Stalins Kühe
gekommen.
SEHEN
WIR
UNS heute oder morgen?
Wann auch immer.
Hukka wollte, dass ich endlich einmal sagte, was ich wollte.
Dabei war es doch ganz egal.
Ich müsse es sagen, ich müsse! Und es sei nicht ganz egal, es könne nicht egal sein, wenn wir überhaupt eine Beziehung haben.
Warum konnte Hukka es nicht selbst sagen? Ob Hukka Lust darauf hatte, dass wir uns sahen oder nicht?
Damit wollen wir nicht schon wieder anfangen. Hukkas Stimme, eine Stimme voller Überdruss.
Wir fangen auch nicht an. Es geht ja nur um ja oder nein.
Ich müsse es sagen, ich.
Ich sag es nicht!
Es könne doch nicht so schwierig sein, eine einfache Frage zu beantworten! Ja oder nein.
Schweigen, und in dem Schweigen hörte ich, wie wütend Hukka am anderen Ende der Leitung war.
Ja, Hukka fände es schön, mich heute zu sehen. Und angeblich sagte Hukka das nicht nur gezwungenermaßen.
Na gut. Ich komme.
Ich überschlug, wie lange ich für das Make-up, das Baden und all das brauchte. Und ich wusste noch nicht, was ich anziehen sollte.
Wann? Das kann ich nicht sagen.
Na, so ungefähr.
Ich beschloss, schnell zu sein. In einer Stunde.
Dann noch nicht! Da kommt im Fernsehen –
Na und? Ich nehm das auf, und wir sehen es uns dann nach dem französischen Film zusammen an.
Nein! Hukka trug mir auf, den französischen Film aufzunehmen.
Das tue ich nicht. Es gibt noch genug anzusehen und zu wenig Videokassetten, Hukka möchte nach seinem eigenen Film nicht noch den französischen sehen, sodass der für später bliebe … Ich wiederum möchte mir nicht Hukkas Film ansehen müssen. Und dann, nach dem Film, ist es schon ein Uhr und zu spät, um noch zu kommen, sodass –
Dann lassen wir es doch!
Tuut, sagte das Telefon, tuuk, tuuk, tuuk mein Hühnchen, und in seiner Monotonie hörte der Ton sich im Grunde genommen ganz beruhigend an. Zuerst würde ich essen, dann das Gegessene im Badezimmer wieder von mir geben, eine Bulimiezigarette rauchen, ich würde mich leicht und beschwingt fühlen wie immer post coitum, le petit mort, ich würde mich anziehen, das Haus verlassen, in die Kneipe gehen, würde es schön und nett haben. Das klang richtig gut. Ich würde viel lächeln. Würde also Spaß haben. Ich würde meine Bekannten begrüßen, plaudern, passende Partner durchgehen. Ich würde also viel Spaß haben, so viel Spaß wie ein Zuckerkrümel. Es klang wie das Bestmögliche. Ich nahm noch ein paar Diapam, sodass der Spaß des Abends gesichert war. Wen würde ich heute abschleppen, von wem würde ich mich abschleppen lassen, würde es der Erste sein, der mir auf der Straße entgegenkam, oder der Letzte an der Kneipentür nach der Sperrstunde? Darauf kam es doch gar nicht an. Hukka könnte ganz gut beiseitetreten. Es war durchaus gut, dass ich versuchte, mir Antworten auf Hukkas Fragen zu überlegen, indem ich sie in anderen Betten suchte. Irgendwo mussten sie ja sein.
Wir waren ein Jahr und drei Monate zusammen.
DER
MANN
LIEF zwischen Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer hin und her. Pausenlos klingelte es an der Tür. Offenbar musste ich gehen. Draußen vor der Tür schrie eine Frau, und der Mann rief ihr zu, dass er nur die Schlüssel suche. Die Frau wollte sich nicht beruhigen. Ich hatte keine Kleider am Leib. Ich war nackt im Bett eines fremden Mannes in einer fremden Wohnung. Ich konnte nicht ordentlich sehen, ich hatte Schleim und Klümpchen von Wimperntusche in den Augen. Irgendwo draußen war Herbst und Sonnenschein. Es klingelte ununterbrochen. Der Mann bemühte sich, in der Wohnung Ordnung zu schaffen und gleichzeitig auch in seinem Kopf, konnte aber nur von einem Zimmer ins andere rennen. Schwankend suchte ich nach meinen Kleidern. Der Mann bat mich, im Schlafzimmer zu bleiben, aber ich ging in die Kleiderkammer, um nachzusehen, ob ich mich dort aus berechtigtem Grund oder zumindest unbemerkt aufhalten konnte. Der Mann fand, es sei vielleicht doch besser, ich säße ganz unbefangen im Wohnzimmer und mimte einen von dem verlängerten Abend bis zum Morgen gebliebenen Überrest.
Schließlich ließ der Mann die Frau ein. Ich blinzelte in die Richtung, wo ich sie vermutete – es zischte mir in den Augen, und ich konnte nicht ordentlich sehen. Der Mann sagte, Anna sei noch ein wenig hiergeblieben, wir hätten hier eine kleine verlängerte Feier gehabt. Ich wunderte mich, woher der Mann meinen Namen kannte, da ich seinen nicht wusste und auch nicht, wo ich überhaupt war.Die Frau schrie weiter. Ich bewegte mich an der Wand
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