Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Willen, nun nicht dem Drang nachzugeben, einfach zu ihm zu rennen und sich an ihn zu klammern oder sich unter ihrem Bett zu verkriechen, bis diese ganze Sache vorüber war.
Ersteres darfst du nicht
, rief sie sich zum wohl hundertsten Mal zur Ordnung,
und letzteres ziehst du um nichts in der Welt durch. Also stell das Gejammer ein und mach deinen Job
.
„Den Blick kenne ich“, sagte Fisher und umfasste ihre Arme mit seinen sanften, Halt gebenden Händen. „Sie haben sich gerade selbst in den Hintern getreten, nicht wahr?“
Desai lachte erneut und löste sich von dem Freund, dann hob sie die Hand und wischte sich die einzelne Träne fort, die sie im Winkel ihres Auges spürte. „Ja, das habe ich wirklich. Es war ohnehin längst fällig.“ Mit einem müden Seufzer blickte sie in Fishers Gesicht. „Wie geht es ihm, Fish?“
„Wie gehabt, vermute ich“, antwortete Fisher mit einem weiteren Achselzucken und nickte in Richtung des Gerichtssaales. „Er ist bereit, es anzugehen. Und hat sich dem überantwortet, was passieren wird. Um sich schert er sich keinen Deut, glaube ich, aber er macht sich echte Sorgen um Sie.“
Sie nickte. „Ich mir auch um ihn.“ Sie und Reyes hatten vereinbart, sich erst nach der Verhandlung wiederzusehen. Ihre Beziehung durfte Rana in der Ausübung ihrer Pflicht nicht im Geringsten beeinträchtigen, jetzt weniger denn je. Das öffnete nur Überprüfungen und Anschuldigungen eines Verfahrensfehlers Tür und Tor und spielte somit der Gegenseite in die Hände. Desai wusste, dass es nur einen Weg für sie gab. Er bestand darin, diese unangenehme Angelegenheit schnellstmöglich zu beenden.
Also leg los
.
Fisher war klug genug, während ihres erneuten inneren Zwiespalts zu schweigen. Respektvoll wartete er ab, bis sie sich abermals gefangen hatte.
Desai atmete tief ein, hob die Hand und berührte Fisher sanft an der Brust. „Ich sollte wieder zur Arbeit zurückkehren.“
Ein leichtes Lächeln durchbrach Fishers gelassene Pose. „Ich auch.“ Er begann, den Raum zu durchqueren, dann hielt er inne und drehte sich wieder zu ihr. „Übrigens habe ich gelogen. Den Großteil Ihres Eröffnungsmonologs habe ich mitbekommen. Machen Sie sich keine Sorgen, bei der Verhandlung nicht ernstgenommen zu werden. Tun Sie, was Sie tun müssen, dann klappt das schon.“
Desai sah ihn mit frischer Verunsicherung an. „Auch wenn das bedeutet, Diego ans Kreuz zu nageln?“
Fisher ging zum Ausgang, dessen Türen sich bereits für ihn öffneten. „Wenn das Ihr Job ist, dann ja“, sagte er, als er das Zimmer verließ. „Diego würde nichts anderes erwarten.“
„Ach, verdammt“, rief Desai, während sich die Türen hinter dem Doktor schlossen. „Ich wusste, dass Sie das sagen würden.“
Kapitel 13
Sonnenaufgang auf Cestus III.
In einem weiten Innenhof, dem Zentrum des erst kürzlich auf dieser Welt errichteten Föderationsaußenpostens, stand Captain Daniel Okagawa und atmete die kühle Morgenluft ein. Noch war es nicht so schwül wie am späteren Tag. Die Temperatur war niedrig, aber angenehm, und um ihn herum herrschte eine Ruhe, die ihn an die Zeltausflüge mit seinem Vater erinnerte. Okagawa war seit Kindertagen ein Frühaufsteher und genoss die Morgen sowie die kurzen Momente der Stille, die sie boten, bevor der Trubel des Arbeitstages einsetzte. Er blickte zur Sonne, die gerade über die Berge, die die Kolonie im Osten begrenzten, kletterte und lange Schatten über den Hof und das knappe Dutzend darin befindlicher Gebäude warf. Eine Gruppe aus Angehörigen der Sternenflotte, zivilen Kolonisten, Ingenieuren und Hilfsarbeitern der Kolonie bewegte sich zwischen den Gebäuden und der die Siedlung wie ein Zaun umgebenden hohen Wand aus Thermozement.
„Was ich immer schon sagen wollte, Commodore: Diese Wand finde ich ästhetisch höchst interessant“, sagte Okagawa zu seinem Begleiter, Commodore Howard Travers, während sie gemeinsam aus dem Verwaltungsgebäude der Kolonie traten. „So etwas sieht man heutzutage kaum noch.“
„Nennen Sie mich altmodisch“, sagte Travers lächelnd und legte die Hände auf seine Hüfte. „Aber sie erinnert mich an eine Burg oder an die Forts, welche die amerikanische Armee einst baute, um die Siedler des neunzehnten Jahrhunderts auf ihrem Weg nach Westen zu beschützen. Ich schätze, die Wand spricht das Kind in mir an.“ Er lächelte, und Okagawa sah einen Hauch kindlichen Übermuts in den Augen des Commodores. Travers war ein großer, schlanker
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