Staerker noch als Leidenschaft
kann auf eine lange Reihe von Bindungen zurückblicken.“ Er verzog spöttisch das Gesicht. „Allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht immer die richtige Wahl zur richtigen Zeit getroffen habe. Diesen Mangel an Urteilsvermögen gedenke ich in Zukunft zu berichtigen.“
„Die Frau, mit der du zusammen bist, kann sich glücklich schätzen.“
„Im Moment bin ich mit niemandem zusammen.“ Er zuckte die Schultern.
„Du meinst, mit niemandem, der es wert wäre“, spottete sie. Für wertvoll hielt Joaquin Sola nur die, die seinem Ehrgeiz dienlich waren.
„Jeder Mensch ist etwas wert.“ Dem anerkennenden Blick aus seinen grauen Augen nach zu schließen setzte er ihren Wert, zumindest was ihre Anziehungskraft anging, wohl recht hoch an.
„Natürlich hast du Recht“, gab sie herausfordernd zurück. „Allerdings gibt es auch Menschen, denen Geld wichtiger ist als alles andere.“
Sie hielt seinen Blick gefangen, sah regelrecht, wie sein Gedächtnis daran arbeitete, sich die Konflikte in Erinnerung zu rufen, die vor fünf Jahren ihre Beziehung zerstört hatten.
„Tun wir nicht so, als wäre Geld unwichtig, Nicole. Es erhöht den Wert eines jeden. Ob es dir gefällt oder nicht, so ist die Welt nun mal.“
Wie wahr. Ihre Welt ging gerade unter wegen des Mangels an Geld. Hass auf alle rücksichtslosen Finanzhaie der Welt ließ ihre Stimme beißend klingen. „Wie misst du deinen Wert heute, Quin? Hast du dein Ziel erreicht? Wie viele Millionen waren es noch, die du anhäufen wolltest? Oder gab es da keine genaue Zahl? Nur eben der Grundsatz, dass es nie genug sein kann?“
Er legte den Kopf leicht schief. Die Bitterkeit war ihm nicht entgangen. „Was würdest du denn als genug bezeichnen, Nicole? Mit wie viel könnten deine Bedürfnisse abgedeckt werden?“
Für einen verrückten Moment dachte sie wirklich an die Möglichkeit, Quins Taschen könnten inzwischen so gefüllt sein, dass er ihr zur Rettung dienen könnte. Doch damit wäre er auch zurück in ihrem Leben. Wenn sie ihm auch nur eine Tür öffnete … Nein, diesen Weg konnte sie unmöglich gehen. Es gab Stürze, nach denen man wieder auf die Beine kam. Von anderen erholte man sich nie. „Meine Bedürfnisse waren noch nie relevant für dich.“
„Ich würde sie gern relevant für mich machen.“
„Wann ist dir denn diese Idee gekommen? Vor zwei Minuten? Als du beschlossen hast, mir meinen Abend zu verderben?“
„Das Timing ist unwichtig, wenn die Absichten ernsthaft sind.“
Sie schüttelte den Kopf über so viel arrogante Selbstherrlichkeit. Glaubte er wirklich, ihre Erfahrung mit ihm und die dazwischenliegenden Jahre könnten innerhalb weniger Minuten weggewischt werden? „Dein Interesse für meine Bedürfnisse kommt ein bisschen spät, Quin. Und ehrlich gesagt, ich habe keine Interesse an den deinen.“
„Es ist nie zu spät, um begangene Fehler wiedergutzumachen.“
„In kalter Asche herumzuwühlen ist nicht sehr sinnvoll.“
„Du wärest überrascht, wie oft sich dort noch Glut finden lässt, die man wieder entfachen kann.“
Er wusste genauso gut wie sie, dass die Leidenschaft zwischen ihnen noch immer loderte. Doch diese Leidenschaft war zerstörerisch gewesen, und Nicole hatte nicht vor, diese Richtung noch einmal einzuschlagen. „Ich bin sicher, es gibt viele warme Herde, von denen du dir einen aussuchen kannst.“
„Aber einer hat besser gebrannt als alle anderen. An diesen möchte ich zurückkehren.“
„Leider kann ich dir keine Tür dahin mehr öffnen.“ Nicole winkte mit der Hand wie zum Abschied. „Auf Wiedersehen, Quin.“
Er nickte knapp, doch eine geschlagene Haltung war an ihm nicht zu bemerken. „Wir sehen uns wieder, Nicole.“ Dann ein Lächeln für Jade und Jules. „War nett, Sie kennen zu lernen.“
„Ganz meinerseits.“ Jade sah man an, wie fasziniert sie war.
„Versuchen Sie es mit ‚Nicks Knickers‘“, riet Jules. „Öffnet jede Tür.“
Lachend ging Quin davon, in dem Bewusstsein, bleibenden Eindruck bei Nicoles Freunden hinterlassen zu haben.
Nicole biss die Zähne zusammen. Ein Kommentar von Jules oder Jade über Quin, und sie würde explodieren. Dieser Schlagabtausch mit ihm hatte sie aufgewühlt – wie es immer der Fall gewesen war. Auch jetzt noch ging er ihr also unter die Haut. Kein anderer Mann hatte je eine solche Wirkung auf sie gehabt. Was nicht bedeutete, dass es ihr gutgetan hatte. Im Gegenteil. Etwas in ihr verlangte danach, ihn den Geschmack der Niederlage erfahren
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