch nicht mehr damit plagen müssen. »Sie werden dich und unser Zusammensein ohnehin nie akzeptieren«, stellte er fest und setzte sich auf die Bettkante, um sich seine Hose überzustreifen. »Ich habe es so satt! Das Jammern meiner Frau und das Geschwätz meines unerträglichen Schwiegervaters, dieses selbstgerechten Dummkopfs.«
    Ngina schmiegte sich von hinten an ihn und biss ihn leicht in die Schulter. »Aber das ist nicht der Grund, nicht wahr, Chaddy?«
    Er erhob sich unwirsch. »Nein!«, sagte er heftig. »Das ist er zumindest nicht allein. Du weißt doch genau, was Trumble von mir wollte, damit er dich gehen ließ.« Sie sah ihn lächelnd an. Das Weiß ihrer großen Augen schimmerte hell im Mondlicht. »Ja, Chaddy, ich weiß es gut.«
    »Pack unsere Kleider«, befahl er, »aber nimm nur das Nötigste. Wir werden zügig reisen und ich will mich nicht mit zu viel Gepäck belasten. Hoffentlich bekommen wir noch die frühe Schiffspassage nach Liverpool. Ich will fort sein, bevor dieser Weston hier wieder aufkreuzt. Es geht täglich ein Schiff nach Liverpool um sechs Uhr und von dort aus ...«
    »Wohin werden wir gehen, Chaddy?« Ngina war aufgestanden und lief nun in ihrer ganzen prallen Weiblichkeit durch den Raum, um hastig ein paar Kleidungsstücke zusammenzuraffen.
    »Ja, wohin? Gute Frage ...« Kurz überlegte er, wog die Argumente, die er die ganze Nacht hin und her gewälzt hatte, noch einmal gegeneinander ab.Südamerika, Indien, China, oder doch die Goldgrube der Nation, die karibischen Inseln 46 ? Überallhin hatte er Kontakte und Verbindungen. Dann lächelte er breit, ging zu der nackten Schönheit hinüber und packte sie fest um die Taille. »Jamaica, Barbados oder vielleicht Santa Lucia. Würde dir das gefallen, meine Schöne?«
    Ihr kräftiges, weißes Gebiss blitzte auf in der Schwärze. »Sicher, das gefällt Ngina. Und ich werde dort endlich deine Frau sein?«
    »Gewiss, mein Schatz. Was kümmert mich noch mein Eheweib? Sie kann von mir aus im englischen Regen verrotten. Oh, wie ich dieses Land hasse!«
    »Und Ngina wird goldene Ringe und Halsbänder tragen und endlich sein wie eine Lady ...«
    »Nicht wie eine Lady, wie eine Königin!« Er küsste sie wild. Dann befahl er: »Beeil dich! Wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen. Ich gehe hinunter und sehe, was ich im Safe noch an Devisen habe. Es dürften wohl um die zweitausend Pfund sein. Das wird für das Erste reichen. Den Rest werde ich von Liverpool aus in die Karibik transferieren lassen. Ich habe dort Geschäftskonten. Ha, dem britischen Finanzsystem ein Lob!« Er öffnete die Tür. »Verflucht«, stöhnte er plötzlich, »Fenwick! Er wird mich hassen dafür. Und er ahnt zumindest etwas. Hoffentlich hält er dicht.«
    »Du solltest ihn belohnen«, sagte Ngina. »Mach ihn doch zum Anführer oder wie es heißt.«
    Eastman drehte sich noch einmal zu seiner Geliebten um. »Ja, du hast recht. Ich werde einen Brief aufsetzen, der ihn zu meinem Stellvertreter hier ernennt. Soll er das ruhig übernehmen. Ich werde das Geschäft dann über kurz oder lang ohnehin in die Karibik verlegen. Zumindest wird ihn das davon abhalten zu reden. Ich kenne ihn genau. Das Geschäft und seine Arbeit gehen ihm über alles. Lieber würde er sich einen Knoten in die Zunge knüpfen, als Eastman & Son zu gefährden, schon um seiner selbst willen.«
    Ngina kam zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Schreib du den Brief, Chaddy. Ich werde packen. Und dann ...«
    »... dann sind wir endlich frei!«, vollendete Eastman den Satz und eilte ins Kontor hinunter.
    ***
    »Ich bin untröstlich, Mr Weston, aber ich fürchte, Mr Eastman ist weder heute noch in nächster Zeit zu sprechen.«
    Armindales Finger

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