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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wort »Hexland«.
    »Dort fahren wir hin.«
    Sie nickte. Doch Fletcher sah, dass sie leicht schauderte.
    In den fast schon dunklen Straßen änderte der Wind ständig die Richtung, und der niederprasselnde Regen flackerte im Licht der Straßenlaternen wie Sperrfeuer. Auf dem Weg zur großen Buchhandlung in der Green Street begegneten Fletcher und Mia kaum noch Passanten. Dafür wimmelte es dann im Laden von Leuten, die sich dort untergestellt hatten und nach draußen sahen.
    In der Kartenabteilung suchten sie eine Generalstabskarte des nördlichen Norfolk - und nahmen die mit dem größten Maßstab. Fletcher schlug die Karte auf, die in seinen nassen Händen feucht wurde. Diese Karte zeigte noch wesentlich mehr Details als die an Mias Wand und bildete auch kleine Pfade und die Umrisse von Geländestrukturen ab. Fletcher konzentrierte sich auf die Ebene in der Nähe von Hanchton. Im Gitternetz der Karte waren die beiden betonierten Streifen deutlich zu erkennen. Ihre Länge und der Winkel, in dem sie aufeinander zuliefen, entsprachen genau den Streifen, die Daisy in ihre Windschutzscheibe gekratzt hatte. Die Struktur war weder mit einem Namen noch mit irgendeiner Erklärung beschriftet.
    Östlich davon lag die kleine runde Wasserfläche, die alte Tongrube, die nur mit dem Wort Grube bezeichnet war. Und dahinter war derselbe Grundriss zu erkennen wie schon auf den anderen Karten, hier aber deutlicher und mit unver-kennbarer L-Struktur, wie etwa von einem großen Haus mit Scheune - das aber nicht mehr stand und von dem allenfalls das Fundament übrig geblieben war. Das ganze Gelände trug weder einen Namen noch eine Beschriftung. »Und was ist damit?«, fragte Mia.
    Sie fuhr mit dem Fingernagel eine gestrichelte Linie nach, die die kleine Wasserfläche, das L-förmige Fundament und einen Teil der Ebene umschloss, alles in allem etwa zwei Quadratkilometer. Darunter stand ganz klein: Naturschutzgebiet.
    »Bevor wir losfahren«, sagte Mia, »wüsste ich wirklich gern, wem dieses Gebiet gehört.«
    Sie falteten die Karte wieder zusammen und gingen damit zur Kasse. Im Zeitungsständer am Eingang sahen sie, dass der Aufmacher aller Zeitungen ausnahmslos ein Satellitenbild des Sturmtiefs war, das sich nördlich von Norwegen zusammenbraute. Ein grauer Wirbel mit schwarzem Zentrum hatte sich gebildet und bewegte sich langsam aber bedrohlich auf England zu.
    Fletcher hatte halb damit gerechnet, vor seiner Wohnungstür einen Polizeibeamten anzutreffen, entdeckte aber nur einen Obdachlosen, der unter dem Vorbau Zuflucht gesucht hatte und trübselig in den Regen hinaussah. Fletcher ging an ihm vorbei und die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Mitten im Treppenhaus blieb er stehen und schaute sich um.
    »Was ist?«, fragte Mia.
    »Den hab ich hier noch nie gesehen«, antwortete er leise.
    »Ja und?«
    »Vielleicht ein Polizeibeamter. Die haben mich bloß deshalb noch nicht festgenommen, weil sie mich beobachten wollen.«
    »Das ist ein bisschen paranoid, Tom.«
    Vom Treppenhaus aus konnte er noch die Schulter des ander Wand Lehnenden erkennen. »An deren Stelle würde ich dasselbe machen. Der soll mich beschatten, ganz klar.«
    Mia ging weiter nach oben. »Das ist einfach ein Obdachloser. Komm schon. Pack deine Tasche.«
    In der Wohnung war es ziemlich laut - das Geplätscher in den Regenrinnen, das Getrommel des Regens gegen die Fenster, das Klopfen der Heizkörper. Fletcher sah, wie Mia ihr Regencape auszog und sich Wasser aus den Haaren wrang. Ein Blick auf sein Bürotelefon zeigte ihm, dass er einen Anruf von Kristina Mittanescu erhalten hatte. Das hatte er ja schon fast vergessen - dieser merkwürdige kleine Wortwechsel zwischen dem jungen Mädchen und dem Kommandanten des Luftwaffenstützpunktes. Bisher war es ihm nicht sonderlich wichtig erschienen, doch da er nun den Grundriss des Gebäudes auf der Karte entdeckt hatte, wollte er doch gern wissen, was das Mädchen gesagt hatte.
    Er rief Kristina Mittanescu zurück.
    »Bist du das, Fletcher? Da hast du mir ja einen merkwürdigen Filmausschnitt geschickt.«
    Die Jahre der Arbeit im englischen Gesundheitssystem hatten Kristinas rumänischen Akzent abgeschliffen, doch der leicht anklagende Tonfall, der früher in Bukarest die Parteigetreuen in Furcht und Schrecken versetzt haben musste, war immer noch da.
    »Kristina, kannst du erkennen, was die Frau sagt?«
    »Das ist schwierig. Es gibt fünf verschiedene Laute.«
    »Beginnt das letzte Wort vielleicht mit einem

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