Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
JAG-Korps der Sternenflotte. Sie entheben Sie Ihres Postens als Anklägerin von Commodore Reyes und setzen mich als Ersatz ein.“
Desai nickte, nahm die Karte und betrachtete sie, als könne sie ihren Inhalt erahnen. „Nun, das war zu erwarten. Es wäre nett gewesen, wenn uns JAG die Entscheidung mitgeteilt hätte,
bevor
mein Stab und ich einen Monat lang 24-Stunden-Schichten schoben, um uns auf den Fall vorzubereiten.“
Auf Serebs dicker Nase bildeten sich Falten, und er stieß ein kurzes Grunzen aus. „Wie geht ihr menschlicher Spruch noch einmal? Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, nicht wahr?“ In einer Geste, die Moyer untypisch für einen Tellariten fand, ließ er tatsächlich so etwas wie Sympathie erkennen. „Betrachten Sie dies nicht als Anfechtung Ihrer Integrität oder Professionalität, Captain. Niemand stellt Ihren Charakter in Frage, oder Ihre Befähigung, diesen Fall zu verhandeln. Die Sternenflotte will bei einer Verhandlung dieser Größe einfach nicht die Möglichkeit offenlassen, unvorschriftsmäßig zu erscheinen.“
Dafür hat sie aber lange gebraucht
, dachte Moyer. Sereb war den ganzen Weg von der Erde gekommen; offensichtlich meinten es die Sternenflotte und vielleicht sogar der Föderationsrat ernst damit, diese Sache zu Ende zu bringen. Es würde keine Mauscheleien geben, keine Versuche einer Schadensbegrenzung oder Abweichung vom Thema. Diego Reyes würde sich einem der talentiertesten Ankläger in der juristischen Gemeinschaft der Sternenflotte stellen müssen. Mosh zelev Sereb hatte einen guten Ruf; noch nie hatte er einen Fall verloren, selbst nicht bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er als Verteidiger aufgetreten war. Seine Ethik war unantastbar, und er verband die brüske tellaritische Sturheit mit einer unnachgiebigen Arbeitseinstellung. Reyes’ Anwalt, Commander Nathan Spires, hatte einiges vor sich.
Desai blieb ruhig und gefasst, doch Moyer sah in ihren Augen, dass der Captain Schwierigkeiten hatte, zu akzeptieren, was sie doch als unvermeidlich ansah. Und in den langen Tagen der Einsiedelei, während derer sie ihren Fall vorbereitet hatten, hatte auch Moyer das stets gewusst. Desai hatte dem JAG ihre Beziehung zu Commodore Reyes offengelegt – in dem Moment, in dem klar wurde, dass sie ihn würde verhaften müssen. Sie selbst hatte angeboten, sich aus der Verhandlung rauszuhalten, da die Öffentlichkeit ihr als Klägerin einen Interessenskonflikt und Vorurteile unterstellen konnte. Doch anstatt ihr Angebot anzunehmen, hatte das JAG von seiner Sorge über die abgeschiedene Lage der Station geschwafelt, und von der Schwierigkeit, genügend Flaggoffiziere aufzutreiben, die dort im Ausschuss eines Militärverfahrens sitzen könnten. Und Desai und ihre Leute hatten sich in die Arbeit gestürzt.
Den Blick abermals auf Sereb gerichtet, nickte Desai. „Meine Assistentin wird sich darum kümmern, dass Sie alles erhalten, was mein Stab und ich zusammengestellt haben. Bringen Sie selbst Assistenten oder Mitarbeiter mit?“
„Nein“, antwortete Sereb und deutete auf die Datenkarte in Desais Hand. „Zu den Befehlen gehört auch meine Berechtigung, mir alles und jeden aus Ihrem Büro zu nehmen, das oder den ich benötige.“ Mit einem Blick über die Schulter fügte er hinzu: „Lieutenant Moyer kommt mit den besten Empfehlungen. Es wäre unklug von mir, die Zeit, die sie bereits in den Fall investiert hat, zu verschwenden. Sofern Sie keine Einwände haben, Captain, bitte ich daher um Moyers Unterstützung.“
Es dauerte eine Weile, bis dies zu Holly durchgedrungen war, dann konnte sie sich den schockierten Ausdruck nicht verkneifen, der auf ihrem Gesicht erschien. „Wie bitte?“, fragte sie, räusperte sich aber sofort, als sie ihren Lapsus bemerkte, und nahm wieder Haltung an. „Verzeihung, Captain.“ Der Gedanke, Sereb zu assistieren, war gleichzeitig aufregend und erschreckend. Natürlich wäre es ein wertvoller Vermerk in ihrer Dienstakte, dem distinguierten Anwalt zur Hand gegangen zu sein – aber bei diesem Fall? Ihr Unbehagen über die Tatsache, Commodore Reyes tatsächlich vor einem Militärgericht zu sehen, kam mit voller Wucht zurück. Bisher hatte sie das drohende Ereignis immer als etwas Abstraktes sehen können, etwas, das vielleicht gar nicht Wirklichkeit wurde. Doch Serebs Anwesenheit bewies, wie real es war. Es würde geschehen, und sie würde eines der Instrumente sein, mit denen über das Schicksal des Mannes entschieden wurde, den sie sehr
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