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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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herauszubekommen?« Er sah sie mit unverhohlener Neugier an, setzte sich aber dennoch in einen Sessel, band seinen Hausmantel auf, um es sich bequemer zu machen und bot ihr mit legerer Geste ebenfalls einen Platz beim Feuer an. Sie war jedoch viel zu aufgewühlt, um sich zu setzen. Erregt nestelte sie an ihren Handschuhen. »Nein, das ist wirklich nicht so einfach, wie Sie es sich vorstellen. Er redet kaum noch mit mir.«
    »Nun, das wundert mich nicht!« Er kicherte leise auf eine etwas unangenehme Art und Weise. »Was erlauben Sie sich?«, fuhr sie beleidigt auf.
    »Oh, Mrs Havisham, das hat wirklich nichts mit Ihnen zu tun, das versichere ich Ihnen. Aber fahren Sie doch bitte fort.«
    »Ich habe heute endlich die Gelegenheit gehabt, sein Arbeitszimmer zu durchsuchen, aber nichts gefunden. Da ist aber eine abgeschlossene Schublade in seinem Schreibtisch, deren Schlüssel er ärgerlicherweise immer bei sich trägt. Ich vermute also, dass, wenn überhaupt, sich darin die Hinweise verbergen könnten, die wir suchen.«
    »Hm, oder auch nicht! Mehr haben Sie nicht?«
    Sie zog eine Schnute. »Was erwarten Sie von mir? Ich bin schließlich kein Berufsspion wie Sie. Außerdem ...«
    »Was außerdem?«
    »Ich bin leider dabei erwischt worden, als ich den Schreibtisch durchsuchte. Blidge, der Kammerdiener, hat mich überrascht und ich fürchte, er wird nicht zögern, meinem Mann umgehend davon zu berichten.«
    »Ach, verflucht!«
    Sie sah ihn ein wenig schuldbewusst an. »Ich konnte nichts dafür, es war die einzige Gelegenheit, die sich bot und leider ist Blidge meinem Mann treu ergeben. Ohnehin hat sich die halbe Dienerschaft gegen mich verschworen!«, setzte sie hinzu. Das stimmte leider. Schon seit einiger Zeit spürte sie nur zu deutlich, dass ihr das Personal alles andere als wohlgesonnen war und unverständlicherweise Partei für ihren angeblich so leidenden Gatten ergriff. Lächerlich!
    »Weiß er es schon?«, fragte Armindale gepresst, stand auf und schürte das Feuer.
    »Nein, er ist bei einer Parlamentsbesprechung und da ist noch etwas sehr Wichtiges, das ich Ihnen berichten muss ...«
    Er hob überrascht die Augenbrauen und sah sie mit seinen dunklen Augen aufmerksam an. »Dann immer heraus damit!«
    »Mein Vater ist gestorben.«
    »Was?« Er schien ehrlich schockiert.
    »Ja, gerade vorhin. Ich bin direkt von seinem Sterbelager zu Ihnen geeilt. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
    Armindale schien für den Augenblick wirklich irritiert, doch dann seufzte er gedehnt und hob resigniert die Schultern. »Das war es dann wohl. Mr Havisham wird nun seine Spuren, so es überhaupt welche gab, sorgfältig tilgen. Und jetzt ist auch noch Mr de Burgh gestorben. Mein herzliches Beileid übrigens ...« Seine Kondolenz wirkte etwas mechanisch. Offenbar schien ihn ein anderer Aspekt der Neuigkeit weitaus mehr zu beschäftigen als die Todesnachricht selbst. »Tja, leider habe ich damit keinen Auftraggeber mehr. Es ist zu ärgerlich! Wir waren so nahe dran!«
    »Was soll das heißen? Wollen Sie damit sagen, Sie lassen mich nun allein mit dieser ganzen Misere?« Isobel sah ihr Gegenüber empört an. Das konnte Armindale doch nicht wirklich in Erwägung ziehen!
    »Nun, Mrs Havisham, so leid es mir tut und wie Sie vorher zu Recht bemerkten: Ich bin ein Berufsspion. Das heißt nichts anderes, als dass ich meine Dienste nur gegen angemessene Bezahlung zur Verfügung stelle. Und wenn sich niemand anderer als Auftraggeber findet, werde ich meine Bemühungen zur Aufklärung des Mordes an Ihrem werten Herrn Bruder zwangsläufig einstellen müssen.«
    »Aber ... aber ...« Sie schnappte schockiert nach Luft. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. »Mr Armindale, bedenken Sie doch meine Lage!«
    »Meine Gnädigste, auch unsereins muss von irgendetwas leben.« Armindale sah sie ungerührt an. Isobel biss sich auf ihre Lippen und überlegte fieberhaft. »Und wenn ich Sie nun beauftragen würde, Mr Armindale?«
    »Das wäre natürlich etwas anderes. Allerdings ... ich bin nicht billig.«
    »Wie viel?«
    »Achtzig Pfund zuzüglich Spesen.«

    »Achtzig Pfund?! 38 Sind Sie des Wahnsinns? Wo soll ich die hernehmen, ohne meinen Mann darum anzugehen?«
    »Nun, ich nehme an, Sie bekommen von ihm ein Handgeld, oder nicht? Übrigens, damit wir uns recht verstehen ... es sind selbstverständlich achtzig Pfund die Woche.«
    Isobel blieb regelrecht die Luft weg. Die Forderung war, mit einem Wort, grotesk!
    »Ich kann höchstens dreißig

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