Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 8: Aufstieg (German Edition)
geöffnet, die sie beherrschte. Im Idealfall gelang es ihm, beides unter einen Hut zu bringen, aber er musste sich stets darüber im Klaren sein, dass es zwischen Abeloth und dem Vergessenen Stamm ebenso gut erneut zu Spannungen kommen konnte. Und wenn das geschah, musste er dafür sorgen, dass er auf der Gewinnerseite stand.
Obwohl Lügen nützlich waren, galt dies für die Wahrheit zuweilen sogar noch mehr. Deshalb sagte er die Wahrheit. »Ich denke nicht, dass er lügt. Es ist eine kulturelle Tradition, große Ereignisse mit einer prächtigen Feier zu begehen. Es gibt ständig Paraden und Festlichkeiten und derlei. Mit Sicherheit ist sich Lord Vol sehr darüber bewusst, dass es für die Sith ein ausgesprochen wichtiges Ereignis ist, sich mit Euch zu verbünden.«
»Dennoch scheinen mir drei Tage eine sehr lange Zeit zu sein, um den vermeintlichen Ehrengast so lange warten zu lassen.« In ihrer Stimme lag Verärgerung, die er ebenso deutlich in der Macht spüren konnte, kalt und erzürnt.
»Solche Vorbereitungen benötigen nun einmal Zeit«, wandte er ein. »Ich weiß nicht, was er plant.«
Zumindest das war so wahr wie der Umstand, dass die Sonne aufging, auch wenn Tola Annax ihm diesbezüglich vermutlich eine Liste potenzieller Möglichkeiten hätte präsentieren können.
»Nun gut, wir geben Lord Vol seine drei Tage. Ich muss zugeben, ich glaube, dass es mir gefallen wird, im Mittelpunkt so pompöser Festlichkeiten zu stehen. Es ist gut, geehrt und respektiert zu werden.«
»In der Tat. Das wird ein freudiges Ereignis werden. Mir wurde gesagt, dass es eine Parade und anschließend ein Maskenfest geben wird.«
Sie ließ sich einen Moment Zeit, ehe sie amüsiert kicherte. »Ein Maskenfest, wie passend … Ja, das wird mir mit Sicherheit gefallen.«
»Ich kann voller Überzeugung sagen, dass es nichts ähneln wird, das Ihr je gesehen habt.«
»Natürlich nicht. Ich bin mir sicher, dass eine so isolierte Welt ganz einzigartige Traditionen entwickelt hat.« Die Art und Weise, wie sie isoliert sagte, ließ es wie rückständig klingen. Khai zwang sich, jeden Anflug von Verstimmung, der ihn angesichts ihrer Herablassung überkam, zu unterdrücken.
»Dies ist Eure Welt, Schwert Khai«, fuhr sie fort. »Ich weiß, dass Ihr außer Eurer Tochter noch mehr Familie habt. Werdet Ihr ihr vor den Feierlichkeiten einen Besuch abstatten?«
»Ich bin der Anführer dieser Flotte«, erklärte Khai. »Eigentlich hatte ich das nicht beabsichtigt, nein.«
»Tut es«, sagte Abeloth. Obwohl es wie ein Vorschlag klang, wusste Khai, dass es keiner war. »Das gilt auch für alle anderen, von denen Ihr meint, dass sie die Gelegenheit zu schätzen wissen, die Ihren zu besuchen. Ich glaube nicht, dass ich lange zögern werde.«
»Wie Ihr wünscht«, antwortete Gavar Khai, der sich zum hunderttausendsten Mal fragte, was genau sie damit nun wieder meinte.
2. Kapitel
KHAI-ANWESEN, KESH
Die Nacht war wunderschön. Der Mond war groß und voll und tauchte das Land rings um das Khai-Anwesen in einen silberblauen Schein. Gavar Khai lehnte am Balkongeländer des elterlichen Schlafzimmers, nackt bis auf eine leichte, locker fallende Hose. Er hatte das schwarze Haar aus dem üblichen Knoten befreit, sodass es lose über die Schultern floss.
Er blickte auf seinen kybernetischen Arm hinab, hob ihn langsam, ballte und entspannte die Faust. Die Technik war ausgezeichnet. Das Gerät sah in jeder Hinsicht wie ein richtiger Arm aus. Es verfügte über komplexe Sensoren, die sämtliche spürbaren Gefühle nachahmten. In vielerlei Weise war der künstliche Arm einem aus Fleisch und Blut sogar überlegen. Jetzt, wo er den Umgang damit langsam meisterte, wurde ihm bewusst, dass er bald kräftiger und schneller sein würde als mit seiner echten Hand. Falls das zutraf, würde sich die »Entstellung«, die in den Reihen des Vergessenen Stammes so verpönt war, letzten Endes doch noch als Vorteil erweisen.
Aber … nichtsdestotrotz war es eine künstliche Hand, und als er damit eine Stunde zuvor den Körper seiner Gattin liebkost hatte, hatte sich ihre Haut anders angefühlt als sonst. Das war kein Manko – immerhin hatte kein sinnloser Unfall zu diesem Verlust geführt, sondern ein Kampf mit einem der mächtigsten Jedi, die es je gab. Dennoch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass es nicht dazu hätte kommen sollen.
Khai seufzte leise und ließ den Blick abermals über die Landschaft aus felsigen Hügeln und widerstandsfähigen Bäumen
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