Stählerne Jäger.
jedoch auf simple Kamikazeangriffe auf große Flughäfen beschränkt hatte, die FBI und Militär rasch unterbunden hatten. Und der bewaffnete Raubüberfall in Hollywood, der vor kurzem Schlagzeilen gemacht hatte, weil die schwer bewaffneten Täter sich fast eine halbe Stunde lang gegen hundert Cops gehalten hatten, war kaum mehr als ein Himmelfahrtskommando gewesen: Die Täter hatten wild um sich schießend untergehen und im Kugelhagel der Polizei sterben wollen.
Wie aus der Medienberichterstattung über den Überfall auf Sacramento Live! hervorging, hatte es sich eindeutig um Täter mit militärischem Hintergrund gehandelt. Sie waren mit rein militärischer Taktik vorgegangen – ein Aufmarsch in Doppelreihe mit nach allen Seiten schießenden Männern war nicht mehr angewandt worden, seit die Rotröcke aus den amerikanischen Kolonien vertrieben worden waren. Aber ihre Waffen, ihre Kevlarpanzerung und ihre kaltblütige Frechheit bewiesen, dass sie sich ihrer Überlegenheit von Anfang an bewusst gewesen waren.
Wie würde die Polizei Verrückte wie diese Kerle an weiteren Raubzügen hindern? Würden die Streifenpolizisten in Zukunft Schnellfeuergewehre tragen? Würden die Streifenwagen durch Schützenpanzer ersetzt werden, die besseren Schutz gegen Panzerabwehrraketen boten? Was war, wenn die Räuber beschlossen, noch schwerere Waffen einzusetzen? Würden die Straßen von Sacramento sich irgendwann in ein Schlachtfeld verwandeln? Würde die Polizei irgendwann durch Nationalgarde oder U.S. Army abgelöst werden?
Patrick McLanahan kannte sich mit militärischer Taktik aus.
Er wusste, was gebraucht wurde, um den Gegner zu analysieren und eine Offensive zu planen. Aber er würde Informationen, nachrichtendienstliche Erkenntnisse und Aufklärungsergebnisse brauchen. Er musste mehr in Erfahrung bringen. Er würde sich von der hiesigen Polizei und den Bundesbehörden, die den Überfall aufzuklären hatten, alle verfügbaren Informationen beschaffen und anschließend die Strategie für seine eigene Gegenoffensive ausarbeiten.
Patrick merkte, dass Paul, der kreidebleich war, jetzt dafür bü-
ßen musste, dass er das Krankenhaus verlassen hatte, um an dem Trauergottesdienst teilzunehmen. Anschließend gestattete Patrick ihm noch, Craig LaFortiers Sarg – der natürlich leer war, weil nach dem brutalen Angriff der Terroristen keine sterblichen Überreste zurückgeblieben waren – durch den Mittelgang und bis vors Portal der Kathedrale zu begleiten. Aber als die Särge zu den bereitstehenden Leichenwagen getragen wurden, schob er Paul in seinem Rollstuhl zu einem Seitenportal, vor dem ein Krankenwagen wartete, der dann mit Blinklicht und Sirene zum University of California-Davis Medical Center in der Innenstadt zurückraste. Dort wurde Paul, der vor Erschöpfung kaum noch bei Bewusstsein war, eilig wieder in sein Zimmer gebracht.
Patrick blieb bei seinem Bruder, bis der behandelnde Arzt ihn untersucht hatte. Der Arzt verordnete Paul strikte Bettruhe und ein vierundzwanzigstündiges Besuchsverbot. Der Polizeibeamte, der vor der Tür seines Zimmers Wache hielt, bekam strikte Anweisung, keine Besucher einzulassen.
Patrick ging den Korridor entlang ins nächste Wartezimmer, holte sich einen Becher Kaffee aus dem Automaten und sank müde in einen Sessel. Der Fernseher in der Ecke zeigte Luftaufnahmen von dem fast eine Meile langen Trauerzug, der sich von der Kathedrale durch die Innenstadt zum Städtischen Friedhof wand. Ebenfalls gezeigt wurde das Sacramento Peace Officers Memorial in Del Paso Heights, das eine eigene Trauerfeier für die drei ermordeten Beamten vorbereitete. Die Gedenkstätte war von einem Kreis aus ionischen Säulen umgeben, in dessen Mittelpunkt ein hoher Steinobelisk aufragte, während Bronzeplaketten mit den Namen der Opfer den inneren Säulenrand umgaben. Während die Sonne von Ost nach West über den Himmel zu wandern schien, deutete der Schatten des Obelisks genau zum Todeszeitpunkt jedes Polizeibeamten auf seine Plakette. An den Säulen montierte Scheinwerfer erzeugten dieselbe Wirkung bei Nacht.
Patrick hatte schon an vielen feierlichen Militärbegräbnissen teilgenommen. Das bisher letzte, eine geheime Beisetzung in der Wüste Zentralnevadas, hatte erst vo r vier Monaten für seinen Freund und Vorgesetzten Generalmajor Bradley James Elliott stattgefunden, der beim Absturz seines experimentellen Bombers B-52 Megafortress während eines streng geheimen Einsatzes in der Volksrepublik China tödlich
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