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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jahren war weniger Besiedlung verzeichnet, die Städte waren kleiner und die Hauptstraßen kurvenreicher. Das Marschland im Westen war damals dem Meer noch nicht vollständig abgerungen. Eins hatte sich allerdings kaum geändert. Unmittelbar südlich von Hanchton sah man in der von dem kleinen Fluss begrenzten Ebene dieselbe A-förmige Struktur. Genau derselbe Überrest des von Start- und Landebahnen vorgegebenen Musters.
    »Das heißt also«, sagte Mia, »falls dort wirklich ein Luftwaffenstützpunkt war, muss er unmittelbar nach dem Krieg eingeebnet worden sein. Vielleicht sogar noch früher. Es könnte also tatsächlich einen Grund gegeben haben, ihn vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Aber natürlich nur, falls da überhaupt was war. Falls, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Mia ging mit der Karte zur Ladenkasse.
    Fletcher stand vor einem Regal voller Bücher. Alle Titel bezogen sich auf Norfolk. Die Jägerei in Norfolk, die Fischerei in Norfolk, Erinnerungen von Seefahrern aus Norfolk. Auf einem der unteren Regalbretter stand eine Geschichte der Landwirtschaft in Norfolk. Und darunter ein Buch mit dem Titel Tongruben. In Goldbuchstaben auf einem altersrissigen Buchrücken.
    Fletcher wandte sich ab, drehte sich dann wieder um.
    Gruben?
    Was hatte er vorhin noch auf der Landkarte in der Nähe der A-Struktur gesehen? Einen kleinen See mit der Bezeichnung Grube.
    Er zog das Buch aus dem Regal. Es war 1906 erschienen. Eine mit Füllfederhalter geschriebene Widmung: Liebster Leo, in Liebe von Deiner Eileen. Darunter war der jetzige Ladenpreis in Bleistift notiert. Er blätterte das Buch durch. Es war eine von einem pensionierten Ingenieur geschriebene Geschichte des Tontagebaus in Norfolk. Offensichtlich war der Abbau von Ton seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert für manche Orte ein wichtiger Industriezweig gewesen. Man hatte sich einer äußerst einfachen Abbaumethode bedient und die Gruben einfach so tief in die Tonschicht gegraben, bis die Wände einzustürzen drohten. Diese Gruben wurden dann aufgegeben und an anderer Stelle neu begonnen. Eine Radierung zeigte eine Landkarte der Stätten des Tontagebaus im 18. Jahrhundert - im Süden waren es große Zonen, die nach Norden hin immer seltener und
    kleiner wurden. In der Nähe von Hanchton gab es nur eine einzige kleine schraffierte Fläche. Auf einer anderen Karte war der Tontagebau hundert Jahre früher zu sehen. Hier war die kleine schraffierte Stelle größer und die Gegend hatte einen Namen.
    Heck's land.
    Jetzt suchte Fletcher die Regale nach Büchern ab, in denen alte Karten der Umgebung von Hanchton zu finden sein könnten. Doch er stieß nur auf die 1870 erschienenen Erinnerungen eines Provinzbeamten. Darin war eine krakelige Landkarte des westlichen Norfolk abgebildet, die zeigte, wie die Gegend in der Kindheit des Autors ausgesehen hatte. Südlich von Hanchton war eine alte Tongrube eingezeichnet - und daneben, ganz in der Nähe der Stelle, wo auf der modernen Landkarte die A-Struktur verzeichnet war, ein einzeln stehendes Gebäude, zu dem keine Straße führte. Der viktorianische Beamte hatte diesen Ort so beschriftet, wie sein Großvater ihn zu bezeichnen pflegte: Hexland.
    Dort hatten also Menschen gewohnt. Die Schreibung stimmte nicht überein - vielleicht, weil der Name nur mündlich überliefert und schon seit zweihundert Jahren in keinem Dokument mehr aufgetaucht war. Aber dort musste es eine kleine Gemeinde gegeben haben: Ein paar Häuser, deren Bewohner jahrhundertelang Ton gegraben hatten, bis ihre Zahl zu nichts dahinschwand. Wirklich zu nichts? Oder waren zum Schluss doch noch die beiden Stahlhexen übrig geblieben? Zwei einheimische Mädchen, die vielleicht geglaubt hatten, von der Welt vergessen zu sein, bis in ihrer Nähe plötzlich ein Luftwaffenstützpunkt gebaut wurde?
    Die alte Tongrube und das allein stehende Haus. Hatten dort die Stahlhexen gelebt? In Hexland?
    Fletcher traf eine Entscheidung.
    Ja, so musste es gewesen sein. Dort hatten die beiden Mädchen gewohnt und waren Zeuginnen geworden - sie hatten gesehen, was die Amerikaner auf den Luftwaffen-
    Stützpunkt gebracht hatten. Dieses gefährliche Geheimnis hatte Kate Fletcher aufgedeckt, und es würde sie nun im Angesicht des Unwetters dorthin zurückführen, wo Aspen sie zur Strecke bringen wollte.
    Mia stand schon in ihrem Regencape an der Tür und wartete unter dem finsteren Blick des Ladenbesitzers auf Fletcher. Fletcher zeigte ihr die Seite, den Finger auf dem

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