Stadt der Schuld
erstaunlich kräftig. Es gelang ihr einfach nicht sich seinem Griff zu entwinden, wie sehr sie sich auch dagegen wehrte. Unversehens wandelte sich ihr Beisammensein in seinem Bett zu einem Ringkampf. Es war klar, wer dabei die Oberhand behielt. Sie hatte keine Chance gegen ihn. Zornestränen liefen ihr über das Gesicht, doch Armindale schien ihre Gegenwehr nur noch mehr anzustacheln. Er keuchte jetzt hemmungslos, riss an ihrem Obergewand und Mieder und schaffte es, obwohl sie ihn daran zu hindern versuchte, endlich ihre Brüste freizulegen. Siegessicher jauchzte er auf, griff mit beiden Händen nach ihnen und zerrte unbarmherzig daran. Isobel schrie auf. Das tat weh, verflucht! »Ja, heul du nur, Schlampe«, brüllte Armindale, »du magst es doch so, oder nicht?!« Und dann drang er in sie ein, rammte ihr sein erregtes Gemächt in den Körper wie eine Lanze. »Ich ... zeig ... es ... dir, ... du ... Mist ... stück!«, schrie er im Rhythmus seiner Stöße. Sie genoss seine Grobheit zutiefst, gleichzeitig hasste sie ihn dafür. Dafür, dass er sie so demütigte, sie so durchschaut hatte. Es dauerte nicht lange und sie erreichte ihren Höhepunkt. Heftig bäumte sie sich unter ihm auf, was seine Raserei noch steigerte. Seine Finger krallten sich wie Schraubstöcke in das zarte Fleisch ihres Busens und hinterließen violett verfärbte Abdrücke. Immer wilder jagte er seinen Speer in sie, dann kam auch er. Endlich warf er sich schwitzend über sie und rang nach Luft wie ein Ertrinkender. Ein wenig zuckte er noch, dann ein Moment der Ruhe, bevor er ihr einen harten Kuss aufdrängte. Die kleine Wunde an ihrer Lippe platzte wieder auf.
»Gut«, meinte er dann und wischte sich, als er schließlich von ihr abließ, etwas blutigen Speichel aus dem Mundwinkel, das war schon ganz ordentlich! Eine angemessene Bezahlung Für meine Mühen. Wir werden das bei Gelegenheit wiederholen.« Dann stand er aus dem Bett auf, zog sich seelenruhig seinen seidenen Hausmantel über und drehte sich mit dem ihm eigenen süffisanten Lächeln auf den Lippen wieder zu ihr um. Sie hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. »Wir werden es folgendermaßen machen«, sagte er, ihre Wut gelassen ignorierend, »Sie sehen zu, dass Sie Ihren Mann heute Nacht unbedingt zur Totenwache bei Ihrem Vater verpflichten. Mr Havisham weiß immerhin, was gesellschaftlich von ihm erwartet wird, er wird Ihnen die Bitte nicht abschlagen.«
Isobel, die einsehen musste, dass ein weiterer demonstrativer Zornesausbruch ihrerseits keinerlei Wirkung auf einen Mann vom Schlage eines Mr Armindale haben würde, richtete sich achselzuckend auf und ordnete ihre Kleidung. Am Oberteil war eine Naht aufgeplatzt, aber das ließ sich mithilfe ihrer Brosche kaschieren. »Selbstverständlich habe ich bereits dafür Sorge getragen. Halten Sie mich etwa für dumm?«
»Keineswegs, Mrs Havisham.« Armindale lächelte gewinnend. Das besänftigte sie etwas.
»Ich werde also heute Nacht in Ihr Haus einsteigen und diese ominöse Schublade selbst überprüfen.«
»Wie wollen Sie das bewerkstelligen ohne den Schlüssel? Wenn Sie den Tisch aufbrechen, wird er es merken.«
»Das lassen Sie nur meine Sorge sein. Auf diesem Gebiet bin ich Spezialist, vertrauen Sie mir. Allerdings wäre es hilfreich, wenn Sie der Dienerschaft umgehend eine Nachricht zukommen lassen würden, dass diese sich für den Abend frei nehmen kann. Da Sie und Havisham ohnehin die Nacht bei Ihrem verstorbenen Vater verbringen werden, wird das keinen Verdacht erregen.«
»In Ordnung! Aber was soll ich nur machen wegen Blidge? Er wird Havisham spätestens morgen von dem Vorfall berichten.«
»Sie sind doch eine kluge Frau. Lassen Sie sich etwas einfallen, Mrs Havisham.«
»Hm!« Mürrisch sah sie ihn an. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Armindale ihr ständig die unangenehmen Seiten des Vorhabens aufbürdete – und nicht nur das. Er ließ sich auch noch fürstlich dafür bezahlen! Ärgerlich strich sie ihren Rock glatt.
»Sagen Sie einfach, Sie hätten nach dem Testament Ihres Vaters gesucht.«
»Nach dem Testament?«
»Ja! Das ergibt einen Sinn. Havisham wird, als der Geschäftsmann, der er ist, dafür Verständnis aufbringen. Und so unwahrscheinlich, dass er das Testament verwahrt oder aber zumindest eine Abschrift davon besitzt, ist es gar nicht. Immerhin wird er durch den Tod Ihres Vaters nun auch ganz offiziell zum Erben – zumindest Erbe der Ländereien. Es ist zu vermuten, dass, im Zuge der vorzeitigen
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