Star Trek - Vanguard 06 - Enthüllungen
Reyes war aber über den Punkt hinaus, sich Hoffnungen zu machen.
»Das heißt also, wir haben Traelus definitiv verloren?«
, fragte Nassir.
Reyes nickte. »Sieht so aus. An der Benachrichtigung der Klingonen ist nichts zu rütteln. Das Diplomatische Korps und der Föderationsrat stimmen darin überein, dass uns die Hände gebunden sind. Traelus gehört jetzt den Klingonen.«
»Das wird die Tholianer nicht begeistern«
, warf Nassir ein.
»Wären wir die Ersten dort gewesen, hätte es sie aber auch gestört. Traelus liegt furchtbar nah an der tholianischen Grenze – und wenn man bedenkt, wie gern die Tholianer ihre Grenzen spontan ausdehnen …«
Wie Reyes wusste, teilten viele Personen in den hohen Hallen des Flottenkommandos diesen Denkansatz. Wo sich die Föderation auf die schlichte Kolonisierung des Traelus-Systems beschränkt – und sei es nur als Tarnung für die weitere Erforschung von Traelus II, dem Meta-Genom und dessen Erschaffern – und die Tholianer in Ruhe gelassen hätte, dürften die Klingonen andere Saiten aufziehen. Zumindest befürchteten dies die taktischen Denker der Sternenflotte. Nicht mehr lange, und die tholianische Regierung würde über klingonische Drohgebärden klagen. Und das, so fürchteten alle, wäre erst der Anfang.
Aber was, wenn die Klingonen irgendwie auf das Meta-Genom stießen und erkannten, wie interessiert die Sternenflotte an ihm war?
»Hören Sie auf, mich aufzumuntern, Captain«, sagte Reyes und versuchte sich mehr schlecht als recht an einem Lächeln, das dem Tadel seine Schärfe nehmen sollte. »Wir werden uns ein andermal um die Tholianer und die Klingonen sorgen müssen. Und Ensign Theriault muss sich nach einem neuen Spielplatz umschauen. Gibt es sonst noch Berichtenswertes?«
Nassir schüttelte den Kopf.
»Nur dass wir müde sind und ein wenig Landurlaub wirklich zu schätzen wüssten.«
»Ist angekommen«, erwiderte Reyes. Seine Finger trommelten auf die Tischplatte. »Ich werde mein Möglichstes versuchen, Ihnen Freizeit zu ermöglichen, sobald sie zurück sind und es die Mission erlaubt. Sichere Reise, Captain. Wir sehen uns in ein paar Wochen.«
Nassir hob den rechten Zeigefinger an die Schläfe, salutierte formlos.
»Danke, Commodore. Nassir Ende.«
Sein Gesicht verschwand, als die Subraumverbindung getrennt wurde, und der Monitor zeigte wieder die Statusanzeigen, die Reyes auch auf dem größeren Bildschirm in seinem Büro ständig sah. Der Commodore betrachtete sie kurz. Einige rote Zeilen fielen ihm auf, verwiesen sie doch auf die Systeme, an denen Lieutenant Ballards Ingenieurteams gerade werkelten.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Reyes stutzte und wandte sich um. Wer mochte ihn zu dieser späten Stunde aufsuchen, noch dazu persönlich? »Herein«, rief er.
Als die Tür beiseiteglitt, sah er zu seiner Überraschung Captain Rana Desai vor der Schwelle stehen, die Uniform so glatt und makellos, als habe sie sie eben erst angezogen.
Reyes erhob sich und sah zum Chronometer auf seinem Tisch. »Captain«, sagte er mit wachsender Verwirrung. »Verzeihen Sie, aber hatten wir einen Termin, den ich vergessen habe?«
Desai trat ein. Anders als nahezu immer seit ihrer ersten Begegnung in seinem Büro trug sie keine Datentafel bei sich. Dabei hatte Reyes diese inzwischen für einen Teil ihres Körpers gehalten. »Nein, Sir«, sagte sie, »ich komme nicht dienstlich.« Dann hielt sie inne, sah sich um. »Entschuldigung, Commodore. Sind Sie beschäftigt?«
»Ganz und gar nicht«, antwortete er und zeigte ihr die leeren Hände, als könne das seine Worte unterstreichen. »Was kann ich für Sie tun?«
Sie räusperte sich und sah auf ihre vor der Hüfte gefalteten Hände. »Ich … Ich komme gerade aus meinem Büro und frage mich, ob Sie mir bei einem späten Abendessen Gesellschaft leisten würden.«
Reyes war nicht fähig, seine Überraschung zu verbergen. »Das klingt großartig. Ich … Ich kam gar nicht zum Essen. Papierkram. Die Krux eines Kommandanten und so.«
Hör auf zu labern, du Idiot
.
Ihren ersten Abend hatten sie in aller Ruhe im Offiziersclub verbracht, und auch wenn sie sehr professionell geblieben waren, hatte Reyes nicht übersehen können, dass Desai auf mehr aus war. Genau wie er. Doch beide hatten ihren Gefühlen nicht nachgegeben, und nach dem Essen war er in sein Büro und zu den aufgestauten Berichten zurückgekehrt – zumindest offiziell – und sie zu den Mühen der Einarbeitung in einen neuen Posten. Reyes fragte sich
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