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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte. Sie nahm sich zusammen und versuchte, möglichst cool zu wirken.
    Sie hielt den Kopf gesenkt, aber Zawas fasste sie am Kinn, sodass sie in seine dunklen Augen blicken musste. »Sollten Sie eine Atlantin sein«, sagte er auf Englisch, »dann befinden wir uns in der Tat im Paradies. Aber ich gehe mal davon aus, dass Sie Amerikanerin sind.«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte leise: »Nein, Oberst, ich bin aus Rom.«
    Er brauchte eine Weile, um ihren Akzent zu registrieren. Er war sichtlich bewegt, als er sie schließlich erkannte. Ein aufrichtiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Schwester Serghetti? Was um alles in der Welt machen Sie denn hier?«
    »Für Sie, Oberst, immer noch Doktor Serghetti. Ich wollte Ihnen gerade dieselbe Frage stellen«, sagte sie und blickte auf die Soldaten. »Sie glauben doch nicht etwa, ich nehme Ihnen ab, dass Sie im Auftrag der Vereinten Nationen hier sind?«
    Zawas grinste. Es amüsierte ihn offensichtlich, dass sie die Fragen stellte. »Betrachten Sie uns als Abgesandte der arabischen Ölproduzenten, die durch alternative Energiequellen am meisten zu verlieren haben.« Er nahm sie am Arm und sagte beiläufig über seine Schulter hinweg: »An die Arbeit, Jamil.«
    Jamil wartete, bis sie sich entfernt hatten, rief dann etwas Unverständliches, das sofort im Lärm der Soldaten unterging, die mit dem Aufbrechen der Kisten beschäftigt waren. Bohrer, Seismografen, Metalldetektoren, Sprengstoff.
    Sie kamen zu der Treppe, die zur Eisentür und zum Tempeleingang führte. Zawas blieb stehen und wandte sich ihr stirnrunzelnd zu.
    »Ich habe Sie zuerst tatsächlich nicht erkannt«, sagte er wie zur Entschuldigung. »Es ist schon lange her, dass wir uns gesehen haben, und auf den Titelseiten der Zeitschriften sehen Sie, nun ja, deutlich gepflegter aus.«
    »Tut mir Leid, wenn ich Sie enttäusche.«
    »Ich bitte Sie. Das bisschen Schmutz steht Ihnen gut.«
    Sie betrachtete ihn genau. Gut aussehend und clever wie er war, konnte er, wenn er wollte, sicher auch nett sein.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Es macht sie menschlicher.« Er lächelte, öffnete das Tor und ließ sie hinein.
    Der Raum war spärlich möbliert. Tisch, Stühle, ein Computer, ein Feldbett. Nachdem er die Tür zugemacht hatte, nahm er ihr den Rucksack ab und ließ ihn auf einen der Stühle fallen.
    »Nehmen Sie doch Platz.«
    Er rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich dann ihr gegenüber hin.
    Sie verschwendete keinen Augenblick. »Alternative Energie. Die wollen Sie also hier finden?«
    »Nicht irgendeine Energiequelle, Doktor Serghetti, die Quelle! Die legendäre Sonnenenergie, die die Bewohner von Atlantis angeblich genutzt haben. Worauf sollten General Yeats und Doktor Yeats denn sonst aus sein?«
    Das konnte Serena auch nicht sagen. Ihr Blick streifte unwillkürlich ihren Rucksack. Sie dachte an die Zeichnungen vom Obelisken, die sie in der Thermosflasche versteckt hatte. Sie musste unbedingt herausbekommen, warum Zawas glaubte, dass es sich bei der Antarktis um Atlantis handelte, und woher er von der kraftvollen ›Energiequelle‹ wusste.
    »Dann sind Sie also aus reiner Machtgier hier, genau wie die anderen«, sagte sie. »Dabei haben Sie bei der UNO einen ganz anderen Ruf.«
    »Im Gegenteil. Ich mache mir Sorgen wegen der instabilen Wirtschaftslage im Nahen Osten, die es immer einflussreicher werdenden Mullahs ermöglicht, Unruhe zu stiften, um an die Macht zu kommen. Dass ich mich mit Bestien wie Jamil abgeben muss, um seinen Artgenossen Einhalt zu gebieten, gehört nun mal zur Ironie der weltweiten Politik.«
    »Dann hab ich wohl was nicht richtig kapiert. Sie sind gar kein Terrorist. Sie sind in Wirklichkeit ein Patriot, den man lediglich falsch verstanden hat?«
    »Sie denken zu viel über den Charakter von Menschen wie mich oder Doktor Yeats nach«, sagte er. »Ja, ich kenne ihn durch und durch. Vielleicht sogar besser als Sie. Wenn er noch lebt, werden wir ihn finden. Sie sollten sich allerdings selbst einmal fragen, was Sie hier wollen. Mit Sicherheit geht es Ihnen nicht um den Schutz der Umwelt. Es ist Ihnen bestimmt nicht entgangen, dass sich seit Ihrer Ankunft einiges verändert hat.«
    »Also gut«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann sagen Sie mir doch, warum ich hier bin.«
    »Sie sind hier, weil ich Sie habe kommen lassen.«
    Ihr Mund wurde ganz trocken. »Sie?«
    »Na ja, nicht unbedingt Sie persönlich. Ich wusste,

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