Star Trek - Titan 02 - Der rote König
des fremden Captains zu beantworten. Obwohl
Harn zugestimmt hatte, mit seinem diplomatischen Vertreter zu sprechen – einer
überraschend attraktiven, wenn auch weichen Frau – trotz des Geflüsters
seiner Männer über ihre übernatürliche Fähigkeit, direkt in die Neyel-Seele zu
blicken …
In der Tür
der überraschend komfortablen Zelle, die man Harn zugeteilt hatte, stand
Captain Riker und nickte den zwei bewaffneten Untergebenen zu, die ihn
flankierten. Sie zogen sich sofort zurück und verschwanden außer Sicht.
Der, der
sich Riker nannte, trat in den Raum. Er war allein, offenbar unbewaffnet, und
zeigte keinerlei Vorsicht. Harn, der den Fremden um mindestens einen Kopf
überragte und beträchtlich breitere Schultern hatte, war von der
Furchtlosigkeit seines Wärters beeindruckt.
»Weil Sie
der oberste Neyel-Militäroffizier an Bord sind«, sagte der Commander und wirkte
dabei plötzlich gleichzeitig unglücklich und unfreundlich. »Und wir sind nicht
Ihre ›Gefängniswärter‹. Ich wäre nur zu gern bereit, Sie und Ihre Truppen
unverzüglich auf Oghen abzusetzen – wenn Sie es wirklich ernst damit meinen,
sich dem Tod Ihres Planeten ohne Hilfe zu stellen.«
Misstrauisch
starrte Harn zu Riker. »Sie sagen, dass wir Ihnen dabei helfen sollen, mein
Volk zu retten«, sagte er in tiefem Tonfall, um klarzumachen, dass man mit ihm
keine Spielchen spielte. »Aber Sie haben nur ein einziges, nicht besonders
großes Schiff.«
»Das ist
nicht ganz richtig. Aber dennoch wollen wir so viele Ihrer Leute retten wie auf
unser einziges, nicht besonders großes Schiff passen«, knurrte Riker. »Und so
viele Einheimische wie möglich.«
»Die Kaffer ?«
Nun schien
Rikers zurückgehaltener Zorn die Oberhand zu gewinnen. Der Fremde bewegte sich
so schnell, dass keine Zeit zu reagieren blieb, packte Harn am Kragen seiner
Uniform und schleuderte ihn mit dem Gesicht voraus gegen eine Wand. Der
Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge.
Harn kam
wieder auf die Beine und hinter ihm zuckte sein Schwanz gefährlich, als er sich
zu Riker umdrehte und sich darauf vorbereitete, ihn zu packen. In diesem Moment
wollte er nichts anderes als seinen Gegner in Stücke zu reißen.
Aber der
fremde Captain blieb wie angewurzelt stehen, entweder aus Mut oder Dummheit.
Seine Arme hielt er in einer Art von Kampfkunst-Position. Harn hatte keine
Ahnung, ob dieser Riker ein guter Kämpfer war oder nicht; aber es stand außer
Zweifel, dass der fremde Captain durch Harns Antworten auf seine Vorschläge
langsam wütend wurde.
»Ich nehme
an, Sie beziehen sich auf die Völker, deren Vorfahren auf Oghen lebten, bevor
die Neyel es besiedelt haben«, sagte Riker.
Harn zuckte
mit den Schultern. »Nennen Sie sie, wie Sie wollen.« Warum interessierte sich
dieses Wesen so sehr für die, die so eindeutig unwichtig waren? Es war kein
Wunder, dass sich der missratene Sohn des verstorbenen Drech'tors Gherran zu
diesen weichhäutigen Schwächlingen hingezogen fühlte.
»Wir werden
so viele Leute wie möglich nach Vanguard schicken. Die Asteroidenkolonie, die
Ihre Kernwelt umkreist.«
Unwillkürlich
hoben sich Harns lederne Brauen und sein Schwanz verspannte sich hinter ihm.
»Der Heilige Vangar?« Also wollte diese weiche Kreatur gegen diese Krise viel
mehr ins Feld führen als sein eines Schiff.
Riker
nickte, obwohl man ihm anmerkte, dass er immer noch wütend war. »Wenn Vanguard
erst einmal mit so vielen Leuten wie möglich voll ist, wird unsere Rettungsflotte
es zu einem sicheren Ort schleppen. Wir werden unser Möglichstes tun, um die
Ordnung unter den Flüchtlingen im Inneren des Asteroiden aufrecht zu erhalten,
Harn – mit oder ohne Hilfe Ihrer arroganten Person. Aber wir brauchen die
Unterstützung von so vielen Einheimischen wie möglich, wenn wir irgendjemanden retten wollen. Vorzugsweise Personen, die bereits darauf trainiert worden sind,
mit Notsituation umzugehen.
Wir
brauchen Sie und Ihre Leute, Mr. Harn.«
Harns
Verlangen, auf den Fremden einzuschlagen, löste sich plötzlich in Luft auf. Er
war sprachlos. Er drehte sich um, ging zu dem für diesen Raum unangemessen
großen Bett und setzte sich.
Nachdem er
seine Gedanken gesammelt hatte, sah Harn zu Riker auf, der es offenbar sehr
eilig hatte, mit seiner geplanten Rettung loszulegen. »Sie haben einen
engagierten diplomatischen Offizier an Bord«, sagte er schließlich. »Warum ist
sie mit diesem Gesuch nicht an die Regierung der Kernwelt herangetreten?«
Riker
schüttelte den
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