Stählerne Jäger.
verunglückt war. An der Trauerfeier hatten der Präsident der Vereinigten Staaten und der Präsident der seit kurzem unabhängigen Republik China auf Taiwan teilgenommen. Brad Elliott war auf einem kleinen Friedhof in der Nähe des jetzt nach ihm benannten Luftwaffenstützpunkts beigesetzt worden, auf dem nur Männer und Frauen lagen, die bei der Erprobung der neuesten und geheimsten amerikanischen Militärflugzeuge den Tod gefunden hatten.
Aber Beisetzungen von Polizeibeamten waren etwas anderes.
Während die Polizei sich normalerweise bemüht, nicht aufzufallen und sogar anonym zu bleiben, ist die Demonstration von Solidarität und Stärke nach dem gewaltsamen Tod eines Cops alles andere als zurückhaltend. Sollte damit der Öffentlichkeit vorgeführt werden, dass ihre Polizei zwar angeschlagen, aber keineswegs geschlagen war? Oder sollte sie den Zusammenhalt der Gesetzeshüter angesichts dieser drei Tode fördern? Oder waren die eigentlichen Adressaten die Täter, denen Macht, Stärke und Zusammenhalt ihrer Gegner vorgeführt werden sollten? Dar-
über konnte Patrick nicht einmal Vermutungen anstellen.
Als Patrick draußen auf dem Korridor Stimmen und Schritte hörte, stand er auf und ging zur Tür. Zu seiner Überraschung sah er Arthur Barona mit eine m Gefolge aus Assistenten, Cops und Reportern mit Mikrofonen, Tonbandgeräten und Fernsehkameras den Korridor entlanghasten. An der Tür von Pauls Zimmer trat der Cop, der erst vor wenigen Minuten angewiesen worden war, keine Besucher einzulassen, wortlos beiseite. Barona und ein weiterer Cop mit den Rangabzeichen eines Captains, den Patrick als Thomas Chandler erkannte, gingen zu Paul hinein.
»Hey!«, rief Patrick ihnen nach. »Dort darf keiner rein!« Niemand achtete auf ihn. Er trabte aufgebracht den Korridor entlang, stieß den wachhabenden Cop beiseite und stürmte ins Zimmer. Barona saß schon neben Pauls Bett und hielt seine linke Hand. Paul war wach, aber sichtlich benommen, und als Patrick sah, dass sein Bruder vor Erschöpfung die Augen verdrehte, rastete er aus. »Hey, Sie Arschloch«, knurrte er, »sehen Sie zu, dass Sie hier rauskommen! Der Arzt hat Besuche verboten!«
Kameras und Mikrofone schwenkten in Patricks Richtung, und mehrere Reporter bestürmten ihn mit Fragen, während sie vorsichtshalber außer seiner Reichweite blieben. Der wachhabende Cop packte ihn von hinten, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und presste einen Finger gegen den Mandibularnerv hinter seinem Unterkiefer. Patrick stieß einen Schmerzensschrei aus. Der Cop hatte ihn so fest im Griff, dass er nur noch zu Boden hätte gehen können – vor den Augen der Reporter, vor ihren Kameras.
»Halt, Officer, halt!«, sagte der Polizeipräsident rasch. »Lassen Sie ihn los. Das ist Officer McLanahans Bruder.« Patrick musste sich beherrschen, um dem Uniformierten keinen Kinnhaken zu verpassen. Sämtliche Kameras und Mikrofone waren jetzt auf ihn gerichtet. »Tut mir sehr Leid, Mr. McLanahan«, fuhr Barona fort, »aber unsere Polizei befindet sich im Alarmzustand, und jeder riskiert, als Bedrohung angesehen zu werden.
Nun, was wollten Sie mir also sagen?«
»Der Arzt hat meinem Bruder vierundzwanzig Stunden Bettruhe mit striktem Besuchsverbot verordnet. Sein Verbot gilt für Angehörige, Freunde, Polizeichefs und Reporter. Sehen Sie ihn sich an! Er ist völlig erledigt. Sie hätten seinen Arzt fragen sollen, bevor Sie hier reingeplatzt sind.«
Barona sah auf Paul herab, während die Fernsehkameras zu ihm zurückschwenkten. Er drückte ihm die Hand, klopfte ihm leicht auf die Schulter und nickte dabei. »Dieser tapfere junge Mann braucht seine Ruhe, Jungs. Los, raus mit euch!« Er führte die Reporter hinaus und baute sich dann selbst vor der Tür auf, als wolle er dort Wache halten. »Dort drinnen liegt ein verdammt zäher Bursche, Leute«, erklärte er den Reportern, die sich halbkreisförmig um ihn aufgestellt hatten und so auch Paul durch das in die Tür eingelassene Fenster sehen konnten. »Bei der Schießerei im Sacramento Live! hat er drei Terroristen verwundet, bevor er selbst niedergeschossen worden ist. Und trotz schwerster Verletzungen hat er es sich heute nicht nehmen lassen, vom Krankenlager aufzustehen, um an der Beisetzung seines Partners teilzunehmen. Typisch für Cops aus Sacramento –
die Besten der Besten.« Er drehte sich nach dem Fenster in der Tür um und reckte einen Daumen hoch. »Gute Besserung, Officer McLanahan! Wir brauchen mehr Soldaten in Blau
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