Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Beine, Hüften und Rumpf waren bereits verschwunden, bevor sie in der Lage war, die Vorgänge geistig zu verarbeiten. Sie hatte die Arme über den Kopf gestreckt, und in der letzten Sekunde glitt ihr der Riemen des Beutels aus der Hand. Sie bemerkte es nur am Rande ihres Bewusstseins, da die Gedanken ihres unbekannten und unbegreiflichen Widersachers immer noch durch ihren Schädel tobten und sie keine Möglichkeit hatte, sich ihrer zu erwehren. Sie versuchte, den Mund zu öffnen, um nach Janos zu rufen, aber es war, als hätte etwas das Sprachzentrum ihres Gehirns gelähmt. Die fremden Gedanken waren überaus mächtig, und sie hatte ihnen nichts entgegenzusetzen.
Das Ungewöhnliche daran war, dass es sich keineswegs um Bilder oder individuelle Gedanken handelte. Es war vielmehr ein überwältigender Drang, ein Trieb, und Soleta wich instinktiv davor zurück. Sie wollte die mentale Verbindung trennen. Aber sie steckte viel zu tief drin, und es war so schnell geschehen, dass sie in der Falle saß, bevor sie sich ihrer Lage bewusst werden konnte. Sie wollte flüchten, doch von allen Seiten wurde sie mit Gedanken bestürmt:
Bleib bei mir! Du darfst mich nicht mehr verlassen! Du musst bei mir bleiben! Bleib für immer und ewig und alle Zeit …
Doch eigentlich waren es gar keine formulierten Worte, sondern nur ihre Interpretationen des intensiven Bedürfnisses, das in ihre Seele drang und danach strebte, sie völlig zu vereinnahmen.
In der letzten Sekunde bevor ihr Kopf verschwand, wurde ihr plötzlich eines klar: Sie hatte keine Ahnung, wohin sie befördert wurde oder wie viel Zeit sie unter der Oberfläche des Planeten verbringen würde. Als allerletzte Maßnahme holte sie noch einmal tief Atem, auch wenn keine Sicherheit bestand, dass ihr das irgendetwas nützen würde. Sie füllte ihre Lungen mit Luft, dann verschwand sie gänzlich im felsigen Boden.
Die Gesteinsschichten zogen an ihr vorbei, und sie fragte sich, wie in aller Welt sie noch etwas sehen konnte, während sie immer tiefer nach unten gezogen wurde. Schließlich gab es hier kein Licht mehr. Vielleicht konnte sie auf irgendeine mentale Weise sehen, oder ihr Sehvermögen wurde durch einen unbekannten Effekt unterstützt.
Allerdings war sie nach wie vor körperlich existent. Daran bestand kein Zweifel, denn sie spürte, wie die Luft in ihren Lungen brannte. Sie hielt die Lippen fest verschlossen und versuchte, wissenschaftlich zu analysieren, was sich ereignete. Die allmähliche Anreicherung ihrer Atemluft mit Kohlendioxid vermittelte ihr das Bedürfnis, die Lungen zu entleeren. Es war lediglich eine Frage der Willenskraft, sich mittels der Vernunft bewusst zu machen, dass ein Versuch, neue Atemluft zu schöpfen, an Selbstmord grenzte. Diese Option bestand gegenwärtig nicht, und sie musste wohl oder übel noch eine Weile durchhalten. Doch weder ihre Lungen noch ihr Gehirn schienen vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie in diesem Willenskampf unterlag.
Sie öffnete den Mund und entließ die verbrauchte Luft, während sie gleichzeitig überzeugt war, damit ihren letzten Atemzug getan zu haben.
In diesem Moment bemerkte sie, dass ihre Beine offenbar nicht mehr im Gestein steckten. Sie konnte sie frei bewegen, dann lösten sich schließlich auch ihr Kopf und ihre Arme aus dem Fels. Ihre Abwärtsbewegung ging sanft in einen freien Fall über. Doch zum Glück fiel sie nicht tief. Als ihre Füße den Boden berührten, ließ sie die Muskeln erschlaffen, dann rollte sie sich ab, um die Energie des Aufpralls auf ungefährliche Weise abzumildern.
Die mentale Attacke ging mit unverminderter Kraft weiter. Ihr Körper zitterte, als sie mit den Empfindungen der Einsamkeit, der Sehnsucht und des Verlangens bombardiert wurde … mit einer ganzen Kakofonie verschiedenster Bedürfnisse.
Soleta sammelte ihre psychische Energie und konzentrierte sie zu einem Ball, den sie geistig visualisierte, dann ließ sie den Ball in alle Richtungen explodieren und schrie mit der gesammelten Kraft ihrer Gedanken: »LASS MICH IN RUHE!«
Dann … hörte es plötzlich auf.
Sie war jedoch viel zu misstrauisch, um davon auszugehen, dass es wirklich vorbei war. Hastig rappelte sie sich auf und hob die Arme, um auf einen möglichen Angriff gefasst zu sein.
Vor ihr stand ein Vulkanier, der bereit schien, sich auf sie zu stürzen.
Janos schreckte aus dem Schlaf hoch.
Er war sich nicht sicher, was ihn alarmiert hatte, aber durch
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