Staerker noch als Leidenschaft
zu lassen, den Hass, den sie empfunden hatte.
Jade und Jules schauten sie an, als hätten sie eine völlig andere Frau vor sich. Die Augen groß vor Neugier, den Mund fest verschlossen, warteten sie darauf, dass Nicole etwas sagte. Aber das Kapitel Joaquin Sola war abgeschlossen.
„Ich gehe nicht dorthin zurück“, meinte sie schließlich leise. „Mit der Adresse habe ich nichts mehr zu tun.“
„Du meinst die Wohnung, in der ihr zusammengelebt habt?“, gab Jade einen Schuss ins Blaue ab.
„Das war kein Zusammenleben, das war Eignerschaft. Es ging nur zu seinen Bedingungen.“
„Keine gute Voraussetzung“, murmelte Jules mitfühlend.
Nicole nickte. „Ich lebe jetzt in einer ganz anderen Gegend.“
„Vielleicht hast du deine Umgebung etwas zu eng gesteckt“, überlegte Jade laut. „Vielleicht wohnt er ja auch nicht mehr dort.“ Sie wedelte bedeutungsvoll mit den Fingern. „Zeit und Timing … sehr heikle Dinge. Wie lange liegt das zwischen euch eigentlich zurück?“
Damals war Jade noch nicht in Australien gewesen, aber wenn Nicole ihr auch nur eine Andeutung machte, würde die Freundin sich daran festbeißen wie der Hund am Knochen. Sie war gut darin, eins und eins zusammenzuzählen. „Ist unwichtig.“ Nicole stand auf. „Nicht immer ist Abstand positiv für die Beziehung. Lass gut sein, Jade, ja? Ich gehe mich ein bisschen frisch machen.“
„So ein Jammer“, hörte sie Jade noch murmeln, als sie sich vom Tisch entfernte. Sie konnte nur hoffen, dass das Thema Quin damit beendet war. Dennoch war ihr der Spaß bereits verdorben. Allein das Wissen, dass er hier war, reichte aus, um ihre Nerven aufzureiben. So als wäre er eine Bedrohung für das Leben, das sie sich ohne ihn aufgebaut hatte.
Sie wünschte, sie könnte einfach gehen. Doch wenn sie den Club jetzt unangekündigt verließ, wäre das nur ein Zeichen für ihre Verletztheit, eine Verletztheit, die sie vor Jade und Jules nicht zeigen wollte. Und erst recht nicht vor Joaquin Sola. Nein, sie musste so tun, als würde seine Gegenwart sie überhaupt nicht beeindrucken.
In dem eleganten Waschraum herrschte reger Betrieb. Eine Schlange wartender Frauen hatte sich vor den Toilettenkabinen gebildet, vor der großen Spiegelwand mit den Waschbecken drängten sie sich, um ihr Make-up nachzubessern. Nicole stellte sich in die Schlange und versuchte die Gedanken an Quin zu verdrängen. Doch selbst hier auf der Damentoilette war sie nicht sicher vor ihm.
„Na, wie kommst du mit Quin Sola voran?“
Nicoles Kopf ruckte herum. Die Frage kam von einer üppigen Brünetten in Rot vor dem Spiegel und galt ihrer blonden Nachbarin in einem blauen Minikleid, die sich die Lippen nachzog und einen wirkungsvollen Schmollmund übte.
„Ich weiß nicht, ob sich die Mühe wirklich lohnt“, gab die Blondine zurück.
„Ob es sich lohnt! Der heißeste Typ in der ganzen Stadt? Jeder mit Geld nutzt seine Anlagefirma. Der Typ hat Milliarden. Und er ist doch wirklich sehr attraktiv.“
Seine Firma. Milliarden. Also mischte er nicht mehr nur ganz oben mit, wie Nicole klar wurde. In den letzten fünf Jahren musste er sein eigenes Imperium aufgebaut haben. Natürlich, damit er zu seinen eigenen Bedingungen mitspielen konnte!
„Sein Geld brauche ich nun wirklich nicht, Nina. Und mit einem kalten Fisch ins Bett zu gehen reizt mich eben nicht.“
Die Brünette grinste. „Du meinst, du hast dich an ihn herangemacht, aber er hat nicht nach dem Köder geschnappt.“
Der unverzeihliche Fehler, dachte Nicole spöttisch. Quin ergriff die Initiative. Immer. Er würde sich nie ändern. Das Ego der Blondine musste gelitten haben, auch wenn sie jetzt gleichgültig mit den Schultern zuckte. Was den kalten Fisch im Bett betraf, so irrte sie sich gewaltig, aber er würde sich nicht mehr umstimmen lassen … Wenn er einmal einen Entschluss gefasst hatte, konnte ihn nichts und niemand davon abbringen.
‚Wir sehen uns wieder.‘
Seine Worte hallten noch in ihren Ohren, und ein Schauer rann Nicole über den Rücken. Was, wenn er ihren Korb nicht hinnahm? Vor fünf Jahren war sie nach Europa geflohen, um jeden Kontakt zu ihm zu vermeiden. Hoffentlich überlegte er es sich noch einmal und ließ sie in Ruhe.
Ihr war nicht einmal bewusst, dass sie inzwischen an den Anfang der Schlange vorgerückt war, bis die Frau hinter ihr sie leicht anstieß, um ihr zu bedeuten, dass eine der Toilettenkabinen längst frei geworden war. Hastig schloss Nicole sich in der Kabine ein und
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