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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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gestanden hätte!
    Sie hatte immer Trost bei der Vorstellung gefunden, dass die Schöpfungsgeschichte nur ein Mythos und die Sintflut nur ein theologisches Bildnis war. Zugegeben, viele fossile Funde wiesen auf eine Weltkatastrophe natürlichen Ursprungs hin. Nun ja, sie hegte kaum Zweifel daran, dass es eine weltweite Überschwemmung gegeben hatte. Aber war diese wirklich die Strafe Gottes für die Schlechtigkeit der Menschen gewesen? Moses hatte das so interpretiert. Blöderweise fand sie andere Sichtweisen über die Welt – wie zum Beispiel die, dass zyklische Naturkatastrophen ganze Völker einfach willkürlich ausgelöscht hatten – noch beunruhigender, vor allem, weil sie ihrer aufrechten Entrüstung jeglichen Sinn nahmen.
    Möglicherweise hatte es auch etwas mit ihrer Kindheit zu tun, wie der Heilige Vater gemeint hatte. Sie hatte sich als Kind wiedergesehen, als unschuldiges Opfer, eingeschlossen im Eis, in die Zeit eingefroren wie Teile ihrer Persönlichkeit auch. Vielleicht war es auch nur das Scheitern ihres Glaubens, der ihr keinen echten Trost mehr für das unerklärlich Böse und das ganze Elend dieser Welt geben konnte. Als ob der Teufel selbst einen Schutzengel hätte – Gott. Unter dieser Voraussetzung gab es keinen Unterschied mehr zwischen Satan und Gott, ein Gedanke, den Serena gar nicht erst aufkommen lassen wollte.
    Conrad unterbrach ihre tiefgründigen Gedanken.
    »Serena, wenn du willst, kann ich immer noch die Führung übernehmen.«
    Sie blickte Conrad über die Schulter an und runzelte die Stirn. Jetzt, wo er den Zugang zur Pyramide gefunden hatte, tat er ziemlich großspurig. Seine Augen besagten, dass er auch dieses Mal, wie immer, Recht behalten hatte. Nicht nur was die P4 anging, sondern überhaupt, auch was sie betraf. Als könnte er sie im Laufe der Zeit wie irgendein archäologisches Rätsel entschlüsseln.
    Wut stieg in ihr hoch. »Du kannst also auch vorzeitliche Inschriften aus dem Jenseits übersetzen?«
    »Die Schrift ist nur eine von vielen Arten der Kommunikation, Schwester Serghetti, wie du nur allzu gut weißt«, erwiderte Conrad.
    Sie hasste dieses akademische Geschwätz, wahrscheinlich weil sie oft selbst so redete. Vielleicht aber auch, weil es – wie ihr Gespräch in der Raumkapsel – die Vertrautheit leugnete, die sie während des Abstiegs ins Eis aufgebaut hatten.
    »Außerdem«, fügte Conrad noch hinzu, »glaube ich nicht, dass wir auf Inschriften stoßen werden.«
    »Und woher willst du das wissen?«
    »Einfach so eine Ahnung.« Conrad strich mit der Hand über die glänzende weiße Oberfläche der Pyramide. »Schau dir die verzahnten Steine der Verkleidung an, die die ganze Konstruktion schützen.«
    Falls es feine Furchen gab, konnte sie diese wegen des reflektierenden Lichtes nicht sehen. »Wie kommt es, dass die Pyramiden, die wir aus Ägypten kennen, nicht so glänzen?«
    »Im Mittelalter wurde die Ummantelung abgerissen, um Moscheen daraus zu bauen«, erklärte Conrad. »Die Pyramiden wurden sozusagen zu billigen Steinbrüchen. Fühl mal.«
    Serena ließ ihre behandschuhte Hand über die Oberfläche gleiten. Der Stein fühlte sich wie Glas an. »Eine Art Erz?«
    Conrad lächelte. »Du hast es gleich gemerkt. Kein Wunder, dass die Echolotung die Pyramide nicht aufspüren konnte. Du hattest Recht, Yeats. Das Zeug ist glatter als ein Tarnkappenbomber.«
    »Und härter als Diamant«, fügte Yeats aus dem Hintergrund ungeduldig hinzu. »Hat bei der Suche nach dem Schacht die ganzen Bohrmaschinen kaputtgemacht. Wir wissen noch nicht, was es ist. Können wir jetzt vielleicht mal weitergehen?«
    »Oreichalkos«, sagte Conrad. Seine Stimme hallte von den Schachtwänden wider.
    »Was sagst du da?«, fragte Serena.
    »Platon erwähnte, dass die Bewohner von Atlantis Oreichalkos verwendeten. So heißt das rätselhafte Erz, das ›glänzende Metall‹«, sagte Conrad. »Ein reines Erz, ein fast übernatürliches ›Bergkupfer‹. Es funkelt wie Feuer und wurde für Wandverkleidungen verwendet – und für Inschriften. Ich gehe jede Wette ein, dass ein Großteil der Außenwand aus diesem Zeug besteht.«
    Conrad schien die Weisheit gepachtet zu haben. »Du glaubst wohl, alles zu wissen, wie?«, sagte Serena.
    »Das wird sich erweisen, wenn wir drin waren.«
    »Und wenn die Erbauer für unbefugte Eindringlinge eine Falle gestellt haben?«, fragte sie.
    »Die Erbauer haben bestimmt nie beabsichtigt, durch diesen Schacht von oben her hineinzukommen. Wenn überhaupt,

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