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Stadtluft Macht Frei

Stadtluft Macht Frei

Titel: Stadtluft Macht Frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schwarz
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sehr.
    |21| Es gab einfachste Absteigen, die in der Regel nur aus einem einzigen Raum bestanden und sich von den sonstigen Häusern in der Stadt äußerlich kaum unterschieden. Wirte, Gäste, Vieh, Reit- und Zugtiere, alles hielt sich hier auf; von Entspannung, gar von Komfort konnte da kaum die Rede sein. Es gab andererseits auch Häuser, die großzügig gestaltete, mehrteilige Anlagen waren. In der Mitte ein rechteckiger Hof, zu ebener Erde Ställe und Vorratskammern; in den Obergeschossen, beheizt durch die Wärme der Ställe, die Schlafgemächer. Das Ganze wirkte wie eine orientalische Karawanserei – ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, mitten in Europa. Je größer die Stadt, desto größer die Auswahl an Wirts- und Gasthäusern. Vor allem im Süden und Westen Europas, in den großen Städten Italiens, Frankreichs und Englands, gab es Häuser, die beste Qualität boten. Es war alles da: Ställe, Lagerkammern, Speise- und Aufenthaltsräume, Ein- oder Zweibettzimmer zur Wahl, mit frischer Bettwäsche, Schränke und Truhen zum Verstauen des Reisegepäcks, Tische und Stühle. Der Gast war hier buchstäblich König. Oder durfte sich zumindest für einen Tag lang so fühlen.
    Gastlichkeit im frühen Mittelalter
    Gastlichkeit im frühen Mittelalter war, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vor allem nichtkommerziell; sie brachte den Gastgebern in der Regel keinerlei finanziellen oder wirtschaftlichen Gewinn. Sie beruhte zum einen auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit, der Gastfreundschaft, von welcher der Gastgeber erhoffte, dass er irgendwann einmal auch selbst davon profitieren konnte. Zum anderen bestand für den Hof des mittelalterlichen Herrschers, der ja nur in den wenigsten Fällen über eine dauerhafte Residenz verfügte, sondern sein „hohes Gewerbe im Umherziehen ausübte“ (A. Schulte), eine sogenannte Gastungspflicht. Man war verpflichtet, den König und sein Gefolge aufzunehmen und zu beherbergen. Vielfach galt dies auch für viele Personen, die im Auftrag des Herrschers öffentliche Funktionen verrichteten.
    |22| Wirtshäuser und ihre Kennzeichen
    Die Gasthäuser in den Städten waren auf besondere Weise gekennzeichnet. Das war unbedingt notwendig in einer Zeit, in der viele Menschen nicht lesen und schreiben konnten. Schilder mit grün belaubten Ästen, Kränzen und Reifen zeigten die besondere Funktion dieser Häuser an; sie wurden gleichsam zu ihrer Signatur. In nicht wenigen Fällen haftet der mittelalterliche Name noch heute an diesen Häusern. Manchmal wies auch eine auffällige Farbe auf das Gasthaus hin. Das wohl älteste Gasthaus Deutschlands, der „Bären“ in Freiburg, für den eine Nutzung seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen ist, war signalrot angestrichen. So konnte jeder erkennen, dass es kein Haus war wie andere, dass sich etwas Besonderes dahinter verbarg. Wer nicht auf ein Haus mit Übernachtungsmöglichkeit angewiesen war, sondern, sei es als Einheimischer oder Reisender, nur essen oder trinken wollte, nutzte das Angebot der Bier- oder Weinschenken. Weinregionen und Bierregionen – die Unterscheidung gab es bereits im Mittelalter. Die Regionen an Rhein, Mosel und Main sind alte, zum Teil uralte Weinbaugebiete; bereits in römischer Zeit wurde dort die Weinrebe kultiviert und zum Getränk vergoren. In anderen Teilen Deutschlands dominierte an alkoholischen Getränken lange Zeit das Met, das mit dem Aufkommen städtischer Braukunst durch die Biere, die es – vom reinen Gerstensaft bis zum „vollgehaltigen“ Haferbier – in einer großen Bandbreite gab, zunehmend verdrängt wurde.
    Was in den Gasthäusern und Tavernen hauptsächlich ausgeschenkt wurde, kam somit sicherlich stark auf die Gegend an, wobei sich auch in den klassischen Weinregionen im Spätmittelalter zunehmend das Bier, das wegen seines hohen Kaloriengehalts auch als Nahrungsmittel galt, als preisgünstige Alternative zum Wein durchsetzen konnte. Der Ausschank „harter Sachen“ wie Schnaps, Branntwein oder Weinbrand war im Mittelalter eher die Ausnahme. Destillate galten als Heil-, nicht als Genussmittel, und nur in einigen wenigen Städten deuten hohe Mengen an Schnapsverbrauch auf einen Konsum hin, der über eine medizinische Versorgung hinausgegangen sein muss. |23| Wein und Bier im Ausschank: Der Bedarf scheint nicht gering gewesen zu sein. In der Stadt Schaffhausen lebten im 12. Jahrhundert etwa 1000 Einwohner. Ein um 1150 entstandenes Verzeichnis nennt zwölf bebaute Hofstätten mit neun Bier- und

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