Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
Vom Netzwerk:
saßen nicht gut und waren ohne Eleganz und Verzierungen, wie von einfachsten Bauern zusammengenäht. Dennoch trug er wertvolles Silber in den Ohren wie ein junger Prinz und auch in der Augenbraue – etwas, das Cesare in Talia noch nie gesehen hatte. Das war alles ein Rätsel.
    »Wie bist du hergekommen, wenn du nicht weißt, wo du bist?«, fragte Cesare.
    Georgia schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Im einen Moment lag ich in meinem Bett, im nächsten war ich plötzlich in dem Stall hier. Aber dieser Stall gehört nicht zu dem Reitverein, in den ich gehe. Die Pferde da drüben kenne ich alle nicht. Vor allem das da nicht. Ein richtiges kleines Wunder, nicht wahr?«
    Cesare erkannte, dass er einen Pferdeliebhaber vor sich hatte, und ließ ihn näher an das kleine Fohlen herantreten. Dieser seltsame Junge, der Pferde zu bewundern schien, würde der Kleinen doch sicher nichts tun?
    »Aber du trägst ihr Abbild mit dir herum«, sagte er. »Das muss mehr als ein Zufall sein, dass du nur Stunden nach ihrer Geburt im Bezirk des Widders auftauchst, obwohl du angeblich nicht gewusst hast, dass sie hier ist?«
    »Hab ich aber ehrlich nicht«, sagte Georgia. »Woher auch? Ich meine, geflügelte Pferde gibt es doch nicht wirklich.«
    »In Remora schon«, sagte Cesare stolz. Er konnte sich nicht zurückhalten. »Nur einmal alle hundert Jahre oder so – und diesmal fällt die Ehre dem Widder zu.«
    »Entschuldige«, sagte Georgia, »ich weiß gar nicht, was du mit dem Widder meinst.«
    »Bist du nicht aus Remora?«, fragte Cesare.
    »Nein. Ich wohne in London. Im Stadtteil Islington.«
    Und als der Junge sie immer noch verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »In England. Du weißt schon, in Europa, auf der Erde, in unserem Sonnensystem, im Universum.« So schrieb sie ihre Adresse immer in ihre Schulbücher.
    »Anglia?«, sagte der Junge. »Aber du bist jetzt in Talia. In Remora, seiner bedeutendsten Stadt. Wie kannst du hergekommen sein, ohne es zu wissen?«
    Cesare sah sein Gegenüber prüfend an. Dann bemerkte er die geröteten Augen und die Tränenspuren im Gesicht und er schämte sich. Irgendwas hatte den fremden Jungen sehr unglücklich gemacht. Er war nur ein oder zwei Jahre jünger als Cesare, der sich jedoch nicht erinnern konnte, je so unglücklich gewesen zu sein, dass er geweint hätte.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er behutsam. »Hat dir jemand wehgetan?«
    Und da überfiel Georgia alles von neuem. Russells Quälereien, das Gefühl, in ihrem Zimmer in der Falle zu sitzen, ihr Verlangen, in eine Welt entkommen zu können, wo Pferde fliegen konnten. Vielleicht war sie in die Zeit zurückversetzt worden, in der die Etrusker gelebt hatten? Wie hieß die Landschaft doch – Etrurien? Der Junge hatte allerdings von Remora gesprochen und von Talia. Beide Orte waren ihr völlig unbekannt. Erschöpft schloss sie die Augen. Wenn sie sie wieder öffnete, würde er dann vielleicht verschwunden sein, zusammen mit dem wundersamen Pferd und dem gesamten Stall?
    Weit gefehlt. Stattdessen sah Georgia einen großen grauhaarigen Mann im Stall erscheinen, der dem Jungen so ähnlich sah, dass er sein Vater sein musste.
    »Wer ist denn das, Cesare?«, fragte er kurz angebunden, wenn auch nicht un
    freundlich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Cesare wahrheitsgemäß. »Er ist einfach plötzlich –
    aufgetaucht.«
    »Ich heiße Georgia O’Grady«, sagte sie, als sie merkte, dass Cesare wohl keine Ahnung hatte, dass sie ein Mädchen war.
    »Giorgio Gredi«, sagte der Mann und Georgia wurde klar, dass man sie immer noch für einen Jungen hielt. Aber im Moment war nicht die richtige Gelegenheit, den Irrtum aufzuklären.
    »Ich bin Paolo Montalbano, Stallmeister des Widder-Bezirks«, stellte sich der Mann förmlich vor. »Und du hast anscheinend die Bekanntschaft meines Sohnes Cesare gemacht. Nun sag uns bitte, was du hier machst.«
    In einem anderen Stall in der Stadt, weniger als eine Meile entfernt, wurde ein neuer Stallbursche in seine Pflichten eingewiesen.
    »Und das«, sagte Riccardo, »ist Benvenuto, unsere Wahl für die Stellata.«
    Der neue Bursche warf einen bewundernden Blick auf den Braunen. Er kraulte das Pferd zwischen den Ohren. Es gefiel ihm, wieder unter Tieren zu sein; in Bel
    lezza, wo man nicht reiten konnte, war es ihm unnatürlich vorgekommen. Im Grunde seines Herzens war er heilfroh dieser Stadt mit ihrer gezierten Lebensart und ihrer verrückten Verehrung der Regentin den Rücken gekehrt zu

Weitere Kostenlose Bücher