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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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einem Haus mit Aufzug. Je älter man wird, umso attraktiver wird die Großstadt als Wohnort – über diese Tatsache wundern sich nur junge Menschen. Das Internetportal Immowelt.de fragte 2009 nach dem idealen Altersruhesitz: 42 Prozent der Befragten über 65 Jahre halten die Großstadt für den besten Ort, um dort den Lebensabend zu verbringen. Lediglich von den unter 25-Jährigen denken drei Viertel der Befragten, sie würden in diesem Alter gern aufs Land ziehen wollen, der Ruhe und Beschaulichkeit wegen und weil dort die Luft besser, die Umgebung schöner sei. Was aber nur bedeutet, dass sich ein junger Mensch nicht recht vorstellen kann, wie man im Alter lebt.
    Es mag ja schön sein und so heimatlich, das Dorf. Doch die Rolle des letzten Mohikaners liegt nicht jedem. »Tod auf Raten« nannte der Spiegel eine Reportage, die 2011 das Sterben der Dörfer im Westen der Republik thematisierte. Da zeigt der Bürgermeister im bayerischen Nordhalben den Journalisten sein Dorf, in dem 85 von 820 Häusern leer stehen, von einst 3000 Menschen leben nur noch 1900 hier. Oder Rambach in Hessen, wo der Bürgermeister bei der Fahrt durch die Gemeinde nur noch sagt: »Das Haus da steht leer, und das ist leer, das dahinten ist leer und das da auch.« Am Ende der Rundfahrt erklärt er: »Und in dieser Straße wird demnächst überhaupt niemand mehr wohnen.« Rüstige Pensionäre würden zwar ländliche Idylle schätzen, so der Spiegel -Autor, »doch noch mehr steht ihnen der Sinn nach Apotheken, Ärzten und ortsnahen Geschäften.«
    Bei der Immowelt-Studie nannten die Alten just diese Gründe, warum sie die Stadt bevorzugen würden: »kurze Wege«, »ärztliche Versorgung« und das »Angebot an betreutem Wohnen«. Sie wissen eben, worauf es im Alter ankommt. Nur wer immer schon auf dem Land gewohnt hat, wird vermutlich dort bleiben, wenn ihm oder ihr nichts Besseres einfällt. Einen alten Baum verpflanze man nicht, heißt es. Wenn die Landbewohnerin großes Glück hat, dann verbringt sie ihren Lebensabend im Kreis ihrer Lieben. Trautes Heim, Glück allein? Das traditionelle Modell klingt zugegebenermaßen charmant: Der alte Mensch zieht nur über den Hof, räumt das große Haus für den Nachwuchs und richtet sich im sogenannten Austragshäusl ein, übernimmt die Betreuung der Enkelkinder, trifft sich mit anderen Opis und Omis. Reihum Kaffeeklatsch, Tortenbacken, Skatnachmittage und Fußballgucken, der Lebensabend ein endloser Kindergeburtstag. Doch haben es schon Kinder (s. Kapitel 4) schwer, auf dem Land Gleichaltrige für die Freizeitgestaltung zu finden, um wie viel schwerer ist das für die Alten oder gar Hochbetagten. Der Fünfte Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland zitiert eine durch deutsche und US-amerikanische Studien belegte Schätzung, dass 35- bis 49-jährige Menschen etwa 20 bis 35 Sozialbeziehungen unterhalten, mit dem Alter diese Zahl aber rapide abnimmt. Die über 85-Jährigen haben noch fünf bis acht Freunde oder Bekannte. Blöd, wenn das dann genau die sind, mit denen man sich schon im Sandkasten nicht vertrug.
    Dann ist es gut, wenn es wenigstens im häuslichen Umfeld harmonisch zugeht. Wenn die Kinder nicht längst geschieden sind, sondern traut zusammenleben und die Schwiegertochter nicht mit den Enkeln woanders hingezogen ist. Wenn der eigene Nachwuchs bis ins hohe Alter ein treu sorgender Sohn oder eine liebende Tochter bleibt – und sich nicht zum ungeduldigen Gewalttäter wandelt. Eine Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich des Themas »Gewalt gegen Ältere im persönlichen Nahraum« angenommen. In der Stadt mag so etwas durchaus auch geschehen, doch wenigstens ist dort Hilfe nicht weit, wie die Schriftenreihe auflistet: »Vor allem in einigen deutschen Großstädten bieten Einrichtungen und Initiativen Beratung und Hilfe in Fällen der Gewalt gegen Ältere sowie bei Pflegeproblemen.«
    Die betagten Landbewohner schaffen auch kaum noch kleine Fluchten. Was macht der alte Mensch, wenn er mal in die Stadt will? Oder muss, weil nur dort ein Arzt zu finden ist? Mit dem Auto mal kurz ins Großstadtgetümmel düsen? Eher nicht, auch wenn sich die Anzahl der älteren Autofahrerinnen und Autofahrer in Zukunft deutlich erhöhen wird. Wie der oben zitierte »Bericht zur Lage der älteren Generation« auflistet, wird die Motorisierung von Männern (Ü65) bis zum Jahr 2030 von 767 auf 850 Pkw pro tausend Einwohner ansteigen. Dann

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