Star Trek - Into Darkness
Tempel der Eingeborenen auf dem Hauptkontinent des Planeten. Er wurde von einem Stück herabfallender Masse aus schnell abkühlendem Gestein zermalmt. Normalerweise wäre das Bauwerk dicht an dicht mit Betenden, Priestern und knienden Besuchern gefüllt gewesen. Nun war es jedoch vollkommen leer. Diejenigen, die dort für gewöhnlich beteten und arbeiteten, waren durch den Diebstahl der unersetzbaren Schriftrolle gestört und weggelockt worden. Captain Kirk hatte ihnen das Leben gerettet.
Auf der Brücke drehte sich Pavel Chekov auf dem Kommandosessel um. Er sah erleichtert aus, als er Kirk unter den Personen entdeckte, die aus dem Lift traten. Der große, abgerundete Raum bildete das Herz der Enterprise. Offiziere und Ensigns sahen kaum von der Vielzahl blinkender Anzeigen und Monitore auf, die ihre jeweiligen Arbeitsstationen darstellten, während die Gruppe eintrat.
»Keptin auf der Brücke!« Nachdem er formell das Offensichtliche verkündet hatte, gab Chekov den Kommandosessel frei und begab sich eilig zurück an seine Navigationsstation.
Kirk übernahm das Kommando ebenso schnell wie den Sessel und blickte zur Kommunikationsstation hinüber. Er hatte gedacht, dass die Umstände vielleicht Lieutenant Uhuras Abwesenheit zur Folge haben mochten und sich darauf eingestellt. Er war ebenso froh wie beeindruckt, als er sie an ihrer Konsole erblickte. Die gleichen Umstände bewahrten ihn auch davor, seinem Mitgefühl unmittelbar Ausdruck zu verleihen. Dafür war schlicht und einfach keine Zeit.
»Lieutenant, haben wir eine Verbindung zu Mr. Spock? Irgendeine, egal wie schlecht?«
Ihre Antwort war noch kürzer und präziser als gewöhnlich. »Extreme Hitzeverzerrungen beeinträchtigen seine Ausrüstung, aber wir haben immer noch Kontakt. Ich werde den Kanal so gut wie möglich verstärken.«
Die unterschwelligen Emotionen, die in ihrer Stimme mit-schwangen, ließen Kirk nicht kalt. Er wollte etwas sagen, entschied sich aber dagegen. Uhuras Bedürfnis, ihre Pflicht zu erfüllen, würde sie von ihren persönlichen Sorgen ablenken. Im Moment mussten alle auf der Brücke zu einhundert Prozent effizient funktionieren.
Wie gut, dachte er mit einem Anflug von trockenem Humor, dass er in emotional angespannten Situationen niemals überreagierte.
»Spock … Bericht!«
Ungeachtet des Abflusses in der Flanke des Vulkans begann die Lava wieder anzusteigen. Spock beendete die letzten Programmierungsarbeiten am Rankine-Annullierer. Er richtete sich auf und trat von dem Behälter zurück. Die Maße des Apparats waren bescheiden, seine Fähigkeiten dagegen furchteinflößend. Wenn er funktioniert, dachte er bei sich.
»Ich habe das Gerät aktiviert, Captain. Wenn der Countdown beendet ist, sollte die folgende geochemische Reaktion den Vulkan unschädlich machen. Gleichzeitig wird der tektonische Auslöser eliminiert, der nach unseren Berechnungen die katastrophalen seismischen Störungen in Nibirus Erdkruste in Gang gesetzt hat.«
»Ja, und das wird ihn unschädlich machen«, lautete McCoys knapper Einwurf.
Kirks Gedanken rasten, während er leise etwas entschieden Regelwidriges murmelte. »Können wir schon den Transporter benutzen, um ihn herauszuholen?«
Sulu, der wieder an seiner Konsole saß, schüttelte den Kopf. »Negativ, Captain. Ebenso wenig wie am Anfang, als wir entschieden haben, dass wir die Operation mit einem unserer Shuttles ausführen sollten. Die instabile Natur des magnetischen Felds und anderer Bereiche im Schlund des Vulkans beeinträchtigen den Transporter. Die übliche unveränderliche Reichweite des Transporters sowie seine Positionierungssystematik könnten sich um ein paar Millimeter verschieben – das wäre natürlich für jeden, der damit befördert wird, tödlich. Ich bedauere, aber die Lage ist unverändert. Wenn überhaupt, hat sie sich verschlimmert.«
Chekov schaltete sich mit unnötigem Nachdruck ein: »Ein Mr. Spock, den man mehrere Millimeter aus seiner korrekten Hülle herausholt, wäre nicht der Mr. Spock, den wir kennen, Keptin. Und höchstwahrscheinlich wäre er dann auch nicht mehr am Leben.«
Keiner seiner Offiziere teilte Kirk etwas mit, das er noch nicht wusste. Trotzdem …
»Es muss doch einen Ausweg geben, Mr. Chekov. Etwas, das wir tun können, damit es vernünftig funktioniert. Wir müssen Spock zurück aufs Schiff beamen.Wenn es keinen perfekten Weg gibt, dann nennen Sie mir den nächstbesten.«
Es gab nichts, was Chekov mehr liebte, als eine Herausforderung.
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