Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
nennt dich Wes, oder?«
Der Junge nickte und kämpfte sichtlich darum, seinen tapferen Erwachsenengesichtsausdruck beizubehalten.
»Das mit deinem Vater tut mir sehr leid, Wes. Ich ... äh.« Es war deutlich, dass Jean-Luc nicht wusste, wie er mit Kindern sprechen sollte, erst recht nicht über ein solches Thema, und nachdem er ein wenig gestammelt hatte, klopfte er Wesley schlicht auf die Schulter und stand wieder auf. »Beverly, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ...«, begann er, doch der kleine Junge dort unten, der ihn mit einer Mischung aus Schmerz, Scheu und Hass anstarrte, schien ihn zu verunsichern.
Beverly kam ihm entgegen. »Schatz, Captain Picard und ich müssen etwas erledigen«, sagte sie zu Wesley. »Lies doch ein wenig in deinem Buch, okay? Wir sind gleich wieder zurück.«
»Okay«, flüsterte Wesley, schenkte Picard einen letzten, mürrischen Blick und wandte sich ab. Beverly trat in den Flur hinaus und entfernte sich gemeinsam mit Jean-Luc von der Tür.
»Ich bedaure deinen Verlust so sehr«, sagte er, während sie durch die leeren und seltsam friedlich wirkenden Korridore des Wohnbereichs der Station schritten. »Du sollst wissen, dass Jack sein Leben gegeben hat, um sein Schiff und den Rest der Besatzung zu retten.« Beverly hörte kaum hin, als Jean-Luc fortfuhr, zu erklären, dass eine der Warpgondeln der
Stargazer
überlastet worden sei und zu explodieren gedroht habe. Jack und ein anderes Besatzungsmitglied, Lieutenant Joseph, hatten sich freiwillig gemeldet, um sie mit Phasergewehren vom Schiff abzutrennen. Doch dabei war es zu einer Explosion gekommen, und Jack hatte schwere Verletzungen erlitten. Jean-Luc persönlich hatte das Schiff verlassen, um seine Offiziere zu retten. Er erreichte den bewusstlosen Joseph und brachte ihn in Sicherheit, doch für Jack war es bereits zu spät ...
Picard hielt inne, als er bemerkte, dass Beverly ihn in eine Sackgasse und zu einer Turbolifttür geführt hatte. »Wohin gehen wir?«, fragte er, als sie den Rufknopf betätigte.
»In die Leichenhalle«, antwortete Beverly ausdruckslos. »Ich muss sehen ...«
Picard erblasste. »Beverly ... Dafür gibt es wirklich keinen Grund. Jack ...«
»Ich muss ihn sehen.«
»Beverly, er wurde sehr schwerverletzt. Ich glaube nicht, dass du ...«
Die Turboliftkabine kam und Beverly trat ein, ohne darauf zu achten, geschweige denn sich darum zu scheren, ob der Captain sie nun begleitete oder nicht. »Leichenhalle«, befahl sie dem Computer, und erst nachdem sich die Türen geschlossen hatten, fiel ihr auf, dass sie nicht allein war.
Während der Aufzug auf die oberen Bereiche der Basis und damit die zentralen medizinischen Einrichtungen zusteuerte, begann Jean-Luc erneut. »Du musst das nicht tun.«
Ohne ihn anzusehen, schüttelte Beverly den Kopf. »Doch, das muss ich. Es ist mir wichtig. Ich muss der Tatsache ins Auge sehen, dass er fort ist.«
Daraufhin stellte der Captain seinen Protest ein. In diesem Fall würde er sich nicht auf seinen Rang berufen, das wusste sie. Schweigend setzten sie ihre Fahrt fort, und schweigend schritten sie durch die weißen, sterilen Korridore der unteren Ebene der medizinischen Sektion. »Danke, dass du mich begleitest«, sagte sie schließlich und beendete die unangenehme Stille zwischen ihnen.
»Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
Danach schwiegen sie wieder, bis sie die Leichenhalle erreicht hatten. Sie betraten den Autopsieraum, eine zweigeschossige Kammer mit Bioanalyse-Station und einem Bordcomputerkontrollfeld. In der unteren Ebene des Raumes stand ein zwei Meter langer Tisch, auf dem ein weißes Tuch ausgebreitet worden war. Unter diesem zeichnete sich die Gestalt eines menschlichen Körpers ab. Beverly zwang sich dazu, weiterzugehen, die Treppe hinab und auf den Tisch zu ...
Sie erstarrte. Das war’s. Wenn sie das Tuch anhob und das Gesicht der Person darunter sah, würde es keine Chance zum Selbstbetrug mehr geben. Dann würde Jacks Tod Teil ihrer Wirklichkeit sein. Eine halbe Ewigkeit lang stand sie da und blickte auf die verhüllte Gestalt hinab.
Dann war Jean-Luc an ihrer Seite, musterte sie, las in ihrem Gesicht. Und ohne sie aus den Augen zu lassen – jederzeit bereit, auf eine Änderung ihres Verhaltens zu reagieren –, griff er zu, nahm das Laken in die Hand und hob es an.
Es war Jack. Ein groteskes Netz aus Schnittwunden zog sich von seinem Hals über sein Kinn bis hinauf auf die Stirn, verunstaltete die rechte Seite seines Gesichtes. Haut
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