Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
Geräusch, das vertraut klang. Es gab vier verschiedene Hauptgefängniswärter, und inzwischen konnte sie jeden an seinem charakteristischen Schleifgeräusch erkennen. »Sei gegrüßt, Kurdwurble«, rief sie, noch bevor er um die Ecke gekrochen kam.
Kurdwurble vollführte das seltsame Gesichtszucken, das bei den Momidianern einem Lächeln entsprach. »Sei gegrüßt, Morgan«, erwiderte er. »Wie geht es dir heute?«
»Nicht anders als gestern oder vorgestern. Und wie
kriecht
es dir?«
Kurdwurble lachte. Unter den Momidianern galt das Pendant eines schallenden Gelächters als äußerst unfeines Benehmen, deshalb wurde sein Oberkörper nur leicht von stiller Belustigung geschüttelt. »Jeden Tag begrüßen wir uns auf dieselbe Weise, Morgan. Man sollte meinen, dass uns irgendwann einmal etwas Neues einfällt.«
»Nun, Kurdwurble«, sagte sie und rückte sich auf dem Sessel zurecht, »wenn ich dich langweile, kannst du mich jederzeit gehen lassen. Aber da du fest entschlossen scheinst, mich für den Rest meines Lebens hier festzuhalten, betrachte ich es als mein gutes Recht, dich zu langweilen. Es liegt allein in deiner Hand.«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht in meiner. Ich bin nur einer deiner Gastgeber, Morgan. Ein bescheidener Beamter. Es ist mir nicht erlaubt, meine Kompetenzen zu überschreiten und über das Schicksal anderer zu entscheiden. Sag mir, beunruhigt dich die Aussicht, den Rest deines Lebens hier zu verbringen? Immerhin wirst du nicht schlecht behandelt. Dein Aufenthalt wird dir schließlich mit allen Annehmlichkeiten versüßt.«
»Aber ich werde gezwungen, mich hier aufzuhalten, Kurdwurble. Auch wenn es ein goldener Käfig ist, bleibt es ein Käfig. Ich vermisse meine Freiheit.«
»Freiheit ist ein abstrakter Wert. Du hast hier alle konkreten Werte zur Verfügung, die du dir wünschen kannst.« Er deutete mit einer ausladenden Geste auf die nähere Umgebung. »Ich frage mich, was ein vernunftbegabtes Individuum darüber hinaus noch begehren könnte.«
»Wenn du mich nicht zu den vernunftbegabten Lebewesen zählen möchtest – bitte.« Sie kniff leicht die Lippen zusammen und legte den Kopf schief. »In meinem Leben habe ich mir schon schlimmere Sachen anhören müssen. Ihr Momidianer seid ein sehr – entschuldige den Ausdruck – bodenständiges Volk. Ihr haltet nicht viel von spirituellen Dingen und Abstraktionen. Mein Volk ist diesbezüglich etwas anders veranlagt. Ich weiß auch nicht, warum es so ist, aber so ist es nun einmal. Wir brauchen etwas mehr als materielle Dinge und elementare Bedürfnisbefriedigungen, um unseren Geist zu beschäftigen. Wir brauchen religiöse Vorstellungen, die uns Trost spenden oder uns durchs Leben führen, und wir brauchen persönliche Freiheit, um uns bewegen zu können, um zu wachsen und zu gedeihen. Wir brauchen die Möglichkeit, über Dinge nachdenken zu können, die keine konkrete Relevanz besitzen.«
»Aber warum? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, Morgan«, sagte er und imitierte ihre schiefe Kopfhaltung. »Warum sollte man sich mit einer sinnlosen Sache beschäftigen?«
»Weil wir nur dann erkennen können, was sinnvoll ist, wenn wir uns auch um das kümmern, was
nicht
sinnvoll ist. Verstehst du es jetzt?«
»Ja, ein wenig, denke ich. Nun … eigentlich nicht«, räumte er ein.
»Und um deine Frage zu beantworten: Ja, es betrübt mich, wenn ich mir vorstelle, den Rest meines Lebens hier verbringen zu müssen, und zwar aus Gründen, die ich nicht einmal ansatzweise erklären kann.«
»Ich verstehe.« Er seufzte, was in seinem Fall ein seltsamer gurgelnder Laut war. »Morgan, ich war noch nie ein besonders origineller Denker. Aber ich hatte stets großen Respekt vor Leuten, die es sind. Ich werde die Gespräche mit dir sehr vermissen.«
Morgan war sofort hellwach. »Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?«
»Bald kannst du diesen Ort verlassen, Morgan.«
Langsam erhob sie sich vom Sessel. »Kurdwurble, du würdest deine alte Freundin Morgan doch sicherlich niemals anlügen, nicht wahr?«
»Dich anlügen?« Er wirkte aufrichtig gekränkt und legte eine Hand auf die Brust. »Morgan, glaubst du wirklich, dass ich dich nach all der Zeit anlügen würde? Ich mag viele Schwächen haben, aber die Unehrlichkeit gehört auf keinen Fall dazu. Was ich zu dir gesagt habe, war stets die Wahrheit, und auch wenn nun für uns der Zeitpunkt des Abschieds näher rückt, habe ich gewiss nicht die Absicht, etwas daran zu ändern. Erinnerst du dich noch, wie
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