Stählerne Schatten
Revolutionswächter sowie die F-5E-Piloten und ihre Bordwarte das Leben, und nur eine Handvoll Männer wurden verwundet.
Auf dem iranischen Luftverteidigungsstützpunkt Bender
Abbas – nur hundertfünfzig Kilometer nordöstlich von Abu Musa auf dem Festland – erfolgte wenig später ein Alarmstart von Jägern MiG-29, aber die Angreifer hatten ihren Auftrag ausgeführt und waren längst auf dem Rückflug in die Vereinigten Arabischen Emirate, bevor die iranischen Abfangjäger eintrafen. Die MiG-29 versuchten, die Verfolgung aufzunehmen, aber zahlenmäßig überlegene Jäger aus Oman und den Emiraten fingen sie ab und vertrieben sie aus dem VAE-Luftraum.
Während die überlebenden Revolutionswächter aus ihren Unterkünften strömten, um sich auf ihrer verwüsteten Inselfestung um Schadensbegrenzung zu bemühen, packten fünf Commando-Teams zu je zwei Mann in schwarzen Taucheranzügen lautlos ihre Ausrüstung zusammen, marschierten zur Küste der nur zweieinhalb Quadratkilometer großen Insel, sendeten mit einem am Handgelenk getragenen winzigen Funkgerät ein Codesignal und ließen sich dann ins warme Wasser des Persischen Golfs gleiten, nachdem ihr Kommandeur ihren Rückzug genehmigt hatte.
Zuvor hatte ein Mann des Führungsteams erneut die Umgebung abgesucht – diesmal nicht die Militäranlagen, sondern in Richtung Nordosten, wo die Straße von Ormus lag. Er sah durch das koffergroße Teleskop, das sein Partner und er bedient hatten, und fand schnell, was er suchte. »Mann, da ist der Dampfer«, sagte er halblaut zu seinem Partner. »Auf den hätten wir den Strahl richten sollen.« Er zentrierte das Fadenkreuz und tat so, als betätige er einen Abzug, »Blub-blub-blub, schon ist der Träger ein U-Boot. Bye-bye, Ayatollah-Baby… «
»Verdammt, wir haben’s eilig, Leopard«, knurrte sein Partner leise. Sekunden später hatten sie zusammengepackt und waren unter der sanften Dünung des Persischen Golfs verschwunden.
Das Schiff, das die Aufmerksamkeit des jungen Commandos erregt hatte, kreuzte sechs Seemeilen nordöstlich der Insel: ein Flugzeugträger, das größte Kriegsschiff im gesamten Persischen Golf – und das unter iranischer Flagge. Der Träger Ayatollah Ruhollah Khomeini war das Flaggschiff der neuen Hochseeflotte der Islamischen Republik Iran. Größer als der ehemals russische Flugzeugträger Warjaq – jetzt Gemeinschaftsbesitz der iranischen und der chinesischen Kriegsmarine – waren nur die allergrößten Supertanker, die den Golf befuhren. Aber der Träger war noch nicht einsatzbereit und diente lediglich zu Ausbildungszwecken, so daß die Besatzung nur hilflos hatte zusehen können, wie die Explosion der Raketenbatterien auf Abu Musa den Nachthimmel erhellte.
Wie die anderen Zweierteams folgten Leopard und sein Partner ihren am Handgelenk getragenen Peilempfängern zu ihren Swimmer Delivery Vehicles (SDV): auf dem schlammigen Meeresboden verankerte Klein-U-Boote, die bis zu vier Mann tragen konnten. Sie tauschten ihre leeren Preßluftflaschen gegen volle aus und begaben sich nach Südwesten zum Sammelpunkt, wo alle fünf SDV zusammentrafen. Von dort aus liefen sie als Pulk weiter und tauchten in willkürlichen Abständen sekundenlang auf, um mit GPS-Empfängern ihre Position zu bestimmen.
Nach ungefähr einer Stunde, kurz bevor ihr Luftvorrat erschöpft war, erreichten sie – noch immer unter Wasser – ein großes Schiff, gegen dessen Rumpf sie ein Codesignal hämmerten. Daraufhin öffnete sich an Steuerbord eine Unterwasserklappe, durch die alle fünf SDV nacheinander ins Schiffsinnere gelangten. Sie tauchten in der Kammer auf und wurden von Kränen aus dem Wasser auf ein Deck gehoben, wo die Commando-Teams ausstiegen.
Jedes Zweimannteam übergab der Decksmannschaft seine Taucherausrüstung, seine Waffen und ein etwa zwanzig Kilo schweres koffergroßes Gerät. Das waren ihre tragbaren Laser-Illuminatoren AN/PAQ-3 MULE (Modular Universal Laser Equipment), deren unsichtbarer Laserstrahl mit Hilfe eines Teleskops mit elektronischer Restlichtverstärkung auf Ziele gerichtet und von diesen reflektiert wurde. Sensoren an Bord der angreifenden Flugzeuge hatten die so gekennzeichneten Ziele erkannt und mit ihren Lenkwaffen zerstören können. Obwohl die Piloten die meisten Ziele dank gründlicher Einweisung auch ohne fremde Hilfe gefunden hätten, hatten die Commandos genauer gewußt, welche Anlagen wichtig waren. So hatte jede Lenkwaffe mit fast unheimlicher Präzision einen Treffer
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