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Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe

Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe

Titel: Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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Millionen Lichtjahre entfernt. Damals war sie oft traurig, aber ich wusste nie, warum. Jede Nacht – wirklich jede Nacht meines Lebens – ging sie nach Anbruch der Dunkelheit nach draußen, um zu den Sternen hinaufzustarren. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein Mal gesehen zu haben, wie sie zu Bett ging. Ich stellte mir vor, dass sie etwas Schreckliches erlebt haben musste. Irgendein Kindheitstrauma, das sie zu dem gemacht hatte, was sie war. Und ich wollte ihr helfen, es zu überwinden. Ich meine, sie war schließlich meine Mutter. Man soll seine Mutter doch lieben, nicht wahr? Und alles für sie tun.
    Also gab ich mir alle Mühe, sie aufzuheitern. Ich wollte ihr persönlicher Spaßvogel sein. Ganz gleich, wie deprimiert oder melancholisch sie war, ich habe mich umso mehr angestrengt, fröhlich und witzig zu sein. Ich habe mich für sie zum Clown gemacht. Ich habe alles getan, nur um ihr ein Lächeln zu entlocken. Und sie wusste natürlich, warum ich es tat. Meine Mutter war eine geniale Frau. Ich meine, wirklich genial. Vater erzählte mir, dass sie sich vor dem Einschlafen entspannte, indem sie komplizierte Gleichungen im Kopf löste. Manchmal hörte er, wie sie leise irgendwelche Buchstaben und Zahlen murmelte. Und ich war für sie da und lächelte und grinste und strahlte. Sie nannte mich ‚das wandelnde Lächeln‘. Ich habe Ihnen von diesem Buch erzählt,
Alice im Wunderland
, und darin kommt die Cheshire-Katze vor, die ständig mit einem breiten Grinsen herumläuft. Nachdem Mom mir das Buch zum ersten Mal vorgelesen hatte, nannte sie mich Cheshire, weil ich mein Gesicht dauernd zu diesem breiten, blöden Lächeln verzog. Ich wagte es nicht, in ihrer Gegenwart jemals eine traurige Miene aufzusetzen, weil ich nicht das Risiko eingehen wollte, sie zu deprimieren. Ich habe versucht, das Leben nur von der fröhlichen Seite zu sehen. Damals fing ich an, ‚Leflers Gesetze‘ zu formulieren, weil sie diese idiotischen Lebensweisheiten unglaublich komisch fand.
    Trotz all meiner Bemühungen nahm sich meine Mutter niemals Zeit für mich. Sie schien sich zwar über meine Possen zu amüsieren, aber sie betrachtete mich eher wie eine Kuriosität, die man sich durch ein Mikroskop anschauen kann. Als hätte sie Angst davor, mir zu nahe zu kommen. Ich glaube, dass sie mich einfach nie wirklich geliebt hat. Ich war nur dieses mitleiderregende kleine Ding, das sich ein Bein ausriss, um sie zum Lachen zu bringen. Ist das nicht mitleiderregend?«
    »Ich finde es überhaupt nicht mitleiderregend«, sagte Si Cwan leise. »Offensichtlich haben Sie Ihre Mutter sehr geliebt. Das kann ihr nicht entgangen sein. Ich bin überzeugt, dass es ihr sehr viel bedeutet hat.«
    »Aber nicht genug, um sich zu ändern«, erwiderte Lefler verbittert. »Und dann verschwand sie einfach so aus meinem Leben. Schwupp und weg. Ich war noch ein Teenager. Ich habe jahrelang um sie getrauert, Si Cwan. Nicht nur weil ich sie verloren hatte, sondern auch weil ich sie nie richtig kennenlernen konnte. Als sie noch da war, herrschte zwischen uns nie eine normale Mutter-Tochter-Beziehung, und später erhielt ich nie die Gelegenheit, alles wieder in Ordnung zu bringen. Diese Last, dieses Gefühl des Versagens, habe ich jetzt ein Jahrzehnt lang mit mir herumgeschleppt. Und wissen Sie, was das Schlimmste war?« Als er den Kopf schüttelte, sprach sie weiter. »Ganz tief drinnen … dort, wo sich vernünftige Menschen niemals hintrauen … glaubte ich beinahe daran, dass sie gestorben war, um mich endlich loszuwerden. Ist das nicht ein herrliches Beispiel für eine total verdrehte Sicht der Dinge? Die Vorstellung einer Frau, die es so satt hatte, mich als Tochter ertragen zu müssen, dass sie tatsächlich bereit und willens war, lieber ihre sterbliche Existenz aufzugeben, als sich weiter mit mir auseinandersetzen zu müssen. All das könnte man natürlich der überreizten und angstbeladenen Fantasie eines Teenagers zuschreiben, aber überlegen Sie mal, wie ich mich als erwachsene Frau plötzlich fühle. Mein schrecklichster Albtraum ist wahr geworden. Sie lebt, Si Cwan! Sie lebt, und ich kann mich einfach nicht dem Verdacht entziehen, dass ich die ganze Zeit über recht hatte. Vielleicht hat sie ihren Tod wirklich deswegen vorgetäuscht, weil sie mich nicht mehr ertragen konnte. Ein Teil von mir schreit: ‚Toll gemacht, Lefler! Du hast nicht nur deine Mutter verjagt, sondern auch die Frau deines Vaters. Du hast ihn ins Grab gebracht, weil er an

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