Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
wieder zurückziehen. Den Klingonen geht es ähnlich. Auch ihnen fehlen Schiffe, Materialien und Soldaten. Deshalb können sie die Situation nicht eskalieren lassen. Ich gehe davon aus, dass beide Seiten diese Probleme bald in den Griff bekommen werden, wenn man zulässt, dass sich die Lage weiterhin in diese Richtung entwickelt.“
Reyes neigte den Kopf und sah den Chelonen müde an. „Bringt man Ihnen in der Diplomatenschule bei, so zu reden?“
„Natürlich“, antwortete Jetanien ohne zu zögern.
„Das ist ein Pflichtkurs.“
Reyes hob die Schultern und kehrte wieder an seinen Schreibtisch zurück. „Bei Verhandlungen ist das bestimmt praktisch“, sagte er, als er sich setzte. „Man langweilt sein Gegenüber so lange, bis er allem zustimmt, nur damit er dem Gerede nicht mehr zuhören muss.“
Der Botschafter verneigte sich formell. „Und wieder wurde ein Vorhang von einem der großen, dunklen Geheimnisse der Diplomatie gelüftet.“
„Gentlemen“, sagte T’Prynn ernst. Reyes bemerkte, dass die kleinen Sticheleien die Geheimdienstoffizierin hinter ihrer emotionslosen Fassade nervten. „Ich möchte darauf hinweisen, dass Botschafter Jetanien die möglichen Ursachen für die gesteigerten Spannungen zwischen Tholianern und Klingonen korrekt hergeleitet hat. Zumindest war seine Annahme korrekt, als er sie zum ersten Mal aussprach. Mittlerweile hat sich die Situation möglicherweise so stark verschlechtert, dass sie nicht mehr umgekehrt werden kann.“
Reyes unterdrückte trotz seiner Müdigkeit und des Stresses, unter dem er beruflich und privat stand, nur mühsam ein Lächeln, als er T’Prynns leidenschaftslos vorgebrachte Analyse hörte.
Ich sollte nie Poker mit ihr spielen
.
„Lassen Sie mich raten“, sagte er zu der Vulkanierin. „Sie haben bereits einen Plan, mit dem sich dieses Problem lösen lässt.“ T’Prynn diente noch nicht lange auf Vanguard, hatte jedoch bereits beweisen können, dass sie explosive Situationen mit Ruhe und Professionalität zu lösen vermochte.
Sie hob die rechte Augenbraue und wirkte auf einmal noch steifer als sonst. „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten, Commodore, doch ich glaube, der Botschafter ist in diesem Fall besser geeignet.“
„Wirklich? Für alles gibt es ein erstes Mal“, sagte Reyes. Er konnte sich an keine Situation erinnern, bei der T’Prynn – oder andere Vulkanier – jemals zugegeben hatten, mit einer Aufgabe überfordert zu sein
Bei T’Prynn schien das sogar zuzutreffen. Nach der Zerstörung der
Bombay
durch die Tholianer hatte sie maßgeblich dafür gesorgt, dass ein Krieg vermieden wurde. Dabei hatte sie zwar recht unorthodoxe, unmoralische und sogar illegale Methoden eingesetzt, doch sie hatte Reyes die Resultate geliefert, die er benötigte. Ein Krieg war verhindert worden, trotzdem hatte Reyes viele Nächte lang wach gelegen und sich gefragt, ob er richtig gehandelt hatte.
Heiligte der Zweck die Mittel?
Reyes verschob diese Gedanken auf einen späteren Zeitpunkt, dann wandte er sich an Jetanien. „Okay, welches Ass haben Sie denn noch im Ärmel?“
„Eine Art Gipfeltreffen zwischen den klingonischen und tholianischen Delegierten auf dieser Station würde ich für vernünftig halten“, sagte der Botschafter. „Wenn wir hier zusammenarbeiten, gelingt uns vielleicht ein Abkommen, dem alle Parteien zustimmen können.“
Bei der Vorstellung von einem Raum, in dem sich Klingonen, Tholianer und Jetanien über einen längeren Zeitpunkt aufhielten, begannen die Kopfschmerzen in Reyes’ Schläfen stärker zu pochen. „Die Zeit könnten wir uns sparen“, sagte er, „und einfach die Selbstzerstörung der Station auslösen.“
Auf Vanguard hielten sich Botschafter der Föderation, des Klingonischen Imperiums und der tholianischen Versammlung auf. Das war von Anfang an so beabsichtigt gewesen, aber Reyes hatte das nie gefallen. Tholainer begegneten allen, die nicht zu ihrem Volk gehörten, ablehnend und misstrauisch, was sie zumindest berechenbar machte. Klingonische Politiker waren anspruchsvoller, da sie ständig zwischen dem Ehrenkodex ihrer Kriegerkaste und dem subtileren und hinterhältigerem Verhalten, das ihr diplomatisches Korps zu charakterisieren schien, wechselten.
In letzterem gleichen sie allen Politikern
.
Reyes musste jedoch zugeben, dass es in der augenblicklichen Lage praktisch war, Angehörige der anderen Regierungen an Bord zu haben. Er fragte sich allerdings, ob es Jetanien, trotz
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