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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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hat«, sagte Conrad. »Dieser Schacht ist auf Alpha Canis Majoris im Sternbild des Großen Hundes ausgerichtet. Im Altertum nannte man ihn Sirius, den man mit der Göttin Isis, der Mutter der ägyptischen Könige, verband.«
    »Der Gegenpol zum kosmischen Gott Osiris«, sagte Serena.
    Conrads Augen leuchteten auf. »Dessen Sternbild, Orion, jetzt gerade im Osten aufgeht.«
    »Das hast du mir doch alles schon in der Eisstation Orion erzählt.« Yeats sah Conrad ungeduldig über die Schulter.
    »Du verstehst das nicht«, sagte Conrad. »Dieser Schacht ist genau in diesem Augenblick auf Alpha Canis Majoris gerichtet, jetzt beim Übergang ins Wassermannzeitalter und wie man ihn bei Sonnenaufgang zur Zeit der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche vom Südpol aus sehen kann.«
    »Conrad, es ist September«, sagte Yeats trocken.
    »Für uns aus dem Norden«, sagte Serena. »Hier auf der südlichen Hemisphäre ist jetzt Frühling.« Sie wandte sich an Conrad: »Was bedeutet das alles?«
    »Nun, von einem Fixpunkt auf der Erde aus gesehen, ist der Sternenhimmel wie der Kilometerzähler eines Autos. Die Sternbilderbeschreiben alle 26.000 Jahre einen vollständigen Zyklus«, erklärte er. »Das heißt, dass die Pyramide entweder vor 26.000 Jahren gebaut wurde, während des letzten Wassermannzeitalters. Oder …«
    »Oder was?«
    »Oder sie wurde gebaut, um zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft mit den Sternen übereinzustimmen.« Er sah ihr in die Augen, und wieder spürte sie jenes Kribbeln. »In diesem Augenblick, genau jetzt.«

14
Abstieg, 5. Stunde Eisstation Orion
    Oben in der Eisstation Orion lag O'Dell auf seiner Pritsche, hörte Chopin und wartete darauf, dass sich Yeats und seine Mannschaft meldeten, als plötzlich die Wände zu wackeln anfingen und die Sirene losheulte.
    Nur allzu oft wurde die tägliche Monotonie in der Basis durch eine Simulation, eine Notübung, unterbrochen. Dann ging die Sirene los, und die Crew rannte auf ihre Posten in der Kommandozentrale, wo sich die Warnleuchten und die Diagnose-Computer befanden. Wenn SIM auf der Tafel aufleuchtete, war das für die Mannschaft das Zeichen dafür, dass es sich um keinen echten Alarm handelte.
    Aber da O'Dell die SIMs immer selbst anordnete – und diese hatte er nun einmal nicht angeordnet –, war ihm sofort klar, dass das SIM-Licht nicht aufblitzen würde. Er spürte, wie sein Puls schneller schlug und das Adrenalin hochschoss. Er raste aus dem Offizierszimmer hinaus und lief zur Kommandokapsel. Die Crew hatte sich schon um den zentralen Monitor geschart.
    »Die äußere Absperrung ist durchbrochen worden, Sir«, sagte der Dienst habende Lieutenant. »In Sektor vier.«
    O'Dell blickte auf das vom Schneegestöber körnige Bild. Ein riesiges graues Objekt tauchte im Nebel auf. »Die Russen«, fluchte er, als er das Charkowtschanka-Kettenfahrzeug erkannte.
    »Sektor drei durchbrochen«, rief ein anderer Offizier.
    »Sektor zwei durchbrochen, Sir!«, sagte ein weiterer.
    »Sektor eins!«
    »Sektor drei!«
    O'Dell sah es auf sämtlichen Bildschirmen: überall Charkowtschankas. Die Russen hatten die Eisstation umstellt. Er stand wie angewurzelt da. Langsam wurde ihm der Ernst der Situation bewusst. Jemand klopfte ihm auf die Schulter.
    »Sir?«
    O'Dell drehte sich um und sah den Funker vor sich. Er blinzelte. Die Lippen des Offiziers bewegten sich, aber O'Dell konnte nichts hören. »Was?«
    »Ich habe gesagt, die Russen haben Kontakt aufgenommen, Sir. Wollen Sie antworten?«
    O'Dell holte tief Luft. »Können wir General Yeats erreichen?«
    »Seit die Gruppe in der P4 ist, haben wir den Kontakt mit ihr verloren.«
    Bevor O'Dell antworten konnte, kam eine Stimme aus der Sprechanlage an der östlichen Luftschleuse. »Iwans am Tor!« O'Dell vernahm, wie die Russen mit Gegenständen, die sich wie die Kolben ihrer Kalaschnikows anhörten, an die Tür schlugen. Er stieß einen Seufzer aus und wandte sich wieder dem Funkoffizier zu. »Sagen Sie den Russen, dass sie an der Ostschleuse ein Empfangskomitee erwartet.«
    »Ja, Sir.«
    »Und in der Zwischenzeit werden wir hier, so gut es geht, Klarschiff machen.«
    O'Dell marschierte aus der Kommandozentrale in das Gewirr der Styroporgänge mit den hellen Panzerglasscheiben links und rechts. Ein Blick hinaus auf die Ansammlung von zylinderförmigen Kapseln und Traglufthallen sagte ihm, dass es unmöglich war, die Arbeit seiner Mannschaft zu verstecken.
    Er durchschritt eine Luftschleuse zu einer Kapsel, wo die Klänge von

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