Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
waren – doch ihre Zeit verbrachten sie damit, Lieutenant Xiong zu unterstützen. Die Gruft bot ihnen alles, was sie brauchten, sogar Schlafquartiere und eine Messe. Sie kannten nur ein Ziel: das Rätsel der Taurus-Region zu lösen.
Die Arbeitsbereiche im hinteren Teil der Halle boten mehr Privatsphäre als die vorderen Räume. Xiong tippte einen Code in den Tastaturblock neben seiner Labortür ein, dann betrat er den Raum. Er ignorierte die Berichte, Datentafeln, Bücher und Computerpatronen, die sich an den Wänden stapelten und warf seinen Rucksack auf das schmale Feldbett. Dann hörte er eine laute, donnernde Stimme hinter sich.
„Lieutenant! Sie sind wieder da!“
Xiong drehte sich um. Ein kleiner, dicker Tellarit, dessen Laborkittel ihm bis über die Knie reichte, watschelte auf ihn zu. Graue, ungekämmte Haare umgaben sein faltiges Gesicht. Dr. Varech jav Gek grinste breit und kam Xiong mit ausgebreiteten Armen entgegen.
Der Lieutenant lächelte. „Hallo, Dr. Gek“, sagte er, als sein Kollege das Labor betrat.
„Schön, Sie wiederzusehen.“ Gek setzte sich, ohne auf eine Aufforderung zu warten, auf einen der beiden Stühle. „Wir haben viele unterschiedliche Geschichten gehört, wissen Sie?“
„Geschichten?“ Stirnrunzelnd setzte sich Xiong auf den zweiten Stuhl. „Von wem?“
Gek wischte seine Skepsis mit einer Handbewegung zur Seite. „Ach, Sie wissen ja, was hier unten immer geredet wird.“ Er lachte nervös. „Die Gerüchte fingen an, als unsere Datenverbindung mit Erilon abbrach. Dann berichtete uns Commodore Reyes von dem Angriff auf die
Endeavour
und das Forschungsteam und dann … nun, der Gedanke, dass eine Lebensform in den Ruinen gefunden wurde … das ist einfach …“
Xiong wollte nicht, dass die letzte Mission der
Endeavour
und die tragischen Todesfälle in der Gerüchteküche landeten. Er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte. „Glauben Sie nicht alles, was Sie hören und vielleicht missverstehen, Doktor. Bisher haben wir noch keine Erklärung für die Ereignisse an der Ausgrabungsstätte.“
Gek lächelte ebenso unbeholfen wie wissend. „Das weiß ich doch. Aber Sie müssen zugeben, dass der Gedanke daran faszinierend ist. Die Erilon-Artefakte sind schließlich eine Million Jahre …“
„Das wissen wir nicht“, unterbrach ihn Xiong.
„Äh, hunderttausende von Jahren alt“, fügte der Tellarit hinzu. „Aber die Entdeckung einer Lebensform ist trotzdem bemerkenswert!“ Er machte eine Pause, so als erwarte er Zustimmung. Als Xiong nicht antwortete, räusperte sich Gek und fuhr ruhiger fort. „Wie sah sie aus? Ich meine die Lebensform.“
„Sie sah
tödlich
aus, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.“ Xiong konnte seinen Ärger über die taktlosen Fragen des Wissenschaftlers nicht mehr länger verbergen. Der Tellarit sah ihn schweigend an, und Xiong erinnerte sich daran, dass diese Taktlosigkeit mit seinem kulturellen Umfeld zu tun hatte. Tellariten neigten dazu, so direkt und taktlos zu sein wie …
Ich
.
„Nun, das … ich war nur neugierig“, sagte Gek in die peinliche Stille hinein.
Xiong seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich weiß, Gek. Ich bin nur … müde, das ist alles.“
Er wollte nicht erzählen, was auf Erilon geschehen war, doch er wusste, dass logisch betrachtet, sein Freund und Kollege der richtige dafür war. Innerhalb der Sternenflotte galt er als einer der größten Experten auf den Gebieten der theoretischen Chemie und der Molekularphysik. Außerdem würde er allen anderen Kollegen von Xiongs Beobachtungen erzählen und ihm damit ersparen, die Geschichte immer wieder zu durchleben.
„Ich habe gesehen, wie dieses Ding Leute umbrachte, Gek“, sagte er nach einem Moment. Er richtete seinen Blick auf eine der Datentafeln auf seinem Schreibtisch, ohne zu wissen, warum. „Es fällt mir schwer, das objektiv zu betrachten.“
Trotzdem beschrieb Xiong anfangs zögernd, dann immer flüssiger, was geschehen war. Ihm wurde kalt, als er an das gewaltige schwarze Wesen dachte und an das Massaker, das es verursacht hatte. Zu seiner Überraschung schwieg Gek geduldig und hakte nicht nach, was ihm schwerfallen musste.
„Ich habe noch nie von einem solchen Wesen gehört“, sagte er, als Xiong geendet hatte. „Können Sie sich an noch an etwas anderes erinnern?“
Der Lieutenant schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“ Schulterzuckend fügte er hinzu: „Ich erinnere mich wirklich an jedes Detail. So etwas
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