Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
spurlos aufgelöst zu haben, als hätte es seine Aufgabe erfüllt oder als wäre seine Zeit abgelaufen. Und nun saß Soleta mit einem großen Haufen Fragen da, zu denen es keine passenden Antworten zu geben schien.
Soleta war entschlossen, die Umgebung zu erkunden, bis sie irgendeine Erklärung für all diese Ereignisse gefunden hatte. Doch Zondars politisches Klima blieb trotz gewisser Verbesserungen weiterhin unbeständig, und Calhoun hatte darauf bestanden, dass sie sich nicht ohne Leibwache auf dem Planeten aufhielt. Soletas Ansicht nach war es pure Schadenfreude seitens Burgoyne 172 gewesen, als er/sie Calhoun drängte, Ensign Janos mit dieser Aufgabe zu betrauen. Da Soletas Durchhaltevermögen beträchtlich war und die Forschungsarbeiten rund um die Uhr durchgeführt werden sollten, hatte die Tatsache, dass Janos hauptsächlich in der Nachtschicht tätig war, bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt. Außerdem war Janos dank seines vorherigen Aufenthalts auf Zondar während der Rettung des Captains bereits mit der Umgebung vertraut. Aber es gab einen anderen Umstand, den Burgoyne dem Captain gegenüber nicht erwähnt hatte. Die Entscheidung, Janos bei Burgoynes Rettungsmission als Rückendeckung mit auf den Planeten zu schicken, war von Soleta gekommen. Also hatte Burgoyne diese Gelegenheit genutzt, um es ihr angemessen heimzuzahlen.
Denn Ensign Janos war kaum mit üblichen Maßstäben zu messen … ein weißhaariges, affenähnliches Wesen aus einer Spezies, die im Allgemeinen mehr Neigung verspürte, zu knurren, zu fauchen und jemanden zu zerfleischen, als sich in höflicher Konversation zu ergehen. Janos jedoch sprach unablässig in leicht gestelztem, gelegentlich sogar gekünsteltem Plauderton. In dieser Hinsicht unterschied er sich erheblich von allen anderen Mitgliedern seines Volkes, obwohl er durchaus eine große Ähnlichkeit mit seinem Vater aufwies. Janos’ Lebensgeschichte war, vorsichtig ausgedrückt, einzigartig, und auf Soleta übte er in dieser Hinsicht eine große Faszination aus. Aber sie hielt es für unangemessen, einen Kollegen aus der Besatzung mit rein wissenschaftlichem Interesse zu betrachten. Es wäre gönnerhaft oder gar herablassend, auch wenn sie keine konkreten Gründe dafür angeben konnte.
Doch neben seiner Neigung zur Schwatzhaftigkeit gab es ein weiteres Problem mit Janos: Er schlief tief und fest, wenn er nicht gerade mit Essen, Arbeiten oder Sex beschäftigt war. (Da es ihm in der Sternenflotte jedoch an geeigneten Partnern mangelte, hatte er sich mit dem Zustand des permanenten Zölibats abfinden müssen, womit er nicht unbedingt glücklich war.)
Die Zeit war von entscheidender Bedeutung, daher war Soleta nicht mehr aufs Schiff zurückgekehrt, seit sie an der Ausgrabungsstätte eingetroffen war. Stattdessen hatte sie ständig gearbeitet, Sondierungen und Tests durchgeführt und die gesamte Umgebung nach Hinweisen abgesucht. Wenn sie sich erschöpft fühlte, ruhte sie sich ein paar Minuten aus – aber höchstens fünfzehn. Während all der Zeit war Janos auf seinem Posten geblieben, ohne in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen und ohne den Mund zu halten. Soleta forderte ihn mehrere Male auf, etwas anderes zu tun, als zu reden, und er erklärte sich jedes Mal mit aller gebotenen Höflichkeit einverstanden, seine Redseligkeit einzuschränken. Doch in recht kurzer Zeit fiel er stets in seine alten Gewohnheiten zurück, bis Soleta schließlich dazu überging, ihn einfach vollständig auszublenden.
Irgendwann ermüdete er endlich und schlug vor, auf die
Excalibur
zurückzukehren und einen Ersatzmann zu schicken.
»Das«, erwidert Soleta, »wäre eine Verschwendung von Personal, Janos. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe den Eindruck, dass Ihre Anwesenheit hier im Grunde überflüssig ist. Es wäre unsinnig, für diese Aufgabe einen weiteren Sicherheitswächter abzuziehen. Gönnen Sie sich eine längere Ruhepause. Ich verspreche, Sie unverzüglich zu alarmieren, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte.«
»Das, Lieutenant, ist einfach zu rücksichtsvoll von Ihnen«, meinte Janos und zog eine Grimasse. Eine derartige Grimasse war für ihn so ziemlich die einzige Möglichkeit, seinen Gesichtsausdruck zu verändern, da seine Biologie nicht auf Lächeln, Stirnrunzeln oder andere menschliche Regungen ausgelegt war. »Dann werde ich mal abzwitschern und mir ein kleines Nickerchen genehmigen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Ich entbinde Sie vorübergehend von allen
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