Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
sagte Jetanien.
Reyes zog eine Grimasse. „Nun, dass erklärt es ein wenig.“
„Meine Herren“, mischte sich T’Prynn in einem Tonfall ein, der für Reyes’ Ohren verdächtig spöttisch klang. „Die Situation ist nicht so verfahren, wie Sie vielleicht annehmen. Wir haben einige …
diskrete
Möglichkeiten.“
Der chelonische Botschafter drehte sich mit seinem Körper T’Prynn zu; Reyes lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände auf seinem Schoß. „Ich nehme an“, sagte der Commodore, „Sie haben einen Plan?“
Sie hob eine einzelne, dünne Augenbraue. „In der Tat.“
Einige Stunden lang hatten Dockarbeiter hinter einem halbdurchsichtigen Sicherheitsvorhang, der im Haupthangar der Andockrampe aufgehängt worden war, jede Menge zerborstenes Metall und Schiffscontainer, die mit kleineren Trümmern gefüllt waren, aus der
Enterprise
entladen. Eine Ladung nach der anderen wurde in Vanguards Hangar für Reparaturen und Altmaterialverwertung gebracht.
Auf dem Beobachtungsdeck stand Tim Pennington und beobachtete einsam die unscharfen Umrisse der Arbeiter. Er lehnte sich gegen die kalte Wand aus transparentem Aluminium und presste seine Stirn dagegen. Der leere Ort, an dem er sich befand, verschwand aus seiner Wahrnehmung, während er die letzte, traurige Heimkehr der
U.S.S. Bombay
beobachtete.
In den letzten drei Monaten war die Nachricht von der Rückkehr der
Bombay
nach Vanguard stets ein Grund zur Freude gewesen. Doch an diesem Morgen hatte ihn keine Vorfreude geweckt. In der ganzen Station standen die Banner der Föderation auf Halbmast und viele Sternenflotten-Angehörige hatten die Vorschriften missachtet und trugen schwarze Armbänder als Zeichen ihrer Trauer. Pennington hatte fälschlicherweise angenommen, dass die Trauer nach den ersten Tagen etwas nachlassen würde, aber die Nachricht, dass die Überreste der
Bombay
nach Hause kamen, hatte die frische emotionale Wunde wieder geöffnet.
Er hatte beabsichtigt, ein Exposee zu schreiben; jedem zu erzählen, warum das Schiff zerstört worden war und sicher zu gehen, dass Oriana und ihre Kameraden Gerechtigkeit erhielten. Von T’Prynn hatte er gehört, wie sie über den Horchposten auf Ravanar gesprochen hatte, über das Sensorengitter, das von einem ungeschickten Dieb beschädigt wurde. Aber er hatte keinen echten Beweis, keinen Zeugen, von dem er sicher sein konnte, dass er nicht umfallen würde. Er hatte sich heimlich Abschriften von den Tagungen der Untersuchungskommission besorgt, die den Verlust der
Bombay
untersuchte. Es schien darauf hinaus zu laufen, dass man Reyes und seinem Stab vorwarf, das Schiff über Gebühr belastet zu haben, während man es gleichzeitig nicht ausreichend warten ließ. Er hatte darüber nachgedacht, sein Wissen mit der Anklägerin zu teilen, aber er verwarf diesen Gedanken, als er begriff, dass das Fehlen jeglichen Beweises seinen Tipp für sie im Ausschuss noch wertloser machte als für ihn beim FNS.
Um seine aufgestauten Emotionen heraus zu lassen, hatte er stattdessen eine Gedenkschrift verfasst, gefüllt mit persönlichen Erinnerungen und Anekdoten von Freunden und Hinterbliebenen, die ihn damit regelrecht überschwemmt hatten, während er bei ihnen diskret nach weiteren Hinweisen auf das Geheimnis gesucht hatte. Seine persönlichen Beiträge über Oriana hatte er ausreichend verändert, um auch nach ihrem Tod noch ihre Privatsphäre zu schützen – und zu verhindern, dass ihr Ehemann von der Affäre erfuhr. Als er seine eigenen Erinnerungen noch einmal las, war er erschrocken, wie rührselig und banal sie sich anhörten. Allerdings war es der selbe Text gewesen, bei dessen Lektüre seine Redakteurin, Arlys, um die getöteten Männer und Frauen der
Bombay
weinen musste, wie sie ihm später eingestand.
„Du hast ihnen Gesichter gegeben, Tim“
, hatte sie als Antwort auf seine Übertragung geantwortet.
Die Reflexion seiner Trauermiene schaute ihn von der Oberfläche des transparenten Aluminiums aus an. In den letzten Tagen hatte er Zeit gefunden, gründlich nachzudenken, und die zweckmäßige Lüge erkannt, die er sich selbst eingeredet hatte.
Ich habe nicht jede Spur von Oriana aus meinem Leben getilgt, um die Gefühle ihres Ehemanns zu schützen. Mir das ständig zu sagen, war nur eine Ausrede
.
Auf der anderen Seite der Barriere hatte das Entladen ein Ende gefunden. Die
Enterprise
schloss langsam ihre achtern gelegenen Hangartüren und ein Team aus Null-g-Arbeitern in heller
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