Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
diese Art von Technik da draußen herumliegt, damit sie irgendjemand aufsammeln kann, wäre es dir dann lieber, dass die Klingonen sie finden? Oder jemand noch Schlimmeres?“
Desai seufzte erbittert. „Ich weiß nicht, Diego. Das ist jetzt alles ein bisschen viel im Moment.“ Sie schloss die Augen und massierte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken, als hätte sie Kopfschmerzen. „Du hast gesagt, sie denken, dass es eine Verbindung zwischen den Tholianern und diesem … Ding … gibt, hinter dem du her bist. Glaubst du, sie haben diese … uralte Technik beschützen wollen?“
Reyes schüttelte den Kopf. „Xiong glaubt nicht daran, aber wir können da im Moment nicht so sicher sein.“
Diese Energiesignaturen auf Erilon hatten einige – entfernte – Ähnlichkeiten mit der Technik, die die Tholianer verwendeten. Das konnte natürlich ein guter Grund sein, warum die Tholianer die
Bombay
seinerzeit angegriffen hatten. Doch ein Gefühl sagte dem Commodore, dass die Rechnung so nicht aufging.
Zum einen erklärte das noch nicht den ersten Zwischenfall auf Erilon, bei dem Captain Zhao, seine Leute und das Technikerteam getötet worden waren. Es brachte auch keine neuen Erkenntnisse darüber, was die
Endeavour
und die
Lovell
dort erlebt hatten.
Das Einzige, was auf ein gemeinsames Erbe der Tholianer und dem, was auch immer dieses Meta-Genom geschaffen hatte, hinwies, war das, was Dr. Fisher bei der Autopsie des denobulanischen Opfers gefunden hatte.
Die DNA dieses armen Teufels hatte sich kristallisiert? Warum?
Es machte keinen Sinn, dass die seltsam fremdenfeindlichen Tholianer irgendetwas taten, das sie mit anderen Rassen in Verbindung brachte. Aber, wie Fisher ihn bereits öfter erinnert hatte als er zählen konnte: Die Wissenschaft log nicht. Vielleicht konnte sie missverstanden werden, weil man nicht alle Fakten kannte, oder sie Antworten auf Fragen lieferte, die man gar nicht gestellt hatte, aber sie sagte niemals die Unwahrheit. Reyes wusste, dass die Wissenschaft – vielleicht mit dem richtigen Quäntchen Glück – manchmal sogar die Fragen lieferte, um diese Antworten zu verstehen.
Was er nicht wusste, war, ob er so lange abwarten konnte.
„Möglicherweise bringt diese Leiche von Erilon ja etwas Licht ins Dunkel“, meinte Desai schließlich.
„Ja, vielleicht werden dadurch eine ganze Menge Dinge erhellt“, antwortete Reyes. Er musste sich selbst davon abhalten, sofort in die Leichenhalle zu laufen und Fisher über die Schulter zu sehen, während er und Xiong die Autopsie vornahmen. Welche Geheimnisse verbarg dieser tote Außerirdische?
Außerdem saßen Dr. Gek und sein Forschungsteam unten in der Gruft und brüteten über der riesigen Datenmenge, die die
Endeavour
von Erilon mitgebracht hatte, ebenfalls in der Hoffnung, mehr über das neu entdeckte Techniklager zu erfahren. Würden sie eine klare Verbindung zwischen Erilon und Palgrenax und vielleicht sogar Ravanar IV und anderen Planeten dieser Region finden? Zum ersten Mal seit er diese ausgedehnte Schnitzeljagd begonnen hatte, bekam Reyes den Eindruck, dass seine Leute kurz davor waren, wenigstens eine der vielen Türen zu öffnen, die tiefer in das Labyrinth führen würde, welches das Geheimnis der Taurus-Region ausmachte.
Desai sagte nichts. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte auf den Teppich. Sie schien mit den Gedanken woanders und war sich offenbar nicht bewusst, dass Reyes sie ansah. Sie biss die Zähne zusammen, und Reyes erkannte auf ihrem Gesicht den Ausdruck wieder, den sie immer dann bekam, wenn sie ein Problem lösen wollte und sich dabei überlegte, ob sie das lieber allein tun oder um Hilfe bitten sollte. Es war ein seltener Augenblick, in dem sie verwundbar wirkte und – vielleicht gerade deshalb – immer wieder auch ungeheuer anziehend.
Endlich sah sie wieder zu ihm auf. „Diego, warum jetzt?“
„Warum jetzt was?“
Ihre Augen verengten sich. „Warum sagst du mir das erst jetzt, da schon alles vorbei ist?“
„Na, weil es eben passiert ist“, erwiderte Reyes und stand auf. „Nach allem, was du gesehen und gehört hast, kann ich dich kaum weiter im Dunkeln lassen.“
Er ging um seinen Tisch herum auf sie zu, blieb jedoch in gebührendem Abstand stehen. „Man tut eine Menge im Namen der Pflicht und der Sicherheit, Rana, einiges unangenehm und einiges fragwürdig: moralisch, ethisch, gesetzlich. Ich brauche jemanden, dem ich bei dem, was jetzt auf mich zukommt, vertrauen kann. Und das
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