S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
sein." „Ich werde dankbar sein."
„Wenn du eins deiner Biester auf mich hetzt, werde ich wieder ganz nah an dich rankommen und dich dann nicht mehr laufen lassen."
„Nein, bitte nicht."
„Du solltest Angst vor mir haben, Kreatur."
„Ich habe Angst, Großer."
„Geh deinen Weg. Ich tu dir nichts. Tu du mir aber auch nichts." „Ich tu dir nichts, Großer."
Ich lief langsam rückwärts und zielte dabei auf den Kontrolleur. Eigentlich gehörte dieses Monster erschossen. Aber erstens sollte jeder Stalker seine Versprechen halten, auch wenn sie gegenüber einem Zonenbiest gegeben wurden. (Der Dunkle Stalker mochte es nicht, wenn wir unser Wort brachen.) Und zweitens war es nicht vorhersehbar, wie sich die vom Kontrolleur Beeinflussten benehmen würden, wenn ich ihn umlegte. In den meisten Fällen liefen sie dann in alle Himmelsrichtungen davon, aber manchmal töteten sie auch gemeinsam den Mörder des Kontrolleurs. Und mitten in eine wütende Meute von Mutanten zu geraten war nur für einen potenziellen Selbstmörder ratsam.
Als ich aus dem Wald lief, rannte der Kontrolleur los. Seine Kreaturen folgten ihm.
Ich kletterte ins Auto und schlug die Tür zu.
„Los, Boss", sagte ich.
In der Nähe der Grenze entdeckten wir die Überreste eines brennenden Hubschraubers. Im flackernden Licht konnte man gut das aufgemalte Haimaul und die Nummer 21 erkennen.
He-He schielte auf die Trümmer, sagte aber nichts.
20.
DIE DUNKLE STADT
Wir rasten mit Vollgas nach Tschernobyl-4, ließen den toten Stützpunkt hinter uns und verscheuchten ein Rudel Blinde Hunde, das dort umherstreunte. Sie trieben sich dort aus gutem Grund herum: Rund um den Stützpunkt lagen jede Menge Kadaver. Die Militärs hatten sich nicht schlecht mit ihnen amüsiert — bis sie selbst umgekommen waren.
Den Schlagbaum hatte schon jemand abgerissen, sodass wir ohne abzubremsen passieren konnten.
Die Hauptstraße wurde durch einen noch rauchenden, ausgebrannten Panzer verstellt, wir mussten zwischen die Häuser ausweichen. Unser Städtchen war klein, aber stark verwinkelt. Um von einem Ende ans andere zu gelangen, brauchte man jede Menge Zeit. In seinen Anfängen war es im Stile eines provisorischen Kriegslagers errichtet worden. Als es dann seinen vorübergehenden Charakter verlor und zu wachsen begann, stellte sich heraus, dass die frühere Anlage den anspruchsvolleren Bedürfnissen nicht gerecht wurde. Man machte aus der Not eine Tugend, ohne nachträglich noch das Bild einer modernen, offen angelegten Stadt formen zu können. Überall waren die Kompromisse der neuzeitlichen Stadtplaner zu sehen.
Aber wer hatte dafür jetzt noch ein Auge?
Überall in den Höfen lagen Leichen, im Scheinwerferlicht tauchten immer wieder sehnige Mutantenkörper auf.
Plötzlich attackierte ein Pseudogigant unser Auto. Er tauchte hinter einem Transformatorenhäuschen auf und rammte uns mit voller Wucht in die Seite. Der Jeep stand für einen Augenblick nur noch auf zwei Rädern.
Pseudogiganten waren schlechte Läufer, deswegen hängten wir ihn relativ schnell ab.
Wir schlängelten uns noch einige Zeit zwischen den Häusern hindurch und kamen endlich bei der Schti-Bar an. He-He stoppte das Auto, ließ den Motor aber im Leerlauf weitertuckern.
Die Fenster des Gebäudes waren dunkel. Entlang der Straße, dort, wo das Mondlicht hinkam, sah man etliche Mutantenleichen. Bei ihnen trieben sich ihre noch lebenden Artgenossen herum, hauptsächlich Blinde Hunde.
Unser Jeep war sofort von Biestern umstellt, die nach neuen Opfern lechzten. Die Kreaturen versuchten den Lichtkegel zu meiden, und so sahen wir meist nur ihre aufblitzenden Phosphoraugen in der Dunkelheit.
Ein schlanker Körper hetzte von rechts auf uns zu — und sofort erklang aus dem Gebäude ein Schuss. Ein riesiger Tschernobylhund mit durchgeschossener linker Pranke ging neben unserem Hinterreifen zu Boden; seine Krallen schabten noch kurz über den Asphalt.
„Sie haben sich dort verbarrikadiert", sagte ich. „Hup mal."
He-He hupte ohrenbetäubend. Also, entweder öffnet uns jemand die Tür — oder wir brechen sie mit dem Jeep auf und lassen die Biester rein. So einfach ist das.
Das Tor öffnete sich langsam und quietschend. He-He jagte sofort darauf zu und überfuhr die Biester, die es nicht rechtzeitig schafften, Platz zu machen. Ich streckte meinen Kopf aus dem Fenster und erschoss einen Blinden Hund, der durch das Tor laufen wollte. In letzter Sekunde, bevor er vom Torrand abgetrennt wurde, zog
Weitere Kostenlose Bücher