Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
sich um und sah, wie Xiong aus dem Aufwachraum humpelte. Die Trainingshose des Lieutenants sah lustig aus, weil das rechte Hosenbein oberhalb des Knies abgeschnitten war und das servooptimierte Korsett freilegte, das das komplett eingewickelte Knie entlasten sollte. „Mr. Xiong. Immer noch in einem Stück, wie ich sehe.“
„Dank Ihnen, Captain.“ Xiong bewegte sich vorsichtig zu seinem Biobett, indem er einen Schritt nach dem anderen machte. Auf dem Bett warteten ein sauberes, blaues Uniformhemd und seine Ausrüstung, die aus einem Kommunikator und einem Trikorder bestand, fein säuberlich aufgereiht auf seine Rückkehr.
Dr. Piper kam aus dem Aufwachraum und hielt einen kleinen Plastikbehälter mit einem Etikett. Er übergab ihn Xiong. „Nehmen Sie eine davon, bevor sie schlafen gehen. Es wird die Schmerzen und die Schwellung reduzieren und die Heilung beschleunigen.“
„Ich danke Ihnen, Doktor.“ Xiong stellte die Plastikflasche auf seinem Hemd ab und schlug sie damit halb ein. Er starrte seine Sachen für einen Moment an und seine Hände verkrampften sich um den Stoff.
Kirk sah dem jungen Mann die Selbstvorwürfe an, diesen gehetzten Ausdruck auf sich selbst gerichteten Zorns. Er hatte ihn schon auf seinem eigenen Gesicht gesehen – acht Jahre zuvor, nach dem Moment erschreckten Zögerns auf Tycho IV, der zum Tod von beinahe 200 seiner Schiffskameraden an Bord der
Farragut
führte, inklusive dem seines kommandierenden Offiziers, Captain Garrovick.
„Captain“, sagte Xiong. „Ich würde gerne …“
Kirk nutzte die kurze Pause, die Xiong machte. „Wird das eine Entschuldigung, Lieutenant?“
„Ich schätze schon, Sir, ja.“
„Lassen Sie es. Es gibt nichts, was ihnen Leid tun muss.“ Kirk sah, dass Xiong protestieren wollte, und fuhr fort: „Nicht Sie sind dafür verantwortlich, was da unten geschehen ist, sondern ich. Ich befahl das Außenteam, ich führte die Mission an. Sie haben einen überzeugenden Punkt angeführt, warum wir die Grabungsstätte aufsuchen sollten, aber ich habe entschieden, aufzubrechen. Mein Kommando, mein Crewmitglied, meine Verantwortung. Klar?“
Xiong sah nicht so aus, als würde er ihm glauben – was Kirk auch nicht wirklich erwartet hatte – aber er nickte und sagte: „Ja, Sir.“
„Na schön. Gehen Sie in Ihr Quartier und ruhen Sie sich aus. Wir werden in wenigen Tagen wieder auf Vanguard sein.“
Xiong senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Da gibt es noch etwas, das ich Ihnen dringend sagen muss, Captain.“ Er sah plötzlich sehr entschlossen aus und fügte hinzu: „Etwas Wichtiges.“
Xiongs Entschlossenheit weckte Kirks volle Aufmerksamkeit. In dem gleichen leisen Tonfall antwortete er: „Worum geht es, Lieutenant?“
„Ich werde Ihnen sagen, warum die Sternenflotte hier ist“, flüsterte Xiong. „Und warum einer Ihrer Männer heute gestorben ist … Sie haben mein Leben gerettet, Captain. Das Mindeste, was ich Ihnen schulde, ist die Wahrheit.“
Kapitel 16
Anzarosh, die schäbige Raumhafenstadt auf Kessik IV, war einer der deprimierendsten Orte, die Cervantes Quinn jemals besucht hatte.
Die Hände in den warmen Taschen seines Wintermantels verborgen, lehnte er sich gegen den vorderen Landestutzen der
Rocinante
. Die langsam brennende Zigarre, die er zwischen den Zähnen hielt, war zur Hälfte verpafft. Es zischte, als er erneut an ihr zog. Träge Schwaden aus grauem Rauch erhoben sich und verschwanden in der feuchten Luft. Über dem offenen Viereck der Landerampe gähnte ein trostloser grauer Himmel und ein schwacher Nebel kalten Regens nieselte hinab.
Genau wie Quinn es erwartet hatte, wollte Ganz’ Klient ihn in der am weitesten abgelegenen und verkommenen Landerampe zur Strecke bringen, die überhaupt möglich war. Er befand sich inmitten umgeworfener Kraftstoffbehälter, einem aufgebrochenen Versorgungsschrank und sehr viel Rost. Der getünchte Betonboden war von allen Seiten mit Spinnweben überzogen und hatte tiefe Risse. Es war ein Ort, an dem man eine Leiche bequem zurücklassen konnte, weil man sie sicherlich niemals finden würde.
Die vierundzwanzig Behälter, die Quinn aus Vanguard heraus geschmuggelt hatte, standen in vier säuberlichen Reihen aufgeschichtet zwischen der
Rocinante
und den großen hydraulischen Türen, die zu einem unterirdischen Frachtbahnhof führten.
Die Türen öffneten sich. Broon, ungepflegt und ein Bär von einem Mann, schleppte sich herein. Sein offener Mantel flatterte wie
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