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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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und sagten ihr, dass sie ein paar Neckereien ihres älteren Bruders aushalten müsse und nicht so empfindlich sein dürfe. Und danach wurde es nur noch schlimmer mit Russell. Er lachte sie aus und nannten sie »Weichei«, weil sie zu den Eltern gerannt war. Daher zog sich Georgia zunehmend in sich selbst zurück, ließ die Schultern noch mehr hängen und wurde immer einsilbiger. Der Tag, an dem das geflügelte Pferd in ihr Leben trat, endete schlimm. Obwohl sie die Begegnung direkt nach der Schule mit Russell vermeiden konnte, musste sie beim Abendessen (ein Fertiggericht aus dem Supermarkt) zu ihrem Schrecken feststellen, dass Maura und Ralph zusammen ins Kino wollten. Das kam ungefähr einmal im Monat vor, und da die Filme, die sie sich ansahen, in Programmkinos liefen und des Öfteren in Schwarz-Weiß waren, hatten sie aufgehört Georgia und Russell zu fragen, ob sie mitkommen wollten. Georgia verschwand in ihrem Zimmer, noch bevor die Eltern aus der Tür waren. Bald hatte sie sich in ihre Biologie-Aufgaben vertieft. Doch irgendwann meldete sich ihre eigene Biologie und sie musste mal. Russell stand schon im Flur. Lässig lehnte er an der Tür zum Bad, hoch gewachsen und drohend. Sofort fürchtete Georgia, er würde ihr den Weg versperren, bis sie sich in die Hose gemacht hatte. Das wäre eine herrliche Gelegenheit für ihn, sie wieder lächerlich zu machen. Sie überlegte sich bereits in das kleine Bad zu flitzen, das hinter Mauras und Ralphs Schlafzimmer lag, da trat er zur Seite und gab die Tür frei, sodass sie es gerade noch schaffte.
    Als sie wieder aus dem Bad kam, war er immer noch da und folgte ihr in ihr Zimmer. Sie war nicht schnell genug, um ihn auszusperren. Jetzt war sie ihm in ihrem eigenen Zimmer ausgeliefert, bis er sich entschließen würde zu gehen –
    einer ihrer schlimmsten Alpträume. Er schwieg eine ganze Weile und plötzlich sah sie ihr Zimmer mit Russells Augen. Es sah nicht so aus wie das Zimmer von anderen Mädchen. Es gab keine Posters von Popstars oder Fernsehhelden oder von gut aussehenden Fußballern aus Südeuropa. Genau genommen, war das einzige Plakat ein zerfleddertes altes Poster von Everest Milton bei der Show »Pferd des Jahres«, zu der Maura Georgia mitgenommen hatte, als sie sieben war. Außerdem gab es einen gerahmten Druck von einem Rappen und einem Schimmel, die neben einem reißenden Fluss dahingaloppierten. Georgia wusste, dass das kein besonders gutes Bild war, aber sie hing dennoch sehr daran. Das geflügelte Pferd stand auf ihrer Kommode.

    »Du bist wirklich ernsthaft zurückgeblieben, weißt du das?«, sagte Russell in fast freundlichem Plauderton. »In deinem Alter wachsen die Mädchen allmählich raus aus so einem Pferdetick. Außer diesen Tränen im Reitstall. Und die sind doch alle Lesben.«
    Georgia konnte nicht an sich halten. »Du warst doch noch nie im Reitstall – du hast überhaupt keine Ahnung von den Leuten da!«
    Es war jedes Mal ein Fehler, auf Russell einzugehen. Er lachte unangenehm.
    »Und ob! Ich wette, deshalb gehst du so gerne hin. Bestimmt sind sie hinter dir her. Und dir gefällt das auch noch. Ein Junge würde dich ja doch nicht angucken.
    Es sei denn, er wäre betrunken oder es ginge um eine Wette.« Russell schlenderte durch ihr Zimmer, nahm ihre Sachen auf und warf sie wieder zurück. Georgia schob sich weiter, bis sie mit dem Rücken vor der Kommode stand und das geflügelte Pferd vor seinen Blicken verdeckte. Sie würde es verstecken müssen. Es war zu wertvoll, als dass es Russell in die Hände fallen dürfte.
    »Das ist übrigens gar keine so schlechte Idee«, redete er weiter. »Warum setzt du nicht Geld aus, damit sich einer von meinen Freunden besaufen kann? Oder als Wetteinsatz, damit es dir mal einer macht? Wäre doch besser als reiten.«
    Georgia ballte die Hände zu Fäusten. Rasender Zorn staute sich in ihr auf und sie wollte sich auf Russell stürzen und auf ihn einschlagen, auch wenn sie wusste, dass sie angesichts seiner bulligen Figur einfach nur lächerlich wirken würde. In dem Moment klingelte das Telefon und Russell ging, um abzunehmen. Sie hörte seinen lässigen, supercoolen Tonfall, in den er immer verfiel, wenn er mit seinen Freunden redete. Schnell sprang sie auf und verschloss ihre Tür. Ihre Hände zitterten. Auf keinen Fall würde sie heute Abend noch einmal hinausgehen, um ihre Zähne zu putzen; sie würde so ins Bett gehen, auch auf die Gefahr hin, die dicksten Karies-Löcher zu bekommen.
    Cesare nahm sein

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