Stadt der Toten
euchâ für alle Fälle. «
Er hielt inne, drückte weiter Martins Schulter, hob schlieÃlich den Kopf und hielt die Nase in den Wind.
» Die Toten beleben diese Stadt, Martin. Riechen Sie sie? «
» Ja « , gab der Prediger zu, » aber Sie werden Hilfe brauchen. Die Schrotwunde in Ihrer Schulter wird nicht besser. Was, wenn⦠«
» Ich weià zu schätzen, was Sie für mich und Danny getan haben, aber das hier muss ich alleine machen. «
» Ich fürchte das, was da drin unter Umständen auf Sie wartet. «
» Ich auch. Genau darum muss ich es allein tun. Okay? «
Martin zögerte. » Okay. Wir warten hier auf Sie und Ihren Sohn. «
Frankie lehnte sich über den Sitz und zog eines der M-16-Gewehre nach vorn. Sie stellte es zwischen ihre Beine und sah in den Rückspiegel.
» Die Luft ist rein. Du solltest durchstarten. «
Jim nickte.
Martin seufzte. » Viel Glück, Jim. Wir halten die Stellung. «
» Danke. Danke euch beiden. «
Er atmete tief durch, drehte sich um und überquerte die StraÃe. Seine FüÃe waren bleischwer, seine Hände taub. Er griff nach der Pistole, schüttelte sich kurz und biss die Zähne zusammen.
» Mehr als unendlich, Danny⦠«
Er begann zu laufen, und seine Stiefel schlugen hart auf das Pflaster, als er zum Haus sprintete. Er erreichte den Vorgarten, hastete auf die Veranda und zog die Pistole. Mit zitternder Hand griff er nach der Türklinke. Der Eingang war unverschlossen.
Langsam schob Jim sich hindurch. Er betrat das Innere des Hauses und rief den Namen seines Sohnes.
Sie warteten in der Dunkelheit.
Martin war nicht bewusst, dass er den Atem anhielt, bis Jim im Hauseingang verschwand.
Frankie kontrollierte erneut die StraÃe. » Was nun? «
» Wir warten « , antwortete Martin. » Wir warten, bis sie rauskommen. «
Die Nachtluft wurde kühl und pfiff durch das Loch in der ramponierten Windschutzscheibe. Frankie fröstelte. Jim hatte richtig gelegen. Irgendwas Faules lag in der Luft.
» Wie alt ist Danny eigentlich? «
» Sechs. Er warâ ich meine istâ ein süÃes Kind. Sieht Jim sehr ähnlich. «
» Haben Sie ein Foto gesehen? «
Er nickte.
» Wie lange reist ihr zwei schon zusammen? «
» Seit West Virginia. Jim wurde vor meiner Kirche angegriffen. Ich habe ihn gerettet und ihm dann versprochen, bei der Suche nach seinem Sohn zu helfen. «
Einen Augenblick lang war Frankie still.
» Sagen Sie mir eins, Predigerâ glauben Sie wirklich, dass sein Sohn da drin noch am Leben ist? «
Martin beobachtete das Haus. » Ich hoffe es, Frankie. Ich hoffe es. «
» Ich auch. Ich glaube, dass⦠« Ihre Stimme verlor sich, und sie lieà die Augen abermals aufmerksam prüfend über die StraÃe und anliegenden Grundstücke wandern. Bedächtig brachte sie das Gewehr in Anschlag.
Der Gestank wurde stärker.
» Was ist los? « , fragte Martin.
» Riechen Sie es nicht? Sie kommen. «
Martin öffnete das Fenster einen Spalt, sog die Luft ein und rümpfte angeekelt die Nase.
» Ich schätze, sie wissen, dass wir hier sind. Sie jagen nach uns. «
» Was machen wir? «
» Wie gesagt, warten. Viel mehr können wir nicht tun. Wir halten uns einfach bereit. «
Damit verfielen sie wieder in Schweigen und betrachteten die ausgestorbenen Häuser rings um sie. Martin richtete den Blick auf Dannys Haus. Seine zittrigen Beine wippten auf und ab, während er in der Dunkelheit unablässig mit seinen ledrigen Knöcheln knackte. Seine Arthritis machte sich deutlich bemerkbar, und er bezweifelte, in naher Zukunft irgendwo zufällig ein Mittel dagegen zu finden.
» Hören Sie mit dem Zappeln auf. «
» Verzeihung. «
Willkürliche Bibelverse fuhren ihm durch den Kopf. Martin konzentrierte sich auf sie, um sich nicht fragen zu müssen, was gerade im Haus geschah. Selig sind die Friedfertigen ⦠Jesus erlöst ⦠Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben ⦠Und am dritten Tage ist er auferstanden von den Toten â¦
Martin blickte erneut zum Haus und unterdrückte den Drang, aus dem HumVee zu springen und hinüberzulaufen. Er dachte an den Vater und dessen Sohn, die sie in Virginia vor Kannibalen gerettet hatten. Der
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