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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Pazifist, sei einst mit genau so einem Wunsch zum Monolithen gekommen — er wollte alle Wesen auf der Welt glücklich sehen — nun, heute ist er Tierarzt in den Sümpfen."
    „Hemul", meldete sich plötzlich Donahugh, „da sind Hunde."
    „Schon gesehen", murmelte ich und schielte auf das PDA.
    Es waren wieder Blinde Hunde, und diesmal waren sie viel aufdringlicher. Vier Affenhunde liefen zielstrebig hinter uns her und verringerten nach und nach den Abstand. Ihre dümmlichen Fratzen mit den blinden, zusammengekniffenen Augen waren wie Antennen auf uns gerichtet. Vor uns schimmerten die braunen Körper ihrer Artgenossen im Gras, zwischen den Bäumen und Büschen. Man versuchte uns nach allen Regeln der Jagdkunst zu umzingeln.
    „Macht euch kampfbereit", befahl ich. „Durchladen und entsichern. Vergesst nicht: Die Hunde sind schwer verwundbar, deswegen am besten auf den Kopf zielen. Jetzt erlebt ihr euer erstes kleines Abenteuer."
    Die Gesprächigkeit der Amerikaner endete abrupt. Sie umklammerten ihre Waffen und spähten aufmerksam in alle Richtungen. Wie im Kino.
    Mit Sicherheit versteckte sich irgendwo im hohen Gras die Tschernobylhündin und beobachtete uns bereits. Es wäre gut, wenn es bei einer von ihrer Sorte bleiben würde. Ratten waren ohne ihren Rattenkönig einfach nur dumme Nager, und Blinde Hunde veranstalteten ihre Jagd nie ohne das Leittier — den Tschernobylhund. So war das, und dabei war es ganz gleich, ob ein Rüde oder eine Hündin das Rudel anführte.
    Komische Symbiose, verflucht noch mal.
    Bei den Nagern war der Rattenkönig einfach nur ein besonders großes und fett geratenes Exemplar. Blinde Hunde und Tschernobylhunde hingegen waren unterschiedlicher Abstammung und lernten erst mit der Zeit, zusammenzuleben und gemeinschaftlich zu jagen.
    Ihre eigentümlichen Flanken waren das Einzige, worin sie sich ähnelten. Ein Tschernobylhund war doppelt so groß wie der größte Blinde Hund. Er hatte einen entstellten, kahlen Kopf mit scharfen, schiefen Zähnen, die weit aus dem unteren Kiefer hervorstanden. Er hatte ein schwarzes Fell mit einigen hellen Flecken. Das Haarkleid war im Vergleich zu den Blinden Hunden lang und gewellt. Und er hatte riesige Geschwulste an seiner Brust und am Hals, die zu allem Übel auch noch mit einem Büschel schwarzer Haare bedeckt waren und ihn von Weitem wie einen Löwen aussehen ließen. Amerikaner nannten ihn deshalb chernobyl lion.
    Tschernobylhunde waren notorische Einzelgänger und bildeten deswegen keine Rudel, sie agierten höchstens zu zweit. Traf ein Tschernobylhund allerdings auf ein Rudel Blinder Hunde, schloss er sich diesem bereitwillig an und formte aus ihnen kurzerhand einen ernst zu nehmenden Kampftrupp. Und das Ganze geschah nicht nachdem Modell des Kontrolleurs — er machte sich nicht den Verstand der Rudelhunde untertan, sie folgten ihm freiwillig aus irgendwelchen animalischen Instinkten heraus. Sie erkannten den Tschernobylhund sofort und ohne Gegenwehr als das Alphatier des Rudels an und folgten allen seinen Anweisungen, die er offenbar gedanklich übertrug — die Befehlsausführung der Blinden Hunde war stets sehr exakt und führte immer zum Erfolg.
    Mithilfe seines hochentwickelten Intellekts machte der Tschernobylhund einen regelrechten Kampftrupp aus ihnen, und aus ängstlichen Rattenfängern wurden gefährliche Jäger, die mit vereinten Kräften in der Lage waren, selbst ein mutiertes Wildschwein zu töten.
    Ich bemerkte, dass die Touristen die Nähe von He-He und mir suchten. Sie schienen begriffen zu haben.
    Fünfzig Meter vor uns tauchte ein großer Blinder Hund aus dem Gebüsch auf. Er blieb einige Augenblicke lang stehen, schwang mit dem augenlosen Kopf hin und her und verschwand dann im Gebüsch auf der anderen Straßenseite.
    Reges Treiben herrschte zu beiden Seiten von uns: Die Hunde formierten sich zwischen den Bäumen eifrig um.
    He-He nahm eine neue Position ein, hielt sein Gewehr schussbereit und gab unserer Gruppe Deckung von vorne.
    „Irgendwie sind sie heute überaus aktiv", murmelte er und spähte durch das Zielfernrohr.
    Ich widersprach ihm nicht. „Wenn sie angreifen, keine Einzelschüsse abgeben, sondern gleich ein ganzes Magazin verfeuern. Sie werden alle auf einmal attackieren", sagte ich halblaut.
    Das Verhalten der Blinden Hunde erinnerte an das von Hyänen oder Schakalen. Sie verfolgten ihr Opfer so lange im nötigen Abstand, bis es entkräftet war, dann wurden sie allmählich mutiger und zogen zu guter Letzt

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