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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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erste Seniorenheim für türkische Mitbürger; in Weimar steht ein Altersheim für Künstler. Ebenfalls in Berlin eröffnete 2008 ein Pflegeheim für Schwule und Lesben, und in Hamburg entstanden bereits drei genossenschaftliche Mietshäuser, die nur von Frauen bewohnt werden.
    Eine Bleibe wie die Hamburger »Elbschloss Residenz« hingegen steht nur denjenigen zur Verfügung, die schon im bisherigen Leben mit Elbblick – oder in München-Bogenhausen, auf dem Stuttgarter Killesberg oder den anderen einschlägigen Edelecken – gelebt haben. Das »First-Class-Haus« für Betagte bezeichnete der Focus als »Flaggschiff einer Zukunftsbranche«, als »Sonnendeck einer Illusion«. In Deutschlands luxuriösestem Altersheim reihten sich die Wohneinheiten an der Elbchaussee zwischen »Reeder-Palästen und Kaffeeröster-Villen« auf. Die teuerste Kategorie, ein Penthouse mit Elbblick, kostet bis zu 4500 Euro pro Monat, gedacht für »Senioren, die in anspruchsvoller Umgebung und gepflegtem Ambiente ihren Lebensabend verbringen wollen«, so die Eigenwerbung.
    Das Thema Alters-WG ist auch schon in Hollywood angekommen. Clint Eastwood und Robert Redford teilen sich zwar noch keine Butze am Boulevard, doch im gleichnamigen Film erprobten Geraldine Chaplin und Jane Fonda immerhin schon mal die Frage: »Und wenn wir alle zusammenziehen?« Das haben die »Olen Smuggler« in Hamburg gewagt.
    Anders Wohnen im Alter
    Die Alten Schmuggler mussten nicht viel Geld mit in ihre neue Bleibe bringen, ein Neubau im nördlichen Hamburger Stadtteil Langenhorn, 2006 als Niedrigenergiehaus gebaut. Die Senioren-Hausgemeinschaft »De Olen Smugglers« bilden eine Mietergenossenschaft. 26 Betagte leben in 21 Wohnungen, jeder für sich, selbstbestimmt und unabhängig. »Das Beste, was mir, außer der Familie, in meinem Leben passiert ist«, freut sich eine Bewohnerin, eine 71-jährige ehemalige Sekretärin aus Bremerhaven.
    Dreigeschossig mit Laubengängen, hell und modern, so steht der Wohnblock an der Tarpe, einem kleinen Bach. Und zur U-Bahn sind es nur fünf Minuten, »je nachdem, wie gut man zu Fuß ist«, räumt Herbert Hartmann ein. Der 78-Jährige lebte die letzten 40 Jahre in einer hessischen Kleinstadt mit zehntausend Einwohnern. »Wunderschön« sei es da gewesen, und gemütlich. Seine beiden erwachsenen Kinder leben immer noch dort. Als Hartmann jedoch vor einigen Jahren die Diagnose bekam, er werde mit den Jahren erblinden, ging er an die Zukunftsplanung. »In so einem ländlichen Ort, wo es kaum öffentlichen Nahverkehr gibt – was macht man da, wenn man nicht mehr Auto fahren kann?« Man wird völlig auf die eigene Wohnung reduziert, ganz anders als in Hamburg, mit den Bussen und U-Bahnen. »Wir sind hier ruckzuck in der Innenstadt, und vor der Tür haben wir auch jede Menge Einkaufsmöglichkeiten.« So habe er sich entschlossen, nach Hamburg zu ziehen.
    Die Motive für das gemeinsame Wohnen ähneln sich bei den Olen Smugglers: Als die Rente näher rückte, bekamen sie Panik. Die Bremerhavenerin plante mit anderen Frauen zusammen eine Wohngruppe in Bremen, »aber da gab es keine Unterstützung vom Senat. So kam ich nach Hamburg«. Hier wurden sie als Baugemeinschaft fündig und realisierten das Projekt mit der Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark. Die meisten der Wohnungen sind barrierefrei begehbar. Im Erdgeschoss zog eine betreute Wohngruppe mit Demenzkranken ein.
    Die Bremerhavenerin kannte Hamburg von beruflichen Terminen. »Ich war so begeistert vom Angebot, das eine Großstadt bietet. Gerade das wollte ich nutzen, wenn man endlich Zeit für alles hat.« Sie lernt nun Italienisch, engagiert sich ehrenamtlich. Und jeden Morgen trifft sie sich mit einem Bewohner zum Walken.
    Die vermeintliche Anonymität in der Großstadt kennen sie nur vom Hörensagen. Bodentiefe Fenster, Blick ins Grüne, eine Dachterrasse, all das sei schön, aber das Wichtigste, so Hartmann, sei das Miteinander. »Man pflegt die sozialen Kontakte, wir sind ja ein bisschen gezwungen, mit anderen zu reden.« Die Bremerhavenerin hat mit einer befreundeten Bewohnerin – »ja, wir schließen hier wirklich noch so etwas wie neue Freundschaften« – ein System ersonnen: »Wir haben ein ›Ding aus Metall‹, das werfe ich ihr in den Briefkasten, am nächsten Tag legt sie es mir rein, immer abwechselnd. So sehen wir, dass die andere wenigstens einmal unten war. Wenn das ›Ding‹ nicht da ist, dann klopft man und fragt, was los ist.«
    Sie schwärmen von gemeinsamen

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