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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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wie er zitterte. Das war knapp, dachte er, als er aufstand. Kaum hatte er einen Schritt in den Kanal gemacht, da hörte er ein entferntes Platschen. Er rechnete mit einer weiteren Sturzflut, die ihm schließlich den Garaus machen würde. Aber sie blieb aus. Er spitzte die Ohren. Das Platschen hatte einen gleichmäßigen Rhythmus.
    Er stierte in die Dunkelheit. In der Entfernung hörte er Schritte, die auf ihn zukamen. Es mussten mehrere Personen sein, denn jetzt hörte er auch das raue, immer lauter werdende Gemurmel. Sie sprachen arabisch.
    Conrad wich zurück. Das Geräusch seiner Stiefel im Wasser war lauter als beabsichtigt. Er erstarrte. Einen Moment lang hörte er nichts. Dann nahmen die Schritte wieder ihr platschendes Geräusch auf.
    »Stehen bleiben!«, rief jemand auf Englisch.
    Conrad blickte über die Schulter und sah zwei leuchtend grüne Augen aus der Finsternis auftauchen. Er rannte zum großen Tunnel zurück. Ein Schuss fiel, er duckte sich, und die Kugel prallte an der Wand ab. An der Gabelung vor den beiden Kanälen blieb er wie erstarrt stehen. Er drehte sich langsam um und sah einen roten Punkt auf seiner Brust. Nein, zwei Punkte.
    Conrad stand bewegungslos da, als die beiden mit ihren Nachtsichtbrillen aus dem Tunnel auftauchten. Sie trugen UNACOM-Uniformen. Ihre Kalaschnikows waren auf seine Brust gerichtet. Sie sahen wirklich nicht wie UN-Waffeninspekteure aus.
    »Abdul, funke Zawas an«, sagte der Mann zur Rechten.
    Abdul versuchte die Verbindung herzustellen, aber es kamen nur Störgeräusche. »Wir müssen an die Oberfläche«, sagte er frustriert. »Die Wände hier lassen das Signal nicht durch.«
    Abduls Partner ging auf Conrad zu, als es in der Ferne wieder zu grollen anfing. Conrad bewegte sich auf den rechten Kanal zu.
    »Stehen bleiben!«, befahl Abdul. »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach oben, genau wie Sie gesagt haben«, antwortete Conrad, ohne sich umzudrehen.
    Als er sich der Öffnung des rechten Kanals näherte, konnte er eine kühle Brise im Gesicht spüren. Das entfernte Tosen wurde lauter. Dann pfiff eine Kugel an seinem Ohr vorbei. Er blieb stehen und drehte sich um.
    Abdul und sein Begleiter waren fast zwanzig Meter hinter ihm im großen Tunnel und blickten mit wachsendem Interesse in seine Richtung. Sie sagten etwas, aber Conrad konnte es nicht hören, weil das Grollen hinter ihm zu laut war. Mit einem Mal – Conrad konnte schon die ersten Wasserspritzer am Nacken fühlen – ließen sie ihre Waffen fallen und rannten davon.
    Conrad hechtete gerade rechtzeitig in den linken Tunnel, bevor die Wasserwand aus dem Kanal hinter ihm herausschoss und die Soldaten wegspülte. Urplötzlich verwandelte sich der gewaltige Wasserschwall wieder in ein dünnes Rinnsal, so als ob eine automatische Zeituhr den Hahn abgedreht hätte. Die beiden UNACOM-Soldaten waren verschwunden.
    Conrad stand bewegungslos da und hörte nur das Tröpfeln des Wassers und seinen schweren Atem. Hinter ihm platschte es plötzlich. Er wirbelte herum und sah eine Gestalt, groß wie ein Kleiderschrank, im Dunklen auf sich zukommen. Sie wurde immer bedrohlicher, bis sie ganz aus der Dunkelheit trat und die Nachtsichtbrille herunterriss.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte Yeats.
    »Dad!« Conrad wollte seinem Vater in die Arme fallen.
    Aber Yeats beugte sich nach unten und hob einen leuchtenden Gegenstand auf, der im Wasser trieb. Conrad erkannte, dass es sich um einen ägyptischen ›Ankh‹ handelte, den einer der Soldaten um den Hals getragen hatte. Der Kettenanhänger in Form eines Henkelkreuzes war ein Symbol des Lebens, was dem toten Soldaten jetzt natürlich nichts mehr half. Yeats hielt das Ankh-Zeichen ins Licht seiner Stirnlampe.
    »Zumindest fängst du jetzt an, jemandem einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen, Conrad«, sagte er.

26
Tagesanbruch minus 12 Stunden
    Serena fühlte sich unwohl, und ihr war heiß in dem Helikopter, der ruckartig ohne ersichtliches Ziel über die Ebene flog. Der ägyptische Pilot hatte Schwierigkeiten, den überladenen Hubschrauber ruhig zu halten. Jedes Mal, wenn er absank, fluchten hinten die UNACOM-Soldaten. In dem voll gestopften Raum war Jamils Körpergeruch mittlerweile unerträglich geworden. Sie merkte, wie seine grausamen Augen bei jedem Absinken auf ihren Busen starrten.
    »Ihnen macht der Flug anscheinend Spaß«, sagte er auf Arabisch.
    »Nicht so wie Ihnen«, erwiderte sie. »Vielleicht sollte Ihr Pilot lieber mich ans Steuer lassen.«
    Jamil sah sie

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