Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
Die Liste seiner militärischen und diplomatischen Leistungen ist so lang wie die seiner Errungenschaften in Forschung und Wissenschaft. Angesichts der Situation, welcher wir uns hier draußen gegenübersehen, ist er die ideale Wahl für den Posten des Kommandanten dieser Station.“
Cooper mochte nicht, wie das klang, doch konnte er nicht widersprechen. Nogura war für sein regelgetreues Handeln bekannt, hatte aber des Öfteren für Diskussionen gesorgt, weil er dazu neigte, sich nicht genau an die kalten und leblosen Worte zu halten, aus denen diese Regeln bestanden. Sondern an den Geist, der hinter ihnen steckte.
Das Geräusch vom Dock den Gang herabkommender Schritte lenkte Coopers Aufmerksamkeit ab. Als er sich umblickte, sah er eine Frau, ebenfalls in der Uniform eines Flaggoffiziers der Sternenflotte. „Admiral an Deck“, rief er aus und nahm erneut Haltung an, während die Frau über die Schwelle trat, welche den Hafen von der eigentlichen Station trennte. Sie trug eine schwarze Hose und ein rotes Oberteil, statt des für weibliche Offiziere üblich gewordenen Rockes. In ihrer Hand trug sie eine blanke schwarze Aktentasche. Ihr braunes Haar war zu einer kurzen, feminin wirkenden Frisur geschnitten und reichte nicht über ihren Kragen. Cooper erkannte graue Strähnen an den Schläfen und oben auf ihrem Kopf. Krähenfüße waren in den Winkeln ihrer Augen sichtbar, und ihr Mund war von einigen Falten umgeben. Cooper wusste, dass sie Mitte Fünfzig war – aber nur, weil er ein wenig nachgeforscht hatte, als er erfuhr, dass sie auf dem Weg zur Station war.
Und los geht’s
. Bei dem Gedanken spürte er, wie er innerlich nervös wurde.
„Erbitte Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Commander“, sagte sie und näherte sich Cooper.
„Gewährt, Admiral“, sagte Cooper. „Willkommen auf Sternenbasis 47. Ich bin Commander Cooper, der Erste Offizier.“ Rasch stellte er auch Fisher und Jetanien vor.
Der Admiral nickte. „Gillian Moratino vom JAG-Korps der Sternenflotte. Ich bin hier, um den Vorsitz bei Commodore Reyes’ Verhandlung zu führen.“ Mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen sagte sie: „Ich vermute, Sie haben mich erwartet.“
„Das ist noch untertrieben, Admiral“, sagte Jetanien.
„Ja, das höre ich oft.“
Cooper wusste über Moratino nur, was ihm der Hauptcomputer gezeigt hatte. Sie war eine fähige Juristin und hatte bereits große wie kleine Verhandlungen vor einem Militärgericht geleitet. Sie galt als kontrollierte Frau, deren Urteil stets sachlich und fair der Gesetzeslage entsprach. Für Showeinlagen im Gerichtssaal hatte sie angeblich nichts übrig; sie bevorzugte eine Konzentration auf die Fakten des Falles und klare Zeugenaussagen. Angesichts des Trubels, der um die gegen Reyes vorgebrachten Anschuldigungen gemacht wurde, und mit Blick auf die Aufmerksamkeit, die die Verhandlung in den Medien, bei den Angehörigen der Flotte und unter der zivilen Bevölkerung bereits erhalten hatte, war Moratino in Coopers Augen eine ideale Vorsitzende. Unter ihr würde sich die Verhandlung nicht in einen Zirkus verwandeln.
„Kann ich etwas für Sie tun, Admiral?“, fragte er.
Ein schwaches Lächeln umspielte Moratinos Mund. „Ich hörte, Sie hätten hier ein bis zwei Läden, in denen man einen anständigen Drink bekommt. So einer käme mir jetzt ganz recht, besonders wenn er auch noch eine Mahlzeit zaubern kann, die nicht aus einem Nahrungsverteiler stammt.“
„
Manón‘s Kabarett
, Admiral“, schlug Cooper vor. „Ist ein ziviles Unternehmen, aber de facto längst zum Offiziersclub geworden.“ Sein innerer Zyniker sagte ihm, dass das Wissen über die Ankunft der Frau, die möglicherweise über Commodore Reyes’ Schicksal entschied, binnen vierundzwanzig Stunden die Runde gemacht haben würde. Und wenn dem so war, hatte Moratino sicher nichts gegen ein letztes Mahl in Stille – bevor jeder auf der Station wusste, wer sie war.
Cooper sah zu Jetanien. „Botschafter, wären Sie so freundlich, den Admiral zu eskortieren?“
Der Chelone neigte den Kopf. „Es wäre mir eine Ehre. Soweit ich weiß, ist der tarelianische Schneckeneintopf heute Abend besonders schmackhaft.“
„Haben Sie das Geräusch auch gehört?“, fragte Fisher gedehnt. „Das war mein Appetit, wie er durch die Luftschleuse ins All floh.“
Kapitel 22
Lieutenant Holly Moyer hatte die vergangenen Stunden über ihren Schreibtisch gebeugt zugebracht. Nun richtete sie sich auf und stieß ein müdes
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