Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
lassen?«
»Nie im Leben«, entgegnete Reyes.
Fisher bat die beiden Sicherheitsoffiziere, vor der Tür seines Büros zu warten, was sie allerdings erst taten, nachdem er sie davon überzeugt hatte, dass es keine geheimen Ausgänge aus seinem engen, unordentlichen Arbeitsraum gab. Dann führte er Reyes zu einem der beiden Stühle, die an einem kleinen Konferenztisch in der hinteren Ecke des Raumes standen. Der Arzt holte zwei Gläser aus einem Schrank und goss eine großzügige Menge Bourbon in jedes davon.
»Ich schätze, du kannst nicht einmal mir sagen, wo du hingehst«, sagte Fisher und setzte sich.
Bevor er antwortete, nippte Reyes an seinem Glas und genoss das weiche, warme Gefühl, während der Alkohol seine Kehle hinunterrann. »Nachdem ich so lange das verwässerte Ungezieferspray getrunken habe, das auf diesem Schiff als Schnaps verkauft wird, kannst du dir gar nicht vorstellen, wie gut das schmeckt.« Er warf über die Schulter einen Blick zur Tür. »Ich darf weder dir noch sonst jemandem sagen, dass ich nach Caldos II fliege.«
Fisher schmunzelte. »Ich bin nie da gewesen, habe aber gehört, dass es nett sein soll.«
Die Koloniewelt war einer von fünf Orten, die Nogura als idealen Platz vorgeschlagen hatte, an dem Reyes entsprechend der Vereinbarung »verschwinden« sollte. Auch wenn die ursprüngliche Kolonie gut etabliert war und weiter wuchs, waren die Kolonisten stolz darauf, die Lehren von Individualität und Privatsphäre nicht vergessen zu haben. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Familien aufmachten und sich weit entfernt vom Zentrum der Kolonie entweder tief in einem der großen Wälder des Planeten oder in einer der entlegenen Bergregionen niederließen. »Da gibt es sehr viel Planet für jemanden, der einen schönen Platz für seinen Ruhestand sucht«, hatte Nogura gesagt. Das Angebot wurde dadurch versüßt, dass Exil in Reyes’ Fall nicht völlige Isolation bedeutete. Er würde eine neue Identität bekommen, damit er unter den anderen Kolonisten leben konnte, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen.
»Ich war erst nicht besonders angetan von der Idee«, gestand Reyes, »aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto besser klang es. Außerdem kann ich abgesehen von Gefängnis mit allem leben. Und wer weiß? Vielleicht werde ich da eines Tages sogar glücklich.«
»Das würde ich wirklich sehr gern erleben«, erwiderte Fisher lächelnd und trank einen Schluck aus seinem Glas. »Wie viele Leute wissen davon?«
Reyes zuckte mit den Achseln. »Du, ich, Nogura und zwei oder drei seiner Freunde im Sternenflottenhauptquartier, die die ganze Sache angeleiert haben.«
»Dann wird es vermutlich auch irgendwo in einer Akte vermerkt «, meinte Fisher. »Du musst ja schließlich deine Pension kriegen.«
»Das stimmt.« Nogura hatte dafür gesorgt, dass Reyes finanziell unterstützt wurde. Es war zwar nicht so viel, wie ihm bei einem offiziellen Rücktritt aus der Sternenflotte zugestanden hätte, aber es würde für ein ruhiges, anonymes Leben auf einer Koloniewelt der Föderation mehr als ausreichen. »Aber abgesehen davon werden sie höchstens ab und zu mal nach mir sehen und mich ansonsten in Ruhe lassen. In zehn Jahren wird niemand mehr wissen oder wissen wollen, wer ich bin oder war, und damit kann ich leben.« Er hatte Nogura versprochen, dass er diese großzügige Revision seines Urteils anerkennen und sogar würdigen würde, und er hatte nicht vor, sein Wort zu brechen, und sei es aus keinem anderen Grund, als den Admiral nicht zu beleidigen, der sich derart für ihn eingesetzt hatte.
»Was willst du mit deiner ganzen Freizeit anstellen?«, fragte Fisher, nachdem er noch einen Schluck aus seinem Glas getrunken hatte.
»Endlich mal mehr lesen«, erwiderte Reyes. »Kannst du mir da was empfehlen?«
Fisher nickte und stieg auf das Spiel ein. »Ich habe dir eine perfekte Buchauswahl gegeben, doch du hast sie in die Luft jagen lassen. Wollen wir hoffen, dass es auf Caldos II eine gut ausgestattete Bibliothek gibt.«
Mit einem Kichern leerte Reyes sein Glas und schnitt eine Grimasse, als er den Bourbon herunterschluckte. »Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr angeln. Damit könnte ich jetzt wieder anfangen.« Als er sich noch einen Drink eingoss, kam ihm ein schelmischer Gedanke. »Ich sollte mir ein altes Boot kaufen, es in Eigenarbeit reparieren und dann für Angeltouren vermieten. Das würde diese Admiräle bei der Sternenflotte in den Wahnsinn treiben.« Er hielt
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