Star Trek - Titan 03 - Die Hunde des Orion
Amöben,
leuchtende Quallen, intelligente Wolken aus fremder Materie, Tentakelwesen groß
wie Raumschiffe. In den unermesslichen Tiefen eines Ozeans vorstellbar, aber
mitten im freien All? Dabei haben wir sie in diversen Star Trek -Folgen öfter gesehen, als wir glauben. In alter
Tradition aus der Originalserie überliefert, wurden sie über die Jahrzehnte
sorgsam weiter gereicht an Next
Generation und Voyager .
Und dennoch schenkte man ihnen bislang keine sonderliche Aufmerksamkeit. Denn
nie hat sich jemand die Mühe gemacht, den springenden Punkt ihres regelmäßigen
Erscheinens zu thematisieren. Erst »Die Hunde des Orion« wagt den
entscheidenden Vorstoß – und bringt Licht ins Dunkel eines ungelüfteten Phänomens
der Star Trek -Geschichte.
Ein Teich voller Leben
Auf seiner privaten
Internetseite beteuert Christopher L. Bennett, selbst nicht Vater des Gedankens
gewesen zu sein. Vielmehr sei ihm der Begriff »Kosmozoan« schlicht über den Weg
gelaufen. »Kosmozoan«, das stammt aus der englischsprachigen Mikrobiologie und
beschreibt einer mutigen Theorie nach, das Leben auf unserem Planeten könnte
sich ursprünglich irgendwo anders im All entwickelt und sozusagen überliefert
haben. Möglicherweise auf einem Asteroiden, der vor geraumer Zeit in jene
leblose Welt einschlug, die später von ihren Bewohnern Erde genannt werden
sollte.
Dem
gnadenlosen Vakuum ausgeliefert, bedürfte es jedoch außergewöhnlich resistenter
Bakterien, die selbst auf einem atmosphärenlosen Himmelskörper überlebensfähig
sind. Für Autor Bennett war das eine verlockende Vorstellung. Als er »Die
Hunde des Orion« schrieb, löste er die »Kosmozoan«-Theorie aus ihrem
Originalverständnis – und ging in die Vollen: »Was nämlich, wenn es nicht nur
Bakterien und Mikroben sind, die dort draußen existieren, sondern ein ganzer
Teich von hoch intelligenten und sehr sensiblen Wesen?«, stellt er
bedeutungsvoll in den Raum.
Fischen im Kanon
Er hat Glück. Seine
kreative Frage fällt bei Star Trek auf fruchtbaren Boden – oder besser gesagt: mitten in den Kanon. Jedem von uns
sind die Bilder irgendwie in Erinnerung geblieben. Wie Kirks Enterprise auf einen riesigen, einzelligen Organismus stößt, der ihr beinahe zum
Verhängnis wird. Wie ein Jahrhundert später Picard und Konsorten dem Äquivalent
einer intergalaktischen Seekuh Geburtshilfe leisten und im Nachhinein vor dem
faustdicken Problem stehen, Junior entwöhnen zu müssen. Wie die Voyager in einem Nebel ihre Energiereserven aufzufrischen gedenkt, schon bald aber feststellen
muss, dass mehr dahinter steckt als eine harmlose Dunstschwade. Die Liste
könnte noch lange fortgesetzt werden.
Es besteht
kein Zweifel: Schon längst – wenn nicht sogar von Anfang an – gehören
Weltraumlebensformen zum Star Trek -Portfolio.
Sie sind Teil des angenehm befremdenden Wunders, das man sich von den
unerforschten Weiten des Kosmos erhofft. Doch waren diese Wesen bislang immer
nur Stoff für Einzelfolgen. Danach hatten sie ihren Zweck erfüllt: Am Ende des
Tages wurden sie als empfindsame Wesen erkannt, sie wurden entweder befreit,
konnten weiterziehen oder angerichteter Schaden wurde von der jeweiligen
Sternenflottenmannschaft behoben. Föderation und Menschheit hatten wieder etwas
dazugelernt.
Das Puzzle ergibt ein
Bild
Nur eines hatten sie
nicht gelernt: Was sind eigentlich die Hintergründe dieser Kreaturen, die über
meist zufällige Begegnungen entdeckt wurden? Gibt es gar eine Gemeinsamkeit
zwischen der besagten Amöbe, der Seekuh und dem Nebel? Was, wenn dem so wäre;
wenn jene Wesen einen gemeinsamen Ursprung besäßen? Dies ist die Basis, von dem »Die Hunde des Orion« zehrt und was es unter Gesichtspunkten der
Erforschung zum bislang vielversprechendsten Roman der Titan -Serie macht. Es ist auch im besten Sinne zeitgemäßer Star Trek -Literatur, einen neuen Blick
auf seinen Gegenstand herzustellen.
Und
tatsächlich: Da fügen sich die vielen, verstreuten Puzzleteile aus den
TV-Serien plötzlich zusammen – und ergeben ein schlüssiges Bild. Wer hätte es
geglaubt: Es gibt eine ganze Zivilisation von interstellaren Wesen. Wie
Giganten wandeln sie zwischen den Sternen, zahlreich und zeitlos, ohne eine
schützende Hülle, einen Druckanzug oder eine Sauerstoffflasche. Bennett taufte
sie allegorisch »Kosmozoane«. Seien es die Farpoint-Lebensformen aus dem TNG-Pilotfilm
oder das rätselhafte Geschöpf namens Gomtuu, sei es der
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