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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Übernahme des Grundbesitzes durch Ihren Gatten, diesbezüglich bereits Regelungen getroffen wurden mit Ihrem armen Herrn Vater.«
    »Ja, Sie haben wohl recht«, meinte Isobel nachdenklich. »Ich sollte ihn wirklich danach fragen. Vielleicht erbe ich ja doch noch etwas.«
    »Vielleicht ... dann können Sie ja auch mein Honorar aufstocken.« Armindale lachte leise.
    Isobel erhob sich empört. »Das könnte Ihnen so passen!«
    »Wie man's nimmt.«
    Sie hätte ihm gerne eine entsprechende Replik auf seine Unverschämtheit entgegengeschleudert, aber ihr fiel einfach nichts ein, das ihn hätte treffen können. Der Mann schien wie aus Stahl, eiskalt und genauso hart. Erbost rauschte sie an ihm vorbei aus dem Zimmer. Sie hatte für heute wahrhaftig genug von diesem Menschen.
    »Ach, Mrs Havisham ...«
    Widerwillig drehte sie sich noch einmal um. »Was?«
    »Da Sie mir ja heute bereits so überaus großzügig einen Vorschuss gewährten ...«, er grinste anzüglich, »sollte ich Ihnen meinerseits noch eine brisante Information zukommen lassen.« Oh, wie sie ihn hasste! Doch die Genugtuung, dass sie jetzt vor ihm floh, wollte sie ihm nicht gönnen. »Ich höre«, sagte sie kühl. Nur ganz leicht bebte ihre Stimme dabei. Hoffentlich bemerkte er es nicht.
    »Ich habe herausgefunden, wohin Ihr Gatte vor Kurzem verreist war – und vor allem, mit wem.«
    Ihre Augen wurden groß. »Mit wem ...?« Zögernd machte sie wieder ein paar Schritte auf ihn zu. Armindale lehnte sich gelassen mit verschränkten Armen an die Tür zu seinem Schlafzimmer. Die weiche Seide des Hausmantels betonte seine drahtige Statur. »Ihr werter Gatte hat ein Verhältnis, wussten Sie das?«
    »Was?!« Mit einem Schlag kehrte ihre Wut zurück. »Was sagen Sie da?«
    »Es war nicht weiter schwierig, das herauszufinden. Die Pflegerin von Mr Baker senior hat sich letztlich als sehr gesprächig erwiesen. Eine überaus moralische Frau, die über die Vorgänge im Hause Baker ausgesprochen schockiert zu sein schien. Vor allem, nachdem ich ihr mit ein paar Pfund die Zunge gelöst hatte.«
    »Baker? Aber das ist doch dieser Mensch, der den politischen Ambitionen meines Mannes entgegenstand.«
    »In der Tat, um diesen handelt es sich. Mr Havisham sah darin offenbar keinen Hinderungsgrund, sich mit dessen Schwiegertochter einzulassen. Die beiden haben wohl seit einiger Zeit ein offenes und ziemlich skandalöses Verhältnis, das vom Ehegatten der Dame zudem begrüßt und gefördert wird. Der Mann ist übrigens homosexuell. Nach dem, was ich heute noch über Horace Havisham erfahren habe, insbesondere über seine geheimen Neigungen«, er lächelte erneut auf diese sehr anzügliche Art, die Isobel einmal mehr mit heißem Zorn übergoß, »würde es mich nicht wundern, wenn das Verhältnis Ihres Mannes zum Ehepaar Baker sogar eine feine sodomistische Note beinhalten würde.«

    Isobel fehlten die Worte, angesichts der Ungeheuerlichkeit, die Armindale da so nonchalant vorbrachte. Havisham ein Sodomist 39 ?
    »Aber, aber, Mrs Havisham. Das scheint Sie ja doch sehr zu schockieren. Es war auch mehr oder weniger ein Scherz!« Armindale amüsierte sich sichtlich bestens.
    »Sie ... Sie Widerling!«, zischte Isobel.
    »Widerling? So, so!« Auch diese Beleidigung schien ihn nicht im Mindesten zu stören. »Nein, ich denke, ich kann Sie beruhigen, Mrs Havisham. Ihr Gatte mag ein skrupelloser Mensch sein, aber so wie ich ihn einschätze, ist sein sexueller Appetit, wenn auch etwas maßlos, nur auf Ihre Geschlechtsgenossinnen gerichtet – vielmehr in erster Linie auf Ihre ernste Konkurrentin, Mrs Meredith Baker. Das aber dafür umso mehr. Tut mir leid für Sie.«
    »Auf Ihr Mitgefühl kann ich dankend verzichten«, versetzte sie wütend. Am liebsten wäre sie geplatzt. Es wurde wirklich allerhöchste Zeit, dass sie hier verschwand. »Ich nehme an, ich höre dann umgehend von Ihnen, Mr Armindale!«, sagte sie mit größtmöglicher Verachtung, dann wendete sie sich grußlos ab und eilte aus dem Zimmer. In ihr tobte ein Aufruhr. Nicht einmal die Erkenntnis, dass ihr eigener Ehemann womöglich für den Tod Daniels verantwortlich war, hatte sie derartig aufgewühlt wie diese Nachricht. Nicht im Traum hatte sie je in Erwägung gezogen, dass Havisham ein ernsthaftes Verhältnis mit einer anderen Frau eingehen könnte. Huren, ja, aber das . ..! Das würde sie sich nicht gefallen lassen! Havisham und diese ... diese Person würden sie noch kennenlernen! Nun war ihr auch klar, warum er

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